Matcha-Hype: Zwischen Kyoto und Kettenbrückengasse

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Seit rund 20 Jahren gibt es den Grüntee in Wien,doch jetzt boomt der Verkauf regelrecht. Ein Lokalaugenschein in Wieden.

Wenige Minuten, nachdem der Laden seine Pforten geöffnet hat, stehen bereits elf Leute in der Schlange. Lange Warteschlangen kennt man sonst eher vom Launch neuer Apple-Produkte oder limitierter Sneakers.

Bei „Cha No Ma“ in der Faulmanngasse in Wieden lassen aber weder Handy noch Schuhwerk die Herzen höherschlagen: Die Menschen sind um das „grüne Gold“ hier – um Matcha .

Aller Anfang ist schwer

Der Hype um das Teegetränk mit hohem Koffeingehalt aus Japan (der KURIER berichtete) ist längst in der Stadt angekommen. 

Das war bei weitem nicht immer so: „Früher haben wir Kostproben auf der Straße verteilt und viele Menschen waren abgeschreckt von der intensiven Farbe“, berichtet Chiaki Kumon, Managerin des Teehauses, über die Anfänge vor rund zwei Jahrzehnten. Viele Passanten hätten die Kostprobe deshalb abgelehnt, erinnert sie sich. 

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Heute ist ein solches Zögern nahezu unvorstellbar. Einen Aufschwung in Sachen Beliebtheit erlebte das Getränk durch Social Media und gesundheitsbewusste Trends. „Dass sich das die letzten Jahre verändert hat, merken wir auf jeden Fall bei der Nachfrage und es freut uns sehr“, sagt Kumon. Begeistert sind auch Liudmila und Dmitry: „Wir kommen seit Jahren regelmäßig her. Für uns ist das ein Stück Japan in Wien“, erzählen die Stammkunden.

Für jeden etwas dabei

Ähnlich wie beim Gewürz Koriander, scheiden sich beim Matcha trotz Hype oft die Geister – entweder man liebt oder hasst es. „Wir möchten unserer Kundschaft Abwechslung bieten“, erzählt Michael Bartenstein. Gemeinsam mit Julian Brave hat er Anfang des Jahres „Chasen Brew“ im 4. Bezirk eröffnet. Angeboten werden deshalb verschiedene Kaffee- und Matchavariationen. 

Auch der Name des Cafés, das es jetzt auch in der Inneren Stadt gibt, ist ein Mix aus grün und braun: „Chasen“ bezieht sich auf den Namen eines Matchabesens, den man zur Zubereitung des Getränks verwendet, und „Brew“ spielt auf das „Kaffee brühen“ an. „Beide Optionen ergänzen sich gut“, ist Bartenstein überzeugt. Und Grüntee biete gleichzeitig auch noch gesundheitliche Vorteile: „Es ist eben nicht nur ein Lifestyle-Getränk.“

Mehr als Lifestyle

Denn der Tee enthält verschiedene Antioxidantien, Aminosäuren und Vitamine. „Matcha ist auch besonders für Personen, die sensitiver gegenüber Koffein sind, geeigneter“, sagt Bartenstein. Mittlerweile ist der japanische Grüntee genauso fixer Bestandteil vieler Morgenroutinen wie Kaffee.

Aber wie trinkt man ihn eigentlich? Eine einzig „richtige“ Trinkweise gebe es nicht: Bei der Zubereitung hätten Kunden bei „Cha No Ma“ unterschiedliche Vorlieben. „Oft beginnen sie gesüßt und wechseln später auf ungesüßte Getränke, teilweise auch ohne Milch“, sagt Chiaki Kumon. „Der beste Matcha kommt aus dem Süden Japans“, sagt sie über das tiefgrüne Pulver.

Auf den Geschmack kommt man auch bei „Chasen Brew“, wo etwa ein „Kotobuki Matcha“, eine hochwertige Sorte, die auch „Ceremonial“ genannt wird, auf der Karte zu finden ist. Auch ausgefallenere Variationen, wie Kokos-Mango-Matcha erfreuen sich großer Beliebtheit.

Klarheit: Die wichtigsten Begriffe

Die Wieden gehört mit 1,8 km² und 33.155 Einwohnern zu den kleineren Wiener Gemeindebezirken - im Wien-Schnitt gehört er dafür zu den dichter besiedelten. Der Bezirk ist bekannt für die Technische Universität und seine lebendige Lokal- und Kulturszene. Johann Strauß Sohn ließ sich hier übrigens - in der heutigen Johann-Strauß-Gasse - ein Palais errichten, das er bis zu seinem Tod bewohnte. Bezirksvorsteherin ist Lea Halbwidl (SPÖ).

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