Warum und wo in Wien nicht zugestellte Pakete verkauft wurden
Der Andrang in der Millennium City war enorm. Noch bis morgen, Samstag wird verkauft. Viele erhoffen sich das große Glück, der KURIER hatte wenig Erfolg.
Es ist die Schnäppchenjagd gemischt mit einer Prise Nervenkitzel, die die meisten hierher treibt. Anders ist das Phänomen, das sich seit einigen Tagen im Einkaufszentrum Millennium City abspielt, nicht zu beschreiben. Hunderte Menschen stehen über Stunden in der Schlange, nur um ein Paket zu erwerben, von dem sie nicht wissen, was drinnen ist.
Genau das ist nämlich das Konzept des französischen Unternehmens „King Colis“, das dieser Tage – noch bis inklusive Samstag, 16. November – ein Pop-up in Wien abhält. Die Firma kauft in großen Mengen Pakete, die nicht zugestellt worden sind an und verkauft sie anschließend – verpackt – weiter. Und zwar nach Gewicht: Zwischen 2 und 2,80 Euro zahlt man pro 100 Gramm.
Haifische im Becken
Der Inhalt ist unbekannt. Goldbarren und Smartphones seien schon gefunden worden, erzählt Antoine Urly, ein Mitarbeiter von „King Colis“. Kein Wunder also, dass die Menschenmassen jedes einzelne Paket genauestens unter die Lupe nehmen. Sie werden angehoben und geschüttelt, wieder hingelegt und das nächste genommen.
Als besonders beliebt erweisen sich beim KURIER-Lokalaugenschein kleine, kantige Pakete. Sobald eine neue Fuhre dieser Päckchen von den Mitarbeitern bereitgestellt wird, stürzen sich die Interessenten darauf als wären sie in einem zu kleinen Becken gehaltene Haifische.
Der Neid spielt dabei eine nicht unwesentliche Rolle. Immer wieder wird geschaut, was der Nachbar in Händen hält und, noch wichtiger, ob er es wieder ablegt. Natürlich hat auch der KURIER sein Glück probiert: Drei kleinere Pakete zu insgesamt rund 40 Euro sind es geworden. Das Ergebnis: Enttäuschend – aber immerhin wurde beim Öffnen gelacht.
Geld schlecht investiert
In einem befand sich eine elektrische Luftpumpe (ab 20 Euro Neupreis), im zweiten ein Organizer, eine Art Aufbewahrungsbox. Wirklich sprachlos machte aber das dritte Paket: Eine Munddusche. Und leider nicht nur nicht mehr originalverpackt, sondern sogar gebraucht. Die Wasserflecken und die braunen Stellen zeugen davon. Und das, obwohl das Unternehmen damit wirbt, dass nur neue Pakete weiterverkauft werden.
Das Geld hätte man also bestimmt besser investieren können und dennoch verzaubert das Konzept. Der Andrang an Kaufwilligen in der Millennium City war dermaßen groß, dass das Anstellsystem überdacht und mehr Security-Personal eingestellt werden musste, berichtet Center-Manager Matthias Franta. Und die Schlange werde von Tag zu Tag länger.
Recht weit hinten in der Schlange stand am Freitag zum Beispiel Hannes mit seiner Frau und seiner Tochter. Nur aus „Neugier“ sei er da, sagt er. “Es wird immer so viel Werbung um alles gemacht und der Rummel ist immer so groß bei allem. Deswegen interessiert mich, was dahinter steckt.“ Wirklich erwarten tue er sich nichts. Andere werden da deutlich konkreter. Toga zum Beispiel wünscht sich etwas Elektronisches, ein anderer Bursche ein Smartphone.
Weiter Pop-ups geplant
Zu kaufen gibt es die Pakete noch am Samstag, so lange der Vorrat reicht. Eine Fortsetzung soll es aber auf jeden Fall geben, auch an anderen Standorten in Österreich, heißt es von „King Colis“.
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