In 3 Minuten 50 vor Ort
Wiens Bürgermeister Michael Häupl schaltete sich Donnerstag in die Diskussion um die Polizeireform neuerlich ein und präzisierte seine Vorstellungen: „Ich kann mir vorstellen, dass am Ende des Tages Wachzimmer im inneren Bereich der Stadt zusammengelegt werden. Ich erwarte aber auch, dass in den Stadterweiterungsgebieten Wachzimmer eröffnen.“
Kernpunkt Anfahrtszeit
Ein Kernpunkt dabei ist die Anfahrtszeit zu den Einsatzorten. Häupl wünschte sich im Ö1-Morgenjournal eine Definition, wie lange die Polizei in Zukunft bei einem Notruf zu einem Einsatzort brauchen darf – ähnlich den bereits bestehenden Regelungen bei Rettung und Feuerwehr.
„Die Wiener Berufsrettung muss in einem Zeitfenster von acht bis maximal zwölf Minuten vor Ort sein. Diese Vorgabe gilt für das gesamte Stadtgebiet und wird auch dokumentiert“, erklärte Sprecher Ronald Packert. Die Wiener Feuerwehr, so Sprecher Gerald Schimpf hat noch engere Zeitvorgaben: „Es gibt 24 Feuerwachen in der Stadt. Von diesen Stützpunkten aus sind wir in maximal acht Minuten an jedem Einsatzort.“ Nachsatz: „Bei extremer Witterung und Stau kann es etwas länger dauern.“
Auf KURIER-Anfrage gab auch die Polizei ihre aktuelle Anfahrtszeit zu den Einsätzen bekannt. „Im vergangenen Jahr brauchten wir im Schnitt drei Minuten und 50 Sekunden pro Einsatz und Fahrzeug“, so Roman Hahslinger aus dem Pressebüro. In Zukunft sollen sich auch nach eventuellen Wachzimmer-Fusionen die Anfahrtszeiten unter Blaulicht und Folgetonhorn nicht verlängern. Häupl dazu: „Ich warte auf das Sicherheitskonzept. Experten werden uns dann sagen, wie lange sie brauchen dürfen.“ Wiens Landeshauptmann wünschte sich im selben Atemzug nicht nur mehr Streifenpolizisten, sondern auch die Verlegung der Inspektionen von Seitengassen auf Hauptstraßen, und verstärkte Polizei-Präsenz an neuralgischen Punkten wie etwa Bahnhöfen.
Daran arbeitet eine Kommission bereits seit Wochen. Denn auch Polizei-Gewerkschaftschef Herman Greylinger bestätigte: „Innerhalb des Gürtels stehen in den Bezirken 5, 6, 7, 8 und 9 mehrere Wachzimmer zur Disposition.“
Greylinger spricht jedoch auch von eklatanter Platznot in den Posten: „Ziehen Kollegen in eine andere Inspektion um, dann kann es in den Unterkünften schon sehr eng werden. Wir kennen Fälle, da müssen sich zwei Kollegen einen Spind teilen.“ Bis Ende Februar, so Landespolizeikommandant Karl Mahrer, wird die Polizeireform auf Schiene sein und präsentiert werden.
Finanzspritze der Stadt
Finanzhilfe könnte von der Stadt Wien kommen. „Die Arbeitsbedingungen für Polizisten müssen stimmen. Es gibt noch immer grausliche Polizeiinspektionen. Ich kann mir vorstellen, dass man da hilft“, sagt Häupl. 2009 suchte der Verein der Freunde der Wiener Polizei um Subventionen für Tatort-Kameras an. Der Gemeinderat bewilligte damals 100.000 Euro.
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