Gewalttat in Kirche: Was ist tatsächlich passiert?
Am Tag nach dem Raubüberfall in der Klosterkirche Maria Immaculata in der Anton-Böck-Gasse in Wien-Floridsdorf ist eines auffällig: Die Fakten rund um die Gewalttat haben sich Stunden danach geändert. Während am Donnerstagabend noch nach zwei Tätern gefahndet wurde, hieß es am Freitag, dass es sich doch nur um einen Mann handeln soll. Auslöser für die falsche Information sollen die widersprüchlichen Zeugenaussagen der Opfer gewesen sein. Die wurden im Lauf des Freitags erneut vernommen. Details zu ihren Aussagen wurden von der Polizei noch nicht veröffentlicht.
Unklar ob es Beute gibt
Die nächste Ungereimtheit dreht sich um das angebliche Diebesgut. Polizeisprecher Patrick Maierhofer erklärte dem KURIER, dass noch nicht sicher sei, ob überhaupt Wertgegenstände gestohlen wurden. Auch, dass angeblich eine Waffe der Ordensbrüder fehlt, konnte die Polizei am Freitag zunächst nicht bestätigen.
Polizeipräsident Gerhard Pürstl äußerte sich im KURIER-Interview zu dem Fall: „Im Augenblick sind die kriminalpolizeilichen Erhebungen im Gang. Es ist von einer reinen
Gewalttat bis zum Raubüberfall alles möglich.“ Derzeit ermittelt jedenfalls die Raubgruppe der Wiener Polizei. Sollten neue Details auf eine Beziehung zwischen Opfern und Täter hinweisen, würde die Gruppe „Leib und Leben“ übernehmen.
Drei der Schulbrüder konnten unterdessen schon wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden. Zwei Männer werden auf der Intensivstation behandelt.
Seit 1857 ist der Orden in Österreich. Damals übernahmen Brüder aus Deutschland das Waisenhaus in Wien-Alsergrund. Seit den 1990er Jahren haben die Einrichtungen den Namen „De La Salle“-Schulen, die in einem internationalen Netzwerk verbunden sind. Im Moment gibt es vier Schulen in Wien. Die Einrichtung im oberösterreichischen Bad Goisern wurde 2012 geschlossen. Offiziell hieß es, dass wirtschaftliche Gründe dahinter steckten. Die Schulbrüder machten Negativ-Schlagzeilen nach Missbrauchsvorwürfen von Schülern. Mit einem Spruch des Landesgerichts für Zivilrechtssachen wurde das Begehren des Ordens auf Unterlassung von Behauptungen über jahrzehntelange sexuellen Missbrauch in den Einrichtungen 2015 abgewiesen.
Schüler und Nachbarn sind besorgt
Nur wenige Menschen sind auf der Straße zu sehen, der KURIER trifft aber Caroline und Michael Pichler. Das Mädchen geht in die De La Salle Schule, die zu der Kirche gehört. Vater und Tochter sind am Freitagvormittag gekommen, weil sich Caroline versichern wollte, dass es den Ordensbrüdern gut geht. Die Schulbrüder sind ihre Lehrer. „Wir haben uns Sorgen gemacht“, sagt Caroline.
Gleich nachdem über die Tat berichtet wurde, haben Schüler eine WhatsApp-Gruppe gegründet, um sich gegenseitig über den neuesten Stand zu informieren. Überhaupt sei die ganze Nachbarschaft in Aufruhr, weil die Schule so ein wichtiger Teil davon sei, sagt Michael Pichler. In der Kirche gibt man keine Auskunft zu den Geschehnissen des Vortags. Dem Hauswart wurde verboten, mit Außenstehenden zu sprechen.
Orden um Aufklärung bemüht
"Der Orden ist in intensiver Zusammenarbeit mit der Polizei um Aufklärung bemüht", sagte der Vorstandsvorsitzende des Schulvereins "De La Salle", Walter Kröner, am Freitag im Interview mit Kathpress. Drei der Opfer konnten demnach bereits in häusliche Pflege entlassen werden. "Unsere Gedanken sind jetzt ganz bei den beiden schwer verletzten Mitbrüdern, und wir hoffen, dass sie bald wieder völlig gesund bei uns sein werden", so Kröner.
Suche nach Motiv
Das Motiv der Täter ist noch unklar, obwohl zunächst von einem Raubüberfall ausgegangen wurde. Polizeipräsident Gerhard Pürstl äußerte sich am Freitag im KURIER-Interview zu dem Fall: "Im Augenblick sind die kriminalpolizeilichen Erhebungen im Gang. Es ist von einer reinen Gewalttat bis zum Raubüberfall alles möglich.
Polizeipräsident Pürstl zu Kirchenüberfall
Die Polizei ist derweil mit den Ermittlungen beschäftigt. Derzeit steht lauf Polizeisprecher Patrick Maierhofer noch nicht fest, ob es sich um einen oder zwei Täter handelt. Die Aussagen der Opfer seien widersprüchlich. Die Männer werden im Laufe des Tages ausführlich einvernommen. Vom dem oder den Tätern fehlt bisher jede Spur. Ein großangelegte Sofortfahndung der Polizei verlief am Donnerstagabend ergebnislos.
Mehr zum Ablauf des Raubüberfalls lesen Sie hier:
Auch Michaela Schmid, die nahe des Tatorts als Versicherungsmaklerin arbeitet, ist besorgt: „Wir haben gesehen wie ein Verletzter abtransportiert wurde und die Polizei hat uns dann gesagt, dass wir im Geschäft bleiben sollen. Wir haben das Licht abgedreht und unsere Söhne informiert, dass sie nicht herkommen sollen. Die Polizei hat uns dann auch gesagt, dass der Fall dubios ist. Am Stadtrand ist es zwar schön, aber es gibt immer wieder Überfälle.“
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