Polizei unter Strom: Zehn Jahre Taser

In Österreich sind derzeit 200 Stück des Taser X26 bei der Polizei im Einsatz.
Die Elektroimpulswaffe ist zu einer gern und oft genutzten Alternative zur Pistole geworden

Fünf Sekunden lang schießen 50.000 Volt Spannung durch den Körper. Das Nervensystem wird lahmgelegt, der Getroffene ist sofort bewegungsunfähig. Das ist die Wirkung eines Tasers. 200 Stück sind bei der Polizei im Einsatz. Die sogenannte „minder gefährliche Waffe“ wird vor allem gegen aggressive Menschen eingesetzt, um sie ohne Schusswaffengebrauch aus der Distanz handlungsunfähig zu machen.

Ein Jahrzehnt nutzt die österreichische Polizei nun schon die Elektroimpulswaffe als Alternative zur Pistole. 211 Einsätze gegen Menschen wurden bis dato verzeichnet, im Vergleich dazu griffen Polizisten im selben Zeitraum 75-mal zur Schusswaffe. Dabei starben neun Menschen. Bei den Taser-Einsätzen wurde hingegen „nur“ eine Frau schwer verletzt, weil die nach den Stromstößen stürzte und sich dabei eine Wunde am Kopf zuzog. Eine Bilanz, die klar die Vorteile des Tasers zeigt.

Nur für Spezialeinheiten

Die Chance diese Waffe einzusetzen, haben hierzulande allerdings nur die Spezialeinheiten der Polizei. Die Wega, das Einsatzkommando Cobra sowie die Einsatzgruppe zur Bekämpfung der Straßenkriminalität dürfen Taser mit sich führen. Abgesehen davon tragen auch Beamte in Polizeianhaltezentren Taser. Dort wurde er aber bisher nur vier Mal benutzt.

Seitens der Polizeigewerkschaft heißt es, dass der Taser bei Spezialeinheiten derzeit am besten aufgehoben sei: „Es gibt keine Ambitionen der Beamten, Taser auch im Streifendienst zu benutzen“, erklärt Vorsitzender Reinhard Zimmermann.

Die Benützung der offensichtlich gern verwendeten Waffe ist nämlich an sehr strenge Auflagen gebunden, wie Experte Hermann Zwanzinger erklärt: „Es ist vorgeschrieben, dass bei jedem Taser-Einsatz ein Defibrillator mitgeführt werden muss. Außerdem bedarf es einer ausführlichen Einschulung und wiederholten Trainings, um mit dem Taser sicher umgehen zu können und mögliche Risiken so gering wie möglich zu halten.“

Tödliche Folgen

Österreich hat diesbezüglich die weltweit strengsten Auflagen. In der Ausbildung werden die Beamten auch auf menschenrechtliche Aspekte geschult. Denn obwohl in Österreich bisher noch nichts passiert ist, kann der Gebrauch lebensgefährlich sein. In den USA und in Kanada gab es bereits Hunderte Tote nach Taser-Einsätzen. Die Schuld trug in den meisten Fällen die Polizei. Entweder wurden mehrere Taser zeitgleich an einer Person einsetzt, oder die Beamten gaben immer wieder Stromstöße ab, obwohl der Getroffenen bereits außer Gefecht gesetzt war.

„Zur erneuten Abgabe von Stromimpulszyklen kommt es auch in Österreich hin und wieder. Unter Beachtung der Verhältnismäßigkeit kann es erforderlich werden, einen neuerlichen Impulszyklus auszulösen. Wenn Menschen aufgrund ihres psychischen Zustandes oder einer Drogenbeeinträchtigung schmerzunempfindlich sind, kann es vorkommen, dass sie ihre gefährlichen Angriffe fortführen, sobald die immobilisierende Wirkung aufhört“, erklärt Zwanzinger. Konkret kam es bisher 25-mal dazu, dass ein weiterer Impuls ausgelöst werden musste, um den Getroffenen zu stoppen.

Einsatz gegen Hunde

Bei den acht Vorfällen bei denen Hunde getasert wurden, zeigte sich, dass die Tiere sich weniger schnell vom Stromimpuls beeindrucken ließen. Erst nach zwei bis drei Stromimpulsen flüchteten die aggressiven Hunde, der Grund dafür ist die starke Triebhandlung. Experte Hermann Zwanzinger beschäftigt sich seit Jahren ausführlich auch wissenschaftlich mit dem Thema. Trotz der strengen Auflagen könnte er sich vorstellen, dass Taser in Zukunft nicht nur von den Spezialeinheiten eingesetzt werden könnten: „Da immer mehr Streifenfahrzeuge mit Defibrillatoren ausgestattet werden, könnte es in einigen Jahren durchaus möglich sein, den Taser flächendeckender einzusetzen. Zurzeit ist das aber noch kein Thema.“

In Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Graz testet die Polizei gerade ein neues Modell, das vielleicht in höherer Stückzahl angeschafft werden könnte.

Weniger oft genutzt, aber dennoch beliebt sind die Taser bei der österreichischen Justiz. „Er gilt in bestimmten Gefahrensituationen als das am besten geeignete Mittel für die Sicherheit im Strafvollzug“, sagte die ehemalige Justizministerin Claudia Bandion-Ortner, als der Taser 2009 bei der Justizwache wieder eingeführt wurde.

Von 2004 bis 2008 war er schon zwölf Mal in Verwendung gewesen, dann wurde sein Einsatz jedoch ausgesetzt, um die sichere Anwendung zu überprüfen.

Empfehlungen von internationalen Organisationen, wie Amnesty International, wurden in einen Katalog strenger Anforderungen aufgenommen. Der Taser darf nur von speziell geschulten Beamten der Einsatzgruppe verwendet werden, diese müssen ein jährliches Training absolvieren.

SVor der Auslösung des Tasers ist der ins Visier genommene Gefangene zu warnen, um die Möglichkeit zu wahren, dass die Situation ohne Waffengebrauch bereinigt werden kann.

Der gesamte Einsatz wird mit der auf dem Taser montierten Kamera dokumentiert. In den vergangenen drei Jahren kam es in ganz Österreich nur zu je einem Tasereinsatz pro Jahr. Überwiegend eingesetzt wurde er nach Suiziddrohungen.

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