Polizei und Wiener Linien: Keine Fanfahrten, wenn "Fans" eskalieren
Ein ausverkauftes Ernst-Happel-Stadion bei einem Länderspiel wie zuletzt gegen Frankreich ist für die Wiener Linien kein Thema. Alles läuft friedlich und gesittet ab. Genauso beim "Derby of Love" zwischen Vienna und dem Wiener Sportclub. Wo es kracht, ist das große Wiener Derby. Austria gegen Rapid.
Seit zehn Jahren bieten die Wiener Linien für diese Spiele sogenannte "Fanfahrten" an. Aus sicherheitsrelevanten Gründen. In Abstimmung mit der Polizei wird mit den Fangruppen eine Einstiegstelle definiert, ohne Halt - außer zum Umsteigen - geht es dann zum Stadion. Auf der grünen U4 nach Hütteldorf, mit der U1 zur Austria, die violette U2 spielt nicht mit.
Für die Wiener Linien bedeutet das laut eigenen Angaben rund 20.000 Euro Mehrkosten, vor allem beim Personal mit U-Bahnfahrer, Sicherheitsdienste und Servicemitarbeiter.
Schäden durch Vandalismus
Was da noch dazu kommt: Kosten für Vandalismus. Denn nicht erst einmal ist der extra für die Fahrt gebrandete Zug desolat zurückgekommen, ist man bei den Wiener Linien verärgert. Auch in den Stationen ist mit Vandalismus zu kämpfen. Kein Derby ohne einen hohen vierstelligen Betrag für Reparaturen, etwa von eingetretenen Scheiben und Reinigung. So bedeutet alleine das Entfernen von Aufklebern einen riesigen Putzmittel- und Personaleinsatz, erklärt ein Sprecher der Wiener Linien. Ein neuralgischer Punkt dabei: Umsteigen am Karlsplatz.
Wirklich teuer wird es, wenn Überwachungskameras demoliert werden - auch das ist schon vorgekommen. Manche "Fans" schrecken vor einer derartigen Sachbeschädigung nicht einmal dann zurück, wenn Polizei im Zug ist. Kosten, auf denen die Allgemeinheit sitzenbleibt, so die Wiener Linien und die Polizei unisono.
Für die Wiener Linien absolut nicht nachvollziehbar: "Wir stellen Zügen mit Rapid / Austria – Schriftzügen zur Verfügung und als Dank bekommen wir beschädigte Züge zurück. Das kann es nicht sein." Gespräche mit den Vereinen, dass diese für die Kosten aufkommen, seien erfolglos geblieben, so ein Sprecher der Wiener Linien.
Übergriffe auf Mitarbeiter
Was auch schon vorgekommen ist: Übergriffe auf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Wiener Linien. Zuletzt sei sogar der U-Bahnfahrer des Fanzuges angespuckt und mit einer Bierdose beworfen worden. "Damit wurde eine klare Grenze massiv überschritten, das werden wir nicht tolerieren und jeden einzelnen Fall zur Anzeige bringen, egal ob verbal oder körperlich", betont man seitens der Wiener Linien.
Abbruch der Fanfahrt angedroht
Für die Zukunft haben sich die Wiener Linien und die Polizei, die in dieser Angelegenheit in enger Abstimmung miteinander stehen, zu einer klaren gemeinsamen Vorgangsweise verständigt, um jenen Fahrgästen der Wiener Linien, die als Fußballfans gesittet ins Stadion kommen wollen, eine sichere Anreise zu ermöglichen. Fix ist, dass bei Auftreten von Übergriffen gegen das Personal oder andere Fahrgäste in den Stationen Fanfahrten umgehend abgesagt oder abgebrochen werden.
Laut Polizei wird das Fanverhalten in Abstimmung mit den Wiener Linien im Vorfeld der Anreise genau beobachtet. "Wenn da schon Pyrotechnik im Umlauf ist oder Sachbeschädigungen wahrgenommen werden, werden wir auch verhindern müssen, dass diese Personen in die U-Bahn-Station gelangen", erklärt ein Polizeisprecher.
Sollten die Fans bereits in der U-Bahn sein und es dort zu Sachbeschädigungen oder Übergriffen kommen, werde der Fanzug vor Erreichen des Stadions angehalten, damit die Polizei die Erhebung der Straftatbestände durchführen könne, so der Sprecher weiter.
Dabei werde jedenfalls darauf geachtet, dass keine Personen gefährdet werden. Was aber nicht ausgeschlossen werden könne, ist, dass sich die Weiterfahrt des Fanzuges bis zur Klärung aller Sachverhalte verzögere. Sprich: Das Derby könnte ohne manche Fans angepfiffen werden.
Damit das nicht passiert, appelliert Johanna Wiesholzer, Leiterin Betriebsleitung und Einsatzmanagement, der Wiener Linien: "Wir stehen für Fairness, wir bringen alle sicher ins Stadion und wieder nachhause. Dafür appellieren wir auch an ein faires Verhalten der Fans in unseren Stationen und Zügen.“
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