Polizei-Proteste gegen den Wiener "Tatort"
Die letzte Wiener Tatort-Folge ("Wehrlos") lässt bei der Polizei die Wogen hochgehen. Nach einer Vielzahl von Beschwerden aus Exekutivkreisen schrieb der oberste Gewerkschafter Reinhard Zimmermann einen bösen Brief an ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz – mit teils bissiger Kritik an der gesamten Serie, zumindest was den österreichischen Teil betrifft. Zuletzt hatte es solche Beschwerden zu Zeiten des TV-Ermittlers "Kottan" gegeben.
"Die Darstellung der Polizeiarbeit wird in vielen Punkten einfach unrichtig wiedergegeben", steht in jenem dem KURIER vorliegenden Schreiben. Das betreffe allerdings fast ausschließlich die österreichischen Folgen des Tatorts, die deutschen seien der Realität weitaus näher.
"Wir sind keine verkrachten Existenzen"
Gewerkschafter Zimmermann (FCG) geht weiter, die Folge sei "fernab jeder Realität. Es wird ein Bild der Polizei in Österreich dargestellt, das es schlicht und einfach so nicht gibt." Er fordert für seine Kollegen eine "wahrheitsgetreue Darstellung des Berufsstandes".
Zuletzt hatte auch Münchens Polizeisprecher Marcus de Gloria Martins - etwas gedämpftere - Kritik geübt. So schaue er zwar gerne den Tatort, sagte er in einem TV-Interview, "aber wir sind keine verkrachten Existenzen", wie sie dort oft dargestellt werden würden. "Auch Vorgesetzte sind deutlich netter."
Polizei bevorzugt "Trautmann"
Interessanter Nebenaspekt: Die Polizei zeichnete kürzlich "Trautmann"-Darsteller Wolfgang Böck aus, auch weil er so nah an der Realität spielt. Eigentlich sollte Trautmann 2002 sogar der österreichische Tatort-Ermittler werden. Doch die ARD legte sich damals quer, weil Böck zu sehr Wienerisch sprach. Das war offenbar zu realitätsnah. Deshalb ermitteln seither Eisner und Fellner.
Kommentare