Diese Bereicherung erkennen im Grätzel allerdings nicht alle als solche an: „Das Wienerische ist verloren gegangen. Es gibt nur mehr Fetzengeschäfte und Kebapstandln“, bekrittelt Pensionistin Gerti H., die fast ihr ganzes Leben in Favoriten verbracht hat. Im Großen und Ganzen komme man aber miteinander aus, darum passe der Name „eigentlich eh ganz gut“.
„Nicht einladend“
Seit April 2021 setzen sich die Neos für den neuen Namen des Platzes ein. Im Juni 2022 wurde er dann auch im Gemeinderat beschlossen. SPÖ, Neos, ÖVP und Grüne stimmten dafür, die FPÖ dagegen.
Einer, der die Umbenennung nach wie vor unpassend finden dürfte, ist der Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp, der vergangene Woche einmal mehr von „No-go-Areas“ in Favoriten sprach. Die Wiener Polizei betont in diesem Zusammenhang immer wieder, dass es in der Bundeshauptstadt keine Kriminalitätshotspots wie in anderen Ländern gebe.
Bei den Anrainern am Platz der Kulturen dürften Sicherheitsbedenken ohnehin zweitrangig sein. Sie erzählen, sie hätten gar nicht gewusst, dass diese „Betonwüste“ ein Platz sei. Was sie stört, sind der Müll, fehlende Bäume und Sitzmöglichkeiten. „Einladend ist das nicht“, findet etwa Lehrerin Ania L.
Hübscher dürfte es allerdings am Mittwoch werden, denn da wird der Platz offiziell eröffnet. Beton ist dann zwar noch immer das bestimmende Element, aber zwei Lichtinstallationen der „Wiener Lichtblicke 2023“ sollen für das gewisse Etwas sorgen. Die Lichtgrafiken behandeln das Recht auf „Safe Space“ (Lichtgrafik Ahoo Maher), sowie das Recht auf „Brot, Arbeit, Bildung und Freiheit“ (siehe Bild links).
„Ich bin davon überzeugt, dass Kunst und Kultur die Brücken sind, die uns verbinden, uns inspirieren und dazu anregen, über die Fragen unseres Zusammenlebens nachzudenken“, sagt dazu der pinke Integrationsstadtrat Christoph Wiederkehr. Er wird den Platz gemeinsam mit Favoritens Bezirksvorsteher Marcus Franz (SPÖ) eröffnen.
Und wer weiß: Vielleicht folgt auf die Lichtblicke Licht am Horizont für eine weitere Aufwertung.
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