Platz der Kulturen: Ein wenig Glanz für eine Betonwüste

Momentan ist der „Platz der Kulturen“ noch recht trostlos. Geht es nach den Wiener Neos, soll sich das bald ändern.
Am Mittwoch wird das „Sonnwendplatzl“ offiziell zum „Platz der Kulturen“. Noch ist es ein schmuckloser Ort. Lichtinstallationen werden zumindest kurzfristig für Verschönerung sorgen.

Viel Beton, überquellende Mistkübel und Passanten, die vor allem eines wollen: schnell weiter. Das ist der „Platz der Kulturen“, ein Durchzugsgebiet zwischen Hauptbahnhof und Favoritenstraße, das die Wiener Neos umgestalten wollen.

Obwohl die Anrainer auf die Aufwertung des ehemaligen „Sonnwendplatzls“ noch warten, prangt bereits der neue Name – eben „Platz der Kulturen“ – auf einem Straßenschild. Die Benennung soll zeigen, wie unterschiedliche Nationalitäten den zehnten Bezirk bereichern.

Diese Bereicherung erkennen im Grätzel allerdings nicht alle als solche an: „Das Wienerische ist verloren gegangen. Es gibt nur mehr Fetzengeschäfte und Kebapstandln“, bekrittelt Pensionistin Gerti H., die fast ihr ganzes Leben in Favoriten verbracht hat. Im Großen und Ganzen komme man aber miteinander aus, darum passe der Name „eigentlich eh ganz gut“.

„Nicht einladend“

Seit April 2021 setzen sich die Neos für den neuen Namen des Platzes ein. Im Juni 2022 wurde er dann auch im Gemeinderat beschlossen. SPÖ, Neos, ÖVP und Grüne stimmten dafür, die FPÖ dagegen.

Einer, der die Umbenennung nach wie vor unpassend finden dürfte, ist der Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp, der vergangene Woche einmal mehr von „No-go-Areas“ in Favoriten sprach. Die Wiener Polizei betont in diesem Zusammenhang immer wieder, dass es in der Bundeshauptstadt keine Kriminalitätshotspots wie in anderen Ländern gebe.

Bei den Anrainern am Platz der Kulturen dürften Sicherheitsbedenken ohnehin zweitrangig sein. Sie erzählen, sie hätten gar nicht gewusst, dass diese „Betonwüste“ ein Platz sei. Was sie stört, sind der Müll, fehlende Bäume und Sitzmöglichkeiten. „Einladend ist das nicht“, findet etwa Lehrerin Ania L.

Platz der Kulturen: Ein wenig Glanz für eine Betonwüste

Eine Lichtinstallation soll den recht schmucklosen „Platz der Kulturen“ optisch aufwerten.

Hübscher dürfte es allerdings am Mittwoch werden, denn da wird der Platz offiziell eröffnet. Beton ist dann zwar noch immer das bestimmende Element, aber zwei Lichtinstallationen der „Wiener Lichtblicke 2023“ sollen für das gewisse Etwas sorgen. Die Lichtgrafiken behandeln das Recht auf „Safe Space“ (Lichtgrafik Ahoo Maher), sowie das Recht auf „Brot, Arbeit, Bildung und Freiheit“ (siehe Bild links).

Platz der Kulturen: Ein wenig Glanz für eine Betonwüste

„Man findet  hier Personen aller Herkunft, da ist der neue Name schon in Ordnung“ 

Platz der Kulturen: Ein wenig Glanz für eine Betonwüste

„Dem Platz hat ein Name  gefehlt. Hier ist es multi-kulturell, die Umbenennung spiegelt was wider“ 

Platz der Kulturen: Ein wenig Glanz für eine Betonwüste

„Man erkennt nicht,  dass das ein Platz ist. Dass alle ihren Müll liegen lassen, hilft nicht“

„Ich bin davon überzeugt, dass Kunst und Kultur die Brücken sind, die uns verbinden, uns inspirieren und dazu anregen, über die Fragen unseres Zusammenlebens nachzudenken“, sagt dazu der pinke Integrationsstadtrat Christoph Wiederkehr. Er wird den Platz gemeinsam mit Favoritens Bezirksvorsteher Marcus Franz (SPÖ) eröffnen.

Und wer weiß: Vielleicht folgt auf die Lichtblicke Licht am Horizont für eine weitere Aufwertung.

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