Pistenschluss in Penzing: "Schischule Wien" muss ausziehen
Skikurse in einer Großstadt, ohne Schnee – und auch noch zu vergleichsweise günstigen Preisen. Obwohl all das absurd klingt, ist es das bisherige Erfolgsgeheimnis der „Schischule Wien“.
Schon seit 1996 halten Gerald Eder und Illy Bernhart, die beiden Inhaber, ihre Kurse auf der Hohe-Wand-Wiese in Penzing ab. Seit Jahrzehnten beginnen Wiener Kinder hier als blutige Skianfänger auf speziell dafür ausgerichteten Matten.
Mit den Kursen ist es jetzt aber vorerst vorbei.
Grund dafür ist ein Streit zwischen dem Pächter der Hohe-Wand-Wiese – dem Mountainbikeverein Trail Center Wien – und der Skischule als Untermieter. Jahr für Jahr sei die Skipiste auf Betreiben des Pächters weiter geschrumpft, beklagt der Skischulinhaber Gerald Eder. Vergangenen Winter habe der Mountainbikeverein den Mitgliedern der Skischule dann auch noch den Zutritt zu den Innenräumen verwehrt.
Kurze Saison
„Luft verschafft“ hat sich Eder darüber vor einem Jahr in einem KURIER-Artikel, der dann das Ende der Zusammenarbeit mit den Mountainbikern einläutete, wie er selbst sagt. Den endgültigen Bruch verkündete man am Dienstag via Homepage, wie der Standard berichtete.
Hohe-Wand-Wiese
Seit 1957 ist die Hohe-Wand-Wiese in Penzing im Besitz der Stadt. 1966 wurde dort eine Skipiste mit Lift, Schneekanonen und Flutlichtanlage eröffnet. 40 Jahre später, im Jahr 2006, investierte die Stadt noch einmal kräftig in die Anlage: Lift und Schneekanonen wurden modernisiert, fixe Gastro-Gebäude und eine Sommerrodelbahn errichtet
Schischule Wien
Seit 1996 betreiben Gerald Eder und Illy Bernhart die „Schischule Wien“ auf der Hohe-Wand-Wiese. Während früher noch künstlich beschneit wurde, lernen die Kinder das Skifahren nun auf speziellen Matten. Nun sucht die Skischule nach einer neuen Herberge in Wien
Seit vergangenem Frühjahr ist man auf Herbergssuche. Dass das Ende der Skischule auf der Hohe-Wand-Wiese nahte, habe Eder aber schon früher gewusst. Nicht nur die Piste sei kontinuierlich geschrumpft, auch die Saison sei immer kürzer geworden. „Mit nur zwei Monaten Betrieb im Jahr lassen sich unsere Kosten nicht decken“, sagt Eder.
Allein die Miete koste 1.200 Euro pro Monat, während die Pacht des Mountainbikevereins „nur wenige hundert Euro pro Jahr“ betrage, sagt Eder. Vonseiten der zuständigen MA 51 heißt es, dass die Pachttarife für Vereine 0,03 Euro pro Quadratmeter und Jahr betragen. Bei der 79.000 Quadratmeter großen Hohe-Wand-Wiese sind das 2.370 Euro jährlich.
Eine weitere Beschwerde Eders bezieht sich darauf, dass das 2016 von den Mountainbikern eingereichte Konzept nur deshalb den Zuschlag bekommen habe, weil deren Obmann-Stellvertreter Thomas Waldner „eine gewisse Nähe zur SPÖ“ pflege.
Ähnliche Vorwürfe wurden zuletzt rund um die „Kaiser Wies’n“ im Prater laut, die Waldner auch betreibt. Er setzte sich dort gegen den früheren Betreiber der „Wiener Wiesn“ durch.
Unsicherheit
Der Verein wehrt sich gegen die Vorwürfe. Die Zusammenarbeit habe man wegen der „Unsicherheit des Fortbestands“ beendet, da man aus den Medien von dem Skilehrermangel und der Unzufriedenheit der Skischule erfahren habe, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme. Außerdem würden die Matten, auf denen die Kinder ohne Schnee üben können, „die Wiese belasten und die Fläche für die Mountainbike-Trails beschneiden“. Für die Zukunft plane man nämlich eine ganzjährige Nutzung der Trails. Neue Kooperationen würden geprüft.
Die „Schischule Wien“ wird es nicht mehr sein. Der Verein sucht einen neuen Platz. Hoffnungsträger ist Favoriten, als „hügeligster Bezirk“, sagt Eder. Aber auch private Flächen wären geeignet. „Ich brauche nur einen Hang, eine öffentliche Anbindung und Strom“. Und etwa drei Wochen Zeit, um die Matten auszulegen und die Anlage zu genehmigen.
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