Nicht immer und überall ist man in Wien mit den Architekten im Auftrag der Stadt Wien derart zufrieden. Doch anders als bei den Projekten beispielsweise zur Neugestaltung des Naschmarkts oder des Cobenzls zeigen sich am Pier 22 keine vehementen Gegner.
Das Konzept des ersten Abschnitts der insgesamt dreiteiligen Freizeitlandschaft in Gehweite der U1-Station "Donauinsel" wird gut angenommen, wie Neuner und Lötsch zufrieden feststellen können.
Oben, an den Tischen im Bereich des Park-Working, sitzen Menschen mit ihren Laptops. Arbeitend, lesend, telefonierend. Die glatte Oberfläche der Tische hilft ihnen ebenso wie der öffentliche Internetzugang und eine kluge Beschattung.
Die von ihrem Gelb dominierten 2x2-Meter-Sitzinseln im Badebereich werden schon am frühen Vormittag belegt. Zwischen den Inseln entspannen sich entspannte Gespräche von Menschen, die sich zuvor noch nie gesehen haben. "Nicht unbedingt Alltag in Wien", freut sich Architekt Mark Neuner.
Regelmäßig zum Schwimmen kommt auch seine Kollegin Marlene Lötsch. Längst ist sie nicht alleine im Wasser. Schön fürs Auge und praktisch zum Ins-Wasser-gehen oder Sonnenbräunen sind die großen Holzplattformen aus Lärchenholz.
Von Kindern und Eltern gleichermaßen angenommen wird daneben jener Strandbereich, in der das 40 Jahre alte "Entlastungsgerinne" nicht sofort tief ist. Ältere Menschen mögen wiederum die neuen barrierearmen Zugänge zum Wasser.
Das Büro Mostlikely Architecture hat sich in den vergangenen Jahren auf Projekte im öffentlichen Raum der Stadt konzentriert. Die selbst auferlegte Gratwanderung beschreibt Marlene Lötsch so: "Wir wollen - so wie hier auf der Donauinsel - neue Impulse setzen. Wir dürfen dabei natürlich nicht auf deren Funktionalität vergessen, aber wir legen großen Wert darauf, dass das alles schön aussieht."
Den "Pier 22" sieht Lötsch als "ein neues Zentrum auf der Donauinsel, das sich durch die gute Anbindung an die U-Bahn auch als stadtübergreifend-verbindender Ort versteht".
Ihr Kollege spricht vom "Inselluxus für Alle“: Wer will, kann sich sein Essen und Trinken zum Pier 22 mitbringen oder aber auch hier etwas konsumieren. Der "Würstelstrand" sperrt heute um 10 Uhr auf und bietet unter anderem vegane Würstel.
Noch Zukunftsmusik für die zweite und dritte Bauphase sind ein großzügig gestaltetes Strandcafe, eine naturnahe Picknick-Landschaft sowie eine Fitnesszone mit einem überdachten Basketball-Feld.
Mit Freude hat Architektin Marlene Lötsch auch schon private Feiern beobachtet: "Zuletzt gab es eine Geburtstagsfeier für einen Achtjährigen mit bunten Ballons, sogar mit Tischdecke und gedecktem Tisch."
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