Pflegewohnhäuser: Pro Nacht nur ein Arzt für 345 Patienten

Pflegewohnhäuser: Pro Nacht nur ein Arzt für 345 Patienten
Stadtrechnungshof zeigt Personalnot im Wiener Gesundheitssystem auf

Gleich eine Reihe von Mängeln entdeckte der Stadtrechnungshof bei seiner aktuellen Prüfung der medizinischen Versorgung der Pflegewohnheime des Krankenanstaltenverbunds (KAV).

Wie so oft im Gesundheitssystem ist auch hier Personalmangel das zentrale Problem. So ging die Zahl der Mitarbeiter des ärztlichen Dienstes in den Jahren zwischen 2016 und 2018 von 151,7 auf 131,8 Vollzeit-Äquivalente zurück. Das bedeutet ein Minus von 13,1 Prozent.

Ähnlich deutlich ist auch die Diskrepanz zwischen ärztlichen Dienstposten in den Pflegewohnhäusern und der Zahl der tatsächlichen Mitarbeiter: Die Sollstärke lag laut Prüfern in dem Untersuchungszeitraum bei 148,8, tatsächlich waren in den Heimen nur 131,8 Mitarbeiter anzutreffen.

Begründet wurde diese Differenz mit einer zu hohen Zahl an Dienstposten, aber auch Problemen, genügend Personal zu finden. Durch die bevorstehende Pensionierungswelle rechnet man seitens des KAV noch mit einer Verschärfung des Problems.

Hohe Belastung

Doch schon jetzt dürfte die Personalsituation dazu führen, dass die Ärzte nur noch schwer ihren Aufgaben nachkommen können: Aufgrund unterschiedlicher Dienstzeiten und Personalausfällen kam es manchmal vor, dass ein Stationsarzt während eines Tagdienstes für mehr als drei Stationen zuständig war, geht aus dem Bericht hervor. Vereinzelt waren sogar bis zu fünf Stationen und damit rund 140 Patienten während eines Tagdienstes zu betreuen.

Nächtliche Engpässe

Bei den Nachtdiensten ergab die Prüfung ein ähnliches Bild. So war 2018 im Pflegewohnheim Simmering ein diensthabender Arzt für durchschnittlich 345 Patienten zuständig. Am besten schnitt das Pflegewohnhaus Donaustadt mit immerhin 212 Patienten pro Arzt ab. Lediglich die Geriatriezentren sowie die Pflegewohnhäuser mit betreuungsintensiven Spezialbereichen kamen auf einen deutlich besseren Schlüssel.

Weiters sorgen Umstrukturierungen für interne Kritik: So äußerten sich die ärztlichen Leiter der Einrichtungen in der Donaustadt und in Baumgarten skeptisch betreffend die Verlegung von Wachkomapatienten aus Favoriten nach Baumgarten, weil dort weniger Fachexpertise bestehe als in der Donaustadt und sich dort auch kein Krankenhaus in der Nähe befinde.

Ingrid Korosec, Präsidentin des Seniorenbundes und des Seniorenrates

Der Bericht ruft nun die Opposition auf den Plan: „Dass in gewissen Pflegewohnhäusern ein Arzt im Nachtdienst mehr als 300 Bewohner betreuen müssen, bedarf einer Veränderung“, sagt die ÖVP-Gesundheitssprecherin Ingrid Korosec. „Die Wiener Bevölkerung hat die beste Pflegeversorgung verdient.“ Für SPÖ-Gesundheitsstadtrat Peter Hacker besteh Handlungsbedarf, sagt Korosec.

 

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