Personalmangel: Wo der Polizist nur am Papier existiert

Symbolbild
Nach der Schießerei am Wochenende mit vier Verletzten wurde in Floridsdorf der Ruf nach mehr Polizei laut. In welchen Bezirken die Diskrepanz zwischen Soll- und Ist-Stand an Beamten am größten ist.

Es war kurz nach 20 Uhr, als am Wochenende gleich mehrere Schüsse in der Floridusgasse im 21. Bezirk fielen. Die Polizei warnte die Bevölkerung, die Umgebung zu meiden, und rückte mit einem Großaufgebot an schwer bewaffneten Einsatzkräften an.

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Der Schock über den Schusswechsel, der vier Verletzte forderte, sitzt noch tief – und ließ den Ruf nach mehr Polizei wieder laut werden. Die Frage, wie viele Polizisten ihren Dienst in Floridsdorf versehen, konnte die Landespolizeidirektion nicht beantworten.

„Für den örtlich zuständigen Personal-bzw. Planstellenstand der Landespolizeidirektion Wien sind nicht nur die zum jeweiligen Stadtpolizeikommando zählenden Exekutivbediensteten von Relevanz, sondern die Gesamtheit der Kräfte der Landespolizeidirektion“, hieß es vonseiten der Polizei.

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Bedeutet: Auch andere Einheiten wie WEGA oder Diensthundestaffel können zusätzlich zu den fix stationierten Beamten zu Einsätzen gerufen werden.

"Jeder vierte Polizist nur am Papier"

Eine aktuelle Zahl an Einsatzkräften lag auch dem Bezirksvorsteher von Floridsdorf Georg Papai nicht vor. „Tatsache ist, dass es derzeit jede vierte Polizistin bzw. jeden vierten Polizisten nur auf dem Papier gibt. Das heißt, es gibt eine Diskrepanz zwischen Dienstpostenplan und tatsächlich in und für Floridsdorf tätigen Beamten von rund 20 Prozent“, so Papai.

Laut KURIER-Informationen beträgt der Ist-Stand an Beamten 210, der Soll-Stand liegt bei 248. Seit Jahren setzt sich der rote Bezirksvorsteher bereits für mehr Polizei in seinem Bezirk ein.

„In meinen vielen Gemeindebau-, Park-, oder Würstelstandsprechstunden äußern die Floridsdorfer immer wieder den Wunsch nach mehr Polizisten, die im öffentlichen Raum wahrnehmbar sind, um das subjektive Sicherheitsempfinden zu steigern.“ Besonders in großen Wohnanlagen oder rund um den Bahnhof wären zusätzliche Ressourcen wünschenswert.

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Auch in der Inneren Stadt hält man sich bedeckt, was den Ist- und Sollstand an Personal auf den PIs betrifft. „Diese Angelegenheit fällt in die Zuständigkeit der Sicherheitsbehörde“, hieß es kurz angebunden aus dem Büro von Bezirksvorsteher Markus Figl.

Laut KURIER-Informationen dürfte auch hier eine Diskrepanz von rund 21 Prozent zwischen Soll- und Ist-Stand vorliegen.

Im Vergleich mit anderen Bezirken fehlen besonders in Döbling Beamte: Hier versehen demnach 216 Polizisten ihren Dienst, benötigt werden würden laut Dienstpostenplan 277. Auch am Westbahnhof ist der Personalmangel zu spüren: Hier soll die Diskrepanz zwischen 30 und 40 Prozent liegen.

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Einer, der sich wie Papai seit Jahren für mehr Polizei einsetzt, ist Marcus Franz, Bezirksvorsteher in Favoriten. „Favoriten hat 218.000 Einwohner, aber nur 219 Planstellen. Bei fairer Zuteilung müsste Favoriten rund 680 Planstellen haben“, sagte Franz. Pro 100.000 Einwohner versehen in Österreich im Schnitt nämlich 333 Polizisten ihren Dienst.

In Wien gibt es laut Innenministerium (BMI) 7.092 systematisierte Planstellen. Eine genaue Aufschlüsselung der Planstellen pro Bezirk sei nicht möglich, da bei allen Einsätzen – vor allem bei größeren, wie Demonstrationen und Fußballveranstaltungen – auch andere Einheiten jederzeit eingesetzt werden können.

Politische Aussagen, wie von den Bezirksvorstehern, kommentiere man als BMI nicht.

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