„Sie waren durchtrainiert, haben ausgesehen wie Türsteher“, erzählt er am Sonntag dem KURIER. Ungewöhnlich sei das schon gewesen, viel gedacht habe er sich dabei aber nicht.
Von Autotür blockiert
Einer der Männer, eine Glatze habe er gehabt, sei aus einem schwarzen Mercedes ausgestiegen. Weil er die Tür offen ließ, habe er die Straße blockiert. „Ich habe kurz überlegt, zu hupen, damit er mich vorbeilässt. Dann habe ich es aber doch sein lassen“, sagt Bernhard.
Mittlerweile ist bekannt, wen Bernhard am Samstagabend gesehen haben dürfte. Drei Brüder im Alter von 22, 25 und 28 Jahren sollen gemeinsam mit ihrem 54-jährigen Vater (allesamt österreichische Staatsbürger mit nordmazedonische Wurzeln) auf ihre Kontrahenten, drei Brüder (22, 26 und 27 Jahren) mit bosnischer Staatsangehörigkeit sowie einen 23-jährigen Mann mit iranischen Wurzeln, losgegangen sein. Die Opfer wurden mit Stich- und Schussverletzungen ins Spital gebracht. Die mutmaßlichen Täter – drei von ihnen kamen schon in Vergangenheit mit dem Gesetz in Konflikt – flüchteten vom Tatort.
Über Autos ausgeforscht
Mit einem Großaufgebot an Polizeikräften – inklusive Wega und Cobra – gelang es noch am Abend die Verdächtigen in einem Einfamilienhaus in der Giseviusgasse festzunehmen. Gefunden wurden die Männer über ihre Autos. Ein roter VW ID.3 und den schwarzen Mercedes, dessen Tür Bernhard bei der Weiterfahrt blockiert haben soll.
Von der nächtlichen Aufregung ist in der Einfamilienhaussiedlung in der Giseviusgasse am Sonntag nichts mehr zu bemerken, wohl aber in der Floridusgasse, wo die Schüsse gefallen sind. Die Polizei ist zwar verschwunden, grüne Markierungen am Boden und Blutspritzer auf dem Gehsteig sind Spuren der nächtlichen Ereignisse. Und natürlich ist es bei den Anrainern das Gesprächsthema.
Auf dem Nachhauseweg
Eine davon ist Andrea. „Seit 17 Jahren lebe ich in dieser Gasse, etwas Derartiges habe ich aber noch nicht erlebt“, sagt sie. Als es zur Schießerei kam, sei sie in der Arbeit gewesen. Auf dem Nachhauseweg, gegen 21 Uhr, sei sie von der Polizei aufgehalten worden. Zwei Stunden habe sie gewartet, bevor sie in ihre Wohnung konnte.
Das Motiv für die Auseinandersetzung ist mittlerweile bekannt: Ein Familienkonflikt, der sich hochgeschaukelt hat, sagt Polizeisprecher Markus Dittrich. Im Zentrum soll es um eine Frau gehen. Mittlerweile konnten auch zwei Schusswaffen sichergestellt werden, so Dittrich am Sonntagnachmittag. Ob weitere Waffen im Spiel waren, müsse erst geklärt werden.
"Normalerweise liest man so etwas von Simmering oder Favoriten"
Bernhard, der noch vor dem Schusswechsel mit dem Auto wegfuhr, steht am Sonntag erneut auf der Floridusgasse und schaut sich um. „Normalerweise liest man so etwas nur von Simmering oder Favoriten. Wenn solche Sachen vor der eigenen Haustür passieren, nimmt man es ganz anders wahr“, sagt er.
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