Per Funk oder Hand: Wie an der Uhr gedreht wird

Eine verschwommene Person geht an einer großen Uhr in einem Einkaufszentrum vorbei.
Selbst bei Kirchturmuhren wurde aufgerüstet. Die Zeitumstellung funktioniert heute schon automatisch

Eine Stunde vor? Oder doch zurück? Zwei Mal im Jahr dieselbe Frage. „Die Zeitumstellung funktioniert wie das Thermometer – im Frühjahr Plus und im Winter Minus“, steht auf der Homepage eines Uhrmachers. Und das ist endlich einmal eine gute Eselsbrücke.

In der Nacht auf den 25. Oktober ist es wieder soweit. Um drei Uhr wird die Zeit eine Stunde zurückgestellt. Das funktioniert heute bei öffentlichen Uhren in den wenigsten Fällen händisch. Sie erhalten ein Funksignal aus Mainflingen bei Frankfurt (der Sender versorgt die meisten Funkuhren Westeuropas mit der Uhrzeit ) oder ein GPS-Signal.

Also kein Messner, der des nächtens in den Turm des Stephansdoms steigt und mit einer Kurbel die Zeit zurückdreht? Nein, sagt Dombaumeister Wolfgang Zehetner. "Auch die Läuteanlage und das Schlagwerk werden elektronisch gesteuert." Die Pummerin soll ja auch im Winter zur richtigen Zeit läuten.

Der Stephansdom in Wien mit seinem markanten Ziegeldach und dem hohen Turm.

Die Uhren am Stephansdom werden per Funk gestellt

Auf dem Dom gibt es jedenfalls gleich zwei Uhren, die umgestellt werden müssen: die Springuhr am südlichen Teil der Westfassade sowie eine mit gläsernem Ziffernblatt auf der nördlichen Seite. In der Nacht auf Sonntag erhält eine Hauptuhr in der Sakristei ein Signal, die daraufhin 60 Impulse an jene im Turm abgibt.

Die beiden Uhren bleiben somit eine Stunde stehen (bei Umstellung auf Normalzeit) oder laufen schneller vor (bei Umstellung auf Sommerzeit), erklärt Techniker Anton Schützenauer von der Firma Schauer&Sachs, die die Uhr betreut. Stolzer als auf die Funkuhren ist Dombaumeister Zehetner aber auf die steuerbare Beleuchtung. Mittels Tablet können die Messner das Licht in der Kirche individuell auf Jahreszeit oder Art der Messe einstellen.

Funk ist gut, Kontrolle besser

Mit der modernen Technik ist der Stephansdom nicht alleine. Die meisten Kirchenuhren in Wien werden bereits per Funk gesteuert – ebenso wie die Bahnhofsuhren oder jene an öffentlichen Gebäuden.

196 öffentliche Uhren gibt es in der Stadt. 75 davon sind die berühmten Würfeluhren. Auch die Uhr am Rathaus zählt dazu. Sie alle werden von der MA 33 (Wien leuchtet) betreut. Zwei Mitarbeiter überprüfen am Sonntag ab sechs Uhr Früh, ob die Uhren die Umstellung mitgemacht haben.

"Dass da Fehler passieren, kommt immer wieder vor. Meist handelt es sich um Übertragungsfehler", sagt Harald Bekehrti, Leiter der MA 33. Ein solcher sei aber rasch behoben. Auch die Bevölkerung ist aufgerufen, fehlerhafte Uhren zu melden. Eine Aufgabe, die die Leute ernst nehmen, sagt der Herr der Uhren. Den Wienern sei ihre Zeit halt sehr wichtig.

Handwerk

Trotz all der Technik: Es gibt sie noch – die mechanischen Chronometer, die von Uhrmachermeistern per Hand umgestellt werden müssen. Etwa die historische Uhr auf der Amalienburg bei der Hofburg. Täglich wird sie von der Betriebsfeuerwehr aufgezogen. Am Wochenende wird ein Experte die Zeitumstellung vornehmen.

Auch die Uhr an der Urania – die Sternwarte war einst für die Zeitbestimmung und Zeitverteilung zuständig – wird von Mitarbeitern händisch umgestellt. Entweder vor oder nach dem Wochenende der Zeitumstellung. Kurz kann also die falsche Zeit zu lesen sein. In Salzburg läuft die Rathausuhr mechanisch.

Die Ankeruhr in Wien, eine kunstvolle astronomische Uhr mit Figurenspiel.

Die Ankeruhr läuft dank historischem Motor

Die berühmte Wiener Ankeruhr hingegen braucht nur ein bisserl Unterstützung: Ein elektrischer Impuls setzt den mehr als 50 Jahre alten Motor in Betrieb, der die 12 Meter lange und 1.000 Kilo schwere Kette bewegt. Damit werden die Figuren einmal im Kreis zur gewünschten Position gebracht. Weil der historische Antrieb aber fehleranfällig ist, wird die Uhr innerhalb von 24 Stunden überprüft.

Auch anderen läuft die Zeit bei der Umstellung davon. Uhrmacher Johann Aigner muss jetzt die Armbanduhren, Tischuhren und Wanduhren seiner Kunden umstellen. "Viele bemerken jetzt, dass die Batterien leer sind", sagt er. Tabea Rude leitet das Wiener Uhrenmuseum und muss bei Dutzenden Uhren die Zeit justieren: und zwar eine Stunde zurück. Wie beim Thermometer – im Winter minus.

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