Pasta und Pizza statt Akrobatik und nackter Haut

Pasta und Pizza statt Akrobatik und nackter Haut
In das legendäre Nachtlokal Moulin Rouge zieht eine italienische Gastro-Kette ein.

Ich bin ja quasi im Moulin Rouge aufgewachsen“, erzählt Michaela Schimanko-Stiedl, Tochter des einstigen Besitzers und Nachtclub-Königs Heinz Werner Schimanko. Nach der Schule im Sacre Coeur verbrachte sie ihre Nachmittage im Varieté in der Walfischgasse. Zwischen Nachhilfe-Stunden und Zirkus-Elefanten, die am Abend die Gäste begeisterten.

Statt Akrobatik und Erotik bekommen die Besucher ab Mitte Dezember Pizza und Pasta serviert. In das Moulin Rouge zieht eine Filiale der Italo-Kette Vapiano ein. Ein weiteres Kapitel in der wechselvollen Geschichte des Hauses: Um 1910 als Revue-Bühne mit dem klingenden Namen Grand Gala wurde es später unter dem Namen des Pariser Vorbildes Moulin Rouge berühmt. Auch Kabarett-Legende Karl Farkas trat hier auf.

Von 1974 bis 1990 führte Wiens Nachtclubkönig Heinz Werner Schimanko das Etablissement. Schimpansen aus Israel, Hochseil-Akrobaten und Zauberkünstler gab es in seiner Glanzzeit im Moulin Rouge zu bestaunen. Und natürlich jede Mange nackte Haut: So wurde alljährlich die frischgekürte Striptease-Weltmeisterin eingeflogen. Manchmal aber auch Superstars: „Als David Hasselhoff mit K.I.T.T.hier war, war die Walfischgasse schwarz von Leuten“, erinnert sich Michaela Schimanko.

Casino und Clubbing

In den 90er-Jahren war die Zeit des klassischen Revue-Theaters vorbei. Als Casino-Betrieb und Clubbing-Location wurde das mittlerweile denkmalgeschützte Lokal noch bis vor einigen Jahren betrieben. Zuletzt wurde es von der Wiener Investorengruppe Fratag gekauft und an Vapiano verpachtet. Schimanko schmerzt das wenig: „Es ist sogar gut, dass etwas weitergeht.“

Etwas sentimentaler ist da schon Sopranistin und Society-Lady Birgit Sarata, die ab und zu einen Abend im Moulin Rouge verbrachte: „Das Publikum war sehr elegant. So ein Programm mit Artisten und Zauberern – so was gibt es ja heute nicht mehr.“ Und die erotischen Show-Einlagen? „Das hat einfach dazugehört. Es hat sich ja alles im normalen Bereich abgespielt. Heute würde man damit keinen Hund mehr hinterm Ofen hervorlocken.“

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