Die gute Nachricht für alle Bewohner in Favoriten und Währing vorab: Die Einführung des Parkpickerls hat in den beiden Bezirken tatsächlich zu der erhofften Entspannung beigetragen. Es ist deutlich leichter geworden, einen Parkplatz zu finden. Das ergibt eine Studie im Auftrag der MA18, wie die Presse in ihrer aktuellen Ausgabe berichtet.
In Favoriten sank die Parkraumauslastung am Vormittag von zirka 81 Prozent (im Jahr 2013) auf 62 Prozent (im Jahr 2018). Am Abend sank sie im selben Untersuchungszeitraum von 92 Prozent auf 80 Prozent.
Ein ähnliches Bild zeigt sich in Währing: Dort ging die Parkraumauslastung am Vormittag von 90 Prozent auf 70 Prozent zurück; am Abend sank sie von 94 Prozent auf 82 Prozent.
Weniger Bezirksfremde
Interessantes Detail in der Studie, die von „ZIS+P Verkehrsplanung“ für die Stadt durchgeführt wurde: Seit die beiden Bezirke zur Kurzparkzone wurden, in denen alle Bezirksfremden einen Parkschein lösen müssen, bleiben diese auch außerhalb der kostenpflichtigen Zeit fern. Andres gesagt: Selbst nach dem Ende der kostenpflichtigen Kurzparkzone stammen die meisten geparkten Autos aus dem Bezirk.
Die Schattenseite
Das zeigt sich auch im Fließverkehr: Auch dieser ist laut Studie sowohl in Währing als auch in Favoriten zurückgegangen. Viele Pendler aus dem Umland kommen gar nicht mehr in die beiden Bezirke; bezirksfremde Wiener reisen verstärkt mit Öffis an.
Das Parkpickerl hat aber auch eine ökologische Schattenseite:
„Die jetzt verfügbaren Stellplätze haben wieder neue Pkw-Fahren generiert“, heißt es in der Studie. Das bedeutet: Die Bezirksbewohner selbst nutzen wegen der vielen freien Parkplätze wieder öfter ihr Auto – und das auch für kurze Fahrten innerhalb des Bezirks.
Ein Effekt, der nicht im Sinne der rot-grünen Stadtregierung ist. Und vor allem auch nicht im Sinne der grünen Währinger Bezirkschefin Silvia Nossek.
Sie sieht das Problem darin, dass die Zonen, in denen die jeweiligen Pickerl gelten, „viel zu groß“ seien, sagt Nossek zur Presse. Sie fordert, dass die Parkpickerl nur noch in kleineren Bereichen rund um den Wohnort gelten.
Auch Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) hat sich zuletzt Gedanken über eine Weiterentwicklung des Parkkonzepts der Stadt gemacht.
Er spricht sich für individualisierte Zonen für jeden Autofahrer aus – etwa für den Bereich zwischen Wohn- und Schulort (siehe Faktenbox unten). Für die grüne Bezirkschefin Nossek ist der SPÖ-Vorstoß „ausgemachter Unsinn“.
Pickerl kam nach zwei Mal "Nein"
Zu Erinnerung: Das Parkpickerl hat in Währing eine komplizierte Geschichte. Denn eigentlich haben sich die Währinger unter dem schwarzen Bezirkschef Karl Homole in zwei Befragungen (2012 und 2013) gegen ein Pickerl ausgesprochen. Am 1. September 2016 hat die
damals neue grüne Bezirksvorsteherin Nossek dennoch eine flächendeckende Variante eingeführt und damit ihr Wahlversprechen eingelöst.
Exakt ein Jahr später, im September 2017, folgte die Parkraumbewirtschaftung im 10. Bezirk. Der Bezirk hat sich am Ende ohne Bürgerbefragung für das flächendeckende Parkpickerl entschieden. Nicht zuletzt wegen der Verlängerung der U1 nach Oberlaa (die im gleichen Monat eröffnet wurde). Damit wollte der Bezirk eine komplette Verparkung infolge des Pendlerverkehrs vermeiden.
Problem des aktuellen Modells
Derzeit müssen Autofahrer in 19 von 23 Bezirken für das Parken zahlen. Das Parkraumbewirtschaftung ist nämlich Bezirkssache. Das führt zu einem Verdrängungseffekt. Mit jedem neuen Parkpickerl-Bezirk verschlechtert sich die Parksituation in den Bezirken mit (noch) kostenlosen Parkplätzen.
Mögliche Alternativen
ÖVP und Neos fordern seit geraumer Zeit ein Drei-Zonen-Modell mit abgestuften Tarifen. Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) dachte zuletzt laut über ein Parkpickerl mit individuellem Gültigkeitsbereich oder für konkrete Grätzel nach. Welche Variante es wird, ist unklar.
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