Parkpickerl: Auswirkung auf Verkehrsaufkommen

Döbling will beim Parkpickerl folgen
Das Parkpickerl führt zu weniger Autos im Süden, im Norden wurden es dagegen mehr.

Die Verkehrsmaßnahmen der rot-grünen Stadtregierung zeigen erste Wirkung. Nach Einführung des Park­pickerls in den südlichen und westlichen Bezirken Wiens lassen immer mehr Pendler ihr Auto stehen. Das zeigt eine Untersuchung des VCÖ (Verkehrsclub Österreich), der aktuelle Verkehrsdaten der Asfinag ausge­wertet hat.

So waren auf der Süd­autobahn (A2) beim Knoten Wiener Neudorf im Oktober an Wochentagen um 5693 Autos weniger unterwegs als noch ein Jahr zuvor. Auf der Westautobahn (A1) ging der Autoverkehr bei Pressbaum um 672 Autos pro Tag zurück.

Bahn

„Viele Autofahrer sind auf die Bahn umgestiegen, wie auch die ausgelasteten Park-&-Ride-Anlagen südlich von Wien zeigen“, sagt VCÖ-Experte Martin Gansterer. Auch im Westen Wiens sind die Parkplätze vor den Bahnhöfen voll. Gansterer: „Das beweist: Dort, wo das Park­pickerl eingeführt wurde, hat es den Auto­verkehr verringert.“

Ins selbe Horn stößt der grüne Verkehrssprecher Rüdiger Maresch: „Den Unkenrufen der Autofahrer­lobby zum Trotz steigen immer mehr auf die öffentlichen Verkehrsmittel um. Das entlastet die Luft, verringert die Lärm- und Feinstaubbelastung und verbessert den Verkehrsfluss.“

Kontrast

Im Norden und Osten sieht die Lage allerdings anders aus. So wurden auf der Nordbrücke im Schnitt um 259 Autos mehr gezählt als noch ein Jahr zuvor, noch stärker ist der Anstieg weiter östlich. So passierten im Oktober 2012 im Schnitt 189.704 Autos den Knoten Handelskai auf der Süd-Ost-Tangente (A23), um 3039 Autos mehr als noch vor einem Jahr. Auch auf der A4 wurden mehr Autos gezählt, in Schwechat stieg die Zahl der Pkw um 1305.
„Das zeigt, dass es im Norden von Wien keine Parkraumbewirtschaftung gibt“, sagt Gansterer. In Floridsdorf, Donaustadt, aber auch in Döbling und Simmering wurde das Parkpickerl von vornherein abgelehnt.

„Das zeigt nur, dass die Probleme verdrängt werden“, kritisiert hingegen ÖVP-Verkehrssprecher Roman Stiftner die Verkehrs­daten. In Summe bringe das Parkpickerl nichts, außer ein Chaos und den Ärger für Pendler.

Zukunft

Allerdings wird die Verkehrsbelastung im Großraum Wien in den nächsten Jahren zunehmen. Schon 2030 könnte Wien an der Zwei-Millionen-Einwohner-Grenze kratzen. Im Speckgürtel rund um Wien wird die Einwohnerzahl bis 2050 um 20 Prozent steigen, errechnete die Statistik Austria.

Schon allein durch die steigenden Spritpreise werden viele Pendler ihr Auto künftig öfter stehen lassen. „Daher braucht es schon jetzt weitere Maßnahmen, vor allem im Umland“, sagt Gansterer. Er fordert bessere Bahnverbindungen, aber auch mehr Parkplätze in Niederösterreich. „Je näher die Park-&-Ride-Anlagen an den Wohn­orten stehen, desto besser ist das für die Verkehrssituation.“

Die Wiener Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (G) und die ÖVP-Bezirksvorsteher von Hietzing, Währing und Döbling werden gemeinsam an einer Lösung in Sachen Parkpickerl arbeiten. Das sei bei einem Treffen am Freitagvormittag vereinbart worden, sagte Vassilakou.

Alle Vorschläge der Bezirkschefs würden berücksichtigt, versprach die Stadträtin. Ob auch ein gemeinsames Parkpickerl für alle West-Gürtelbezirke denkbar sei, wollte Vassilakou jedoch nicht kommentieren. Derlei Begehrlichkeiten waren zuletzt auch von der Hernalser SPÖ-Bezirksvorsteherin Ilse Pfeffer gekommen.
Wünsche Auch die ÖVP-Bezirkschefs deponierten ihre Wünsche. Während Währings Vorsteher Karl Homole bekräftigte, dass eine neuerliche Bürgerbefragung zur Pickerleinführung durchaus denkbar sei, ließ sein Döblinger Pendant Adi Tiller wissen, dass Parkgebühren für ihn weiterhin nicht infrage kämen. Hietzings Bezirkschef Heinz Gerstbach wünschte sich wiederum Anrainerparkplätze.

Derzeit läuft im 6., 7. und 8. Bezirk ein Pilotprojekt. Zehn Prozent der Parkplätze sind dabei für Anrainer reserviert. Die Innere Stadt und die Josefstadt – ebenfalls in ÖVP-Hand – hatten unlängst eine 50-Prozent-Quote bei Abstellplätzen für Bewohner gefordert. Vassilakou will nun eine Arbeitsgemeinschaft ins Leben zu rufen, die klären soll, was „zeitlich, räumlich und prozentuell“ möglich ist.

Bereits seit Längerem arbeitet eine Expertenkommission an einem neuen Parkraumbewirtschaftungsmodell, das den Wienern im Frühjahr bei der Volksbefragung zur Abstimmung vorgelegt wird. Eine „Rohfassung“ soll es noch heuer geben.

Der ÖAMTC wird dem Fachleute-Gremium ab sofort nicht mehr angehören, Der Verkehrsclub ärgerte sich über die erneute Ausweitung der Pickerlzone im 14., 16. und 17. Bezirk, während man in der Kommission stundenlang diskutiere. Er wirbt nun für ein eigenes Modell zur Parkraumbewirtschaftung.

Kommentare