Palais Auersperg unter Zwangsverwaltung

Palais Auersperg unter Zwangsverwaltung
Der Besitzer kann Kredite in Millionenhöhe nicht zurückzahlen. Verkaufs­gerüchte machen bereits die Runde.

Wenn es um einen gediegenen Ort für Veranstaltungen geht, gehört das Palais Auersperg im 8. Bezirk zu den ersten Adressen der Stadt. Regelmäßig finden in den barocken Prunkräumen Hochzeiten und Kongresse statt. Aber auch der schrille Rosenball hat hier seine Heimat gefunden.

Filmfans wiederum kennen das Haus am unteren Ende der Lerchenfelder Straße als Drehort für den "Dritten Mann".

Doch hinter der eleganten Fassade tut sich offenbar ein finanzieller Abgrund auf: Das Palais steht seit Kurzem unter Zwangsverwaltung. Der Eigentümer, die Auersperg Real Estate GmbH, kann einen Kredit der Bank Austria nicht mehr bedienen, wie ein Sprecher der Bank bestätigt. Dabei geht es um eine Summe von mehr als 1,5 Millionen Euro.

Die Eigentumsverhältnisse des Palais sind verworren: Gesellschafter der Auersperg Real Estate GmbH sind zwei Firmen mit Sitz in Liechtenstein, als Geschäftsführer scheint ein Holländer auf. Er war für den KURIER nicht erreichbar. Auch im Firmenbüro im 4. Bezirk hebt niemand ab.

Im Büro des Palais, das für die Vermietung der elf Prunksäle mit einem Fassungsvermögen von bis zu 1000 Personen zuständig ist, herrscht indes Ratlosigkeit: "Wir erfuhren über einen Aushang im Foyer von der Zwangsverwaltung. Der Zettel war aber seltsamerweise nach einer halben Stunde wieder weg. Wir wissen selbst nicht, wie es jetzt weitergeht", sagt ein Mitarbeiter zum KURIER.

Er erzählt auch von Verkaufsgerüchten, die zuletzt immer wieder die Runde machten.

Betrieb gesichert

In einem Punkt können die Mitarbeiter aber beruhigt sein: Der laufende Betrieb scheint zumindest mittelfristig gesichert: "Der Zwangsverwalter sorgt dafür, dass die bestehenden Mieteinnahmen nicht abgezogen werden, um den Fortbestand des Betriebs zu sichern", heißt es bei der Bank Austria.

Bereits 2008 hätte das Palais samt Garten (Gesamtfläche 9337 m²) verkauft werden sollen. Der Richtpreis lag damals bei 33 Millionen Euro, heißt es bei der Immobilienfirma, die den Deal hätte abwickeln sollen. Aufgrund der Finanzkrise entschloss sich der Eigentümer aber, die Luxus-Immobilie zu behalten.

Wechselvolle Geschichte

Palais Auersperg unter Zwangsverwaltung

Bau: Das barocke Palais Auersperg wurde zwischen 1706 und 1710 erbaut. Die prominenten Architekten: Johann Bernhard Fischer von Erlach und Johann Lucas von Hildebrandt. Ursprünglich hatte der Prunkbau den Namen "Palais Rosenkavalier". Erst nach der Übernahme durch die Familie Auersperg wurde es umgetauft.

Nutzung: Zwischen 1923 und 1935 war zwischenzeitlich das Bundeskanzleramt im Palais eingemietet. 1944 wurde hier das "Provisorische österreichische Nationalkomitee", besser als Widerstandsgruppe O5 bekannt, gegründet. 1945 errichtete die interalliierte Militärpolizei in dem Palais ihr Hauptquartier.

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