Otto-Wagner-Areal: Kein Welterbe-Titel im Alleingang

Otto-Wagner-Areal: Kein Welterbe-Titel im Alleingang
Das Ensemble für sich steht als Welterbe-Kandidat nicht zur Debatte. Empfohlen wird eine Bewerbung mit anderen k.&k.-Spitälern.

Das Otto-Wagner-Areal am Steinhof könnte – neben dem Stadtzentrum und Schönbrunn – Wiens dritte UNESCO-Welterbestätte werden. Das ist zumindest der Plan, den man seitens der Bundesregierung verfolgt. Wenn, wird das Gelände mit dem historischen Spital und der Kirche den Titel wohl aber nicht allein erhalten.

Das geht aus der Beantwortung einer aktuellen parlamentarischen Anfrage des türkisen Nationalratsabgeordneten Wolfgang Gerstl an den grünen Kulturminister Werner Kogler hervor. Demnach steht ein „exklusiv nationaler Welterbeantrag“ aus Sicht von Experten des Denkmalrats ICOMOS (einem beratenden Gremium der UNESCO) „nicht zur Debatte“.

Spitäler der k.&k.-Monarchie

Vielmehr solle die „Projektidee unter dem Arbeitstitel ‚‘Modern Hospitals of the Austro-Hungarian Monarchy‘ das ,gesamte Netzwerk an K&K-zeitlichen Nervenheilanstalten in den Blick nehmen‘“. Das bedeutet: Die Fachleute legen nahe, dass das Otto-Wagner-Areal nicht alleine Weltkulturerbe werden soll, sondern gemeinsam mit anderen historischen Krankenhäusern.

Wie das gehen könnte, das macht derzeit Baden vor: Gemeinsam mit elf anderen Kurorten hat sich die niederösterreichische Stadt unter dem Titel „Great Spas of Europe“ um den Welterbe-Status beworben. Mitte Juli wird die UNESCO entscheiden, ob ihn die Kurstädte erhalten.

Mission noch heuer

Mit dem Otto-Wagner-Areal steht man noch am Anfang dieses Prozesses: Seit 2019 wird offiziell geprüft, ob das Otto-Wagner-Areal welterbetauglich ist – damals wurde ein sogenannter Upstream-Prozess eingeleitet. Das ist eine Art Vorprüfung: Mit ihr wird ergründet, ob eine Stätte von „außergewöhnlichem universellen Wert“ und damit potenziell für die Aufnahme in den Kreis der mehr als 1.100 Welterbe-Stätten geeignet ist.

Ein wesentlicher Bestandteil dieses Verfahrens ist eine Beratermission, bei der Experten von ICOMOS mögliche Kandidaten vor Ort begutachten. Wegen Corona konnte sie bisher nicht stattfinden. Laut der Anfragebeantwortung wird nun eine „Durchführung im Idealfall noch im Spätsommer/Frühherbst 2021“ angestrebt. Von den Ergebnissen der Mission hängt ab, ob das Otto-Wagner-Areal als Weltkulturerbe nominiert wird.

An der Mission teilnehmen sollen laut Kogler auch Vertreter der Stadt Wien: Im Rathaus hat man auf die Welterbe-Pläne für das Gelände bisher eher ablehnend reagiert. „Ich hoffe sehr, dass die Stadt nicht wieder ,Nein‘ sagt“, so Mandatar Gerstl im KURIER-Gespräch. Einer gemeinsamen Bewerbung mit anderen Spitälern kann er etwas abgewinnen: „Ich unterstütze alles, was die Sache beschleunigt.“

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