Opium statt Pizza: Iranische Drogenbande ausgehoben

Opium statt Pizza: Iranische Drogenbande ausgehoben
Die Männer sollen von einem Pizzalokal aus operiert haben. Teils wurden die Drogen sogar in den Kartons versteckt und ausgeliefert.

Wenn man genug bezahlte, gab es zur bestellten Pizza in Wien-Döbling im letzten halben Jahr wohl auch häufig Drogen als "Goodie" obendrauf. Zumindest in einer von einem 32-jährigen Iraner betriebenen Pizzeria, die eigentlich als Umschlagplatz für Drogen genutzt wurde. 

Das gab die Wiener Polizei am Dienstag im Rahmen eines Hintergrundgesprächs ausgewählten Medien bekannt. Anlass war ein Ermittlungserfolg des Landeskriminalamts Wien, Außenstelle Süd. Dort haben die Ermittler seit Jahresbeginn sukzessive einer iranischen Drogenbande das Handwerk gelegt. Sechs Tatverdächtige zwischen 28 und 44 Jahren wurden im Rahmen der intensiven Ermittlungen ausgeforscht und festgenommen.

Wachsender Markt für Rohopium

Die Gruppe hatte sich auf den Verkauf von Rohopium spezialisiert, welches aus der Türkei via Lkw nach Österreich transportiert und hier verkauft bzw. weiter nach Deutschland transportiert wurde. "Es handelt sich dabei um ein berauschendes Suchtmittel, dessen Wirkung mit Heroin verglichen werden kann", meinte Chefinspektor H., der aus ermittlungstechnischen Gründen anonym bleiben möchte. Seiner Einschätzung zufolge sei der Markt in Wien gerade erst am Entstehen.

Begonnen hatte alles mit einem Hinweis: Ein 44-jähriger Iraner, der zu der Zeit in einer Asylunterkunft in Wien-Simmering wohnte, handle mit Drogen. Als die Polizisten bei dem Mann anklopften, entdeckten sie tatsächlich zehn Gramm Amphetamin.

Wesentlich misstrauischer machte die Ermittler allerdings die Tatsache, dass der mutmaßliche Dealer auch 8.000 Euro in bar bei sich hatte. Die Größe des Betrags war zumindest ein Indiz, dass im Hintergrund ein größeres Netzwerk involviert sein könnte.

Opium statt Pizza: Iranische Drogenbande ausgehoben

Oberst Winkler, Leiter des Landeskriminalamts, Außenstelle Süd

Opium statt Pizza: Iranische Drogenbande ausgehoben

Rohopium

Opium statt Pizza: Iranische Drogenbande ausgehoben

Opium statt Pizza: Iranische Drogenbande ausgehoben

Rohopium

Im Zuge taktischer Ermittlungen tasteten sich die Beamten in Folge von Einvernahme zu Einvernahme vor, was schließlich dazu führte, dass drei weitere mutmaßliche Bandenmitglieder bei einer größeren Drogenübergabe abgefangen werden konnten. Die Iraner im Alter von 28, 36 und 39 Jahren wurden festgenommen.

Es folgten insgesamt vier Hausdurchsuchungen. Drei in Wien-Döbling und eine in Wien-Währing. Außerdem konnte in Wien-Döbling ein Drogenbunker ausgehoben werden. Insgesamt wurden bei den Zugriffen 13 Kilogramm Rohopium sichergestellt. Eine große Menge, dürfte sich die Droge doch derzeit hierzulande erst etablieren.

Oberst Winkler, Leiter des Landeskriminalamts, Außenstelle Süd, warnt jedenfalls vor der Substanz: "Obwohl Rohopium geraucht werden kann, ist es nicht mit Cannabis oder einer Shisha zu vergleichen. Es handelt sich um den Grundstoff von Heroin und macht extrem süchtig."  Der Straßenverkaufswert der sichergestellten Suchtmittel liegt bei 200.000 Euro.

Drogen statt Pizza

Wie sich herausstellte, arbeiteten zwei der ausgeforschten Iraner in einer Pizzeria - ebenfalls in Wien-Döbling. Die Pizzeria wurde allerdings nur zum Schein betrieben, denn das Lokal diente als Drogenumschlagplatz. "Pizza-Weltmeister wollten die sicher keine werden", meinte Chefinspektor H. angesprochen auf das doch eher ungewöhnliche Geschäftsmodell.

Laut dem Ermittler wurden sogar Drogen in Pizzakartons versteckt bzw. diese zusätzlich zu bestellten Pizzen verkauft. Das Lokal sei auch nicht stark frequentiert gewesen, was darauf hinweise, dass es primär für die Drogengeschäfte genutzt wurde. 

Als die Kriminalisten schließlich den Betreiber des "Restaurants" identifizieren konnten, war rasch klar, dass es sich bei dem 32-jährigen angeblichen Pizzakoch um den Drahtzieher handeln dürfte. Der Iraner soll den Drogentransport aus der Türkei eingefädelt und die Drogen dann in Wien an die Dealer verteilt haben.

Festnahmen am Flughafen

Am 17. März dieses Jahres wurde der Hauptverdächtige am Flughafen Wien festgenommen, als er gerade aus Istanbul einreisen wollte. Zwar stritt der Verdächtige alles ab, doch die Staatsanwaltschaft Wien hatte aufgrund der Beweislage bereits eine Festnahmeanordnung erlassen.

Der "Chef", wie ihn die Ermittler nennen, führte schließlich auch zu dessen rechter Hand - ein 33-jähriger Iraner, der beschuldigt wird, die Drogen in Wien entgegengenommen, gebunkert und an die Straßenverkäufer ausgehändigt zu haben. Dem Mann soll es kurz vor seiner Festnahme bereits "zu heiß" geworden sein, weshalb er sich nach Amsterdam absetzen wollte. Die Beamten konnten ihn jedoch am Wiener Flughafen stoppen. Auch er bestreitet bisher alles.

Die Tatverdächtigen, die sehr darauf bedacht gewesen sein sollen nicht aufzufallen und laut Polizei stets gut gekleidet waren, befinden sich derzeit in der Justizanstalt Josefstadt in Untersuchungshaft. Die Ermittlungen laufen nun weiter. Dabei geht es unter anderem herauszufinden, mit wem die Gruppe in Deutschland zusammenarbeitete. 

Verpassen Sie keine Nachricht wie diese mit dem KURIER-Blaulicht-Newsletter:

Kommentare