Opferstockdiebe: Schaden in sechsstelliger Höhe verursacht

Kiloweise Münzen und Dutzende Banknoten wurden sicher gestellt.
20-köpfige Bande gefasst. Pro Tag erbeuteten Verdächtige bis zu 500 Euro.

Mit Diebstählen in Kirchen und dem Plündern von Opferstöcken verursachte eine Bande laut Polizei einen Schaden in "hoher sechsstelliger Höhe". Tatorte waren Kirchen in Wien und Niederösterreich. Nach umfangreichen Ermittlungen konnten Kriminalisten nun einer mehr als 20-köpfigen Bande aus Bulgarien das Handwerk legen. Auch der mutmaßliche Anführer sitzt in Haft.

Die Verdächtigen sollen immer nach der gleichen Masche vorgegangen sein: Einer soll sich an den Opferstöcken zu schaffen gemacht haben, ein anderer soll Schmiere gestanden sein. "In verwinkelten Kirchen, in denen man von Weitem hört, wenn sich jemand nähert, waren sie auch alleine unterwegs", beschreibt der in Wien ermittelnde Inspektor Valentin Szaga-Doktor. Betrat jemand die Kirche, gaben sie vor, selbst Gläubige zu sein und bekreuzigten sich.

Opferstockdiebe: Schaden in sechsstelliger Höhe verursacht
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Ebenfalls dreist: Um ihre Ausgaben in Österreich gering zu halten, sollen sie während ihren Touren in Obdachlosenheimen der Caritas und der VinziRast genächtigt haben. Im Spind eines Festgenommenen fanden Ermittler den Reiseführer "Die schönsten Kirchen und Klöster Österreichs". Im Buch versteckt war auch eine Plastikschiene, mit der er Geld aus den Opferstöcken gefischt haben soll.

Dutzende Kirchen

Laut Polizeisprecher Thomas Keiblinger können der Bande 39 Taten in Wien und sechs Taten in Niederösterreich nachgewiesen werden. Die Verdächtigen dürften seit Jänner 2015 aktiv gewesen sein – allerdings können ihnen erst seit 27. November des Vorjahres Delikte eindeutig zugeordnet werden. Die Polizei geht jedoch davon aus, dass sie in Dutzenden Kirchen die Opferstöcke regelmäßig ausgeräumt haben. "Sie haben sich die Kirchen fix aufgeteilt und sie ein Mal pro Woche abgegrast", berichtet Csaba Lendjel, Leiter des Kriminaldienstes aus Fischamend, Bezirk Wien-Umgebung.

Opferstockdiebe: Schaden in sechsstelliger Höhe verursacht
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Ihm und seiner Kollegin Theresa Mayringer gelang am 30. Dezember bei einer Routinestreife die entscheidende Festnahme. Die Beamten wurden auf ein oranges Fahrzeug mit verdunkelten Fenstern und bulgarischem Kennzeichen aufmerksam. Drei Männer und eine Frau wurden verhaftet.

Haupttäter verhaftet

Bei ihnen wurden kiloweise Münzen sowie Kerzenhalterungen, Heiligenplaketten, ein Opferlamm, Werkzeug und Elektroschocker gefunden. Damals ging ihnen der 48-Jährige mutmaßliche Haupttäter ins Netz – so kamen die Beamten nun auf die Spur der ganzen Bande. In der Gruppe gab es laut Polizei eine strenge Rangordnung: „Der 48-Jährige stand in der Hierarchie oben. Er hat Leute rekrutiert und ausgebildet“, sagt Lendjel. Gegen ein Entgelt von 50 Euro soll er die Bandenmitglieder gelehrt haben, wie man mittels Klebebänder Geld aus den Opferstöcken stehlen kann. Zwischen 70 und 500 Euro dürften die Verdächtigen pro Kopf und Tag erbeutet haben.

Unter den Ermittlern gilt der 48-Jährige als Schwergewicht. Er war bereits in Klagenfurt wegen Diebstahls verurteilt worden und soll auch in Bulgarien und Italien schwere Straftaten begangen haben.

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