ÖVP-Bezirksrat wechselt zu türkischer Liste

Turgay Taskiran kritisiert vor allem die Ausgrenzungspolitik und das Machtstreben der Rathausparteien.
Stephan Unger, bis dato VP-Klubvize im 1. Bezirk, tritt für Turgay Taskiran an. Acht Listen dürfen Wien-weit kandidieren.

Ein Coup ist der Liste „Gemeinsam für Wien“ des türkischstämmigen Arztes Turgay Taskiran für die Wien-Wahl am 11. Oktober geglückt: Auf Platz drei der Landesliste wird der bisherige stellvertretende Klubobmann der ÖVP Innere Stadt, Stephan Unger, kandidieren.

ÖVP-Bezirksrat wechselt zu türkischer Liste
Stephan Unger ÖVP Gemeinsam für Wien
Der Architekt, den Bezirkschefin Ursula Stenzel 2010 in die Politik geholt hatte, zog seine Kandidaturen für die ÖVP-Landes- und Bezirkslisten zurück. Zudem kündigt er seinen baldigen Parteiaustritt an. „Jeder muss wissen, wo er sich zu Hause fühlt“, kommentiert VP-Wien-Chef Manfred Juraczka die Entscheidung knapp.

Stenzel sei seine „politische Lehrmeisterin“ gewesen, mit ihrem Wechsel zur FPÖ „trennen sich unsere Wege aber“, sagt Unger. Die Liste „Gemeinsam für Wien“, die mit der „RumänInnen Partei“ sowie der Piraten-Abspaltung „Robin-Hood-Liste“ kooperiert, habe ihn dagegen mit ihrer „überwältigenden Energie“ sowie mit ihren Hauptthemen – Migration und Integration – überzeugt.

Warten auf das Programm

Die weiteren Kandidaten sowie das Programm will Spitzenkandidat Taskiran am Montag präsentieren. Während man in der Inneren Stadt, in Wieden, Mariahilf und in der Josefstadt nicht genug Unterstützungserklärungen für eine Kandidatur auf Bezirksebene sammeln konnte, rechnet man sich in Favoriten, Simmering, der Brigittenau sowie in Liesing und Landstraße Chancen auf ein Grundmandat aus.

Insgesamt sollen 70 Kandidaten ins Rennen gehen - davon etwa 40 Prozent Frauen. Bezeichnungen, wie "Türkenliste" oder "Moslempartei" hört man aber nicht gern. "Wir vereinen in unseren Reihen Muslime, Juden, Katholiken und Protestanten", sagt Taskiran. Nur etwa die Hälfte der Kandidaten sei türkischstämmig - "die Leute kommen auch aus Rumänien, aus Afrika, von den Philippinen, aus Bangladesch, Ägypten, vom Balkan und sogar aus Venezuela."

Wer es auf den Stimmzettel geschafft hat

Acht Listen haben genug Unterstützungserklärungen gesammelt, um bei der Gemeinderatswahl Wien-weit kandidieren zu können. Auf den Stimmzettel haben es neben SPÖ, FPÖ, ÖVP, Grünen und NEOS, WWW (Wir wollen Wahlfreiheit), ANDAS und „Gemeinsam für Wien“ geschafft.

Darüber hinaus kandidieren vier Fraktionen nur in einzelnen Wahlkreisen - insgesamt ist Wien bei der Gemeinderatswahl in 18 Kreise aufgeteilt. Nur im Wahlkreis Zentrum (1., 4., 5. und 6. Bezirk) stehen die Freidemokraten (FREIE) zur Wahl, im Wahlkreis Brigittenau die Sozialistische LinksPartei (SLP), im Wahlkreis Floridsdorf „Wir für Floridsdorf“ (WIFF) und im Wahlkreis Donaustadt die Männerpartei - Für ein faires Miteinander (M).

Die Wahlverschläge müssen nun noch in einem formalen letzten Schritt von den jeweiligen Bezirkswahlbehörden beschlossen werden, erst dann sind sie endgültig fix.

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