Österreichs jüngste Buchkritikerin

Tara ist ein großer Fan von Christine Nöstlinger
Die erst elfjährige Tara aus der Seestadt Aspern schreibt regelmäßig Rezensionen. Sie möchte einmal selbst Autorin werden.

"Ich lebe von Büchern", sagt Tara Prochaska und lacht schüchtern. Sie liebe alles an ihnen: Wie sie einen in andere Welten entführen, wie sie riechen, wie sie sich anfühlen. Daher schreibt sie Buchrezensionen für die Buchhandlung "Seeseiten" in der Seestadt Aspern, wo sie auf der Website veröffentlicht werden. Das Besondere daran: Tara ist erst elf Jahre alt.

Ihre erste Rezension verfasste sie bereits als Zehnjährige: "Ein Nachbar arbeitet bei einem Verlag. Er fragte mich, ob ich eine Buchkritik schreiben möchte", erzählt Tara. "Die hat er dann im Internet veröffentlicht."

Vor einigen Monaten zog sie mit ihrer Familie in die Seestadt Aspern. "Kurz darauf hat hier eine Buchhandlung eröffnet, und ich habe mich sehr darüber gefreut", sagt Tara.

Stammkundin

Sie war Stammkundin von der ersten Stunde an. Anfangs, in den Sommerferien, kam sie praktisch täglich in den Laden: "Manchmal habe ich etwas gekauft, manchmal nur geschaut." Derzeit besuche sie die zweite Klasse des Gymnasiums, daher habe sie nicht mehr so oft Zeit: "Aber ein, zwei Mal pro Woche komme ich trotzdem noch her. Rasch freundete sie sich mit Buchhändlerin Bettina Wagner an: "Da sie so begeistert liest, haben wir sie gefragt, ob sie auch für uns einmal eine Rezension schreiben möchte", schildert Wagner.

Wenige Tage später stand Tara mit klopfendem Herzen im Laden und überreichte ihren ersten selbst geschriebenen Text. Seitdem ist sie offizielle Testleserin. Etwa alle zwei Wochen verfasst sie eine Rezension. Im Gegenzug kann sie sich so viele Bücher kostenlos ausleihen, wie sie möchte.

"Viele Bücher zu Hause"

Woher die große Begeisterung kommt, weiß Tara selbst nicht: "Meine Eltern sind eigentlich Techniker", erzählt sie. "Aber wir haben schon viele Bücher zu Hause, vor allem Klassiker, zum Beispiel von Goethe und Schiller." Ihre Mutter Eveline Prochaska fügt lachend hinzu: "Während ich schwanger war, habe ich zirka die gesamte Weltliteratur gelesen. Vielleicht hat sie das inspiriert."

Bücher für Erwachsene finde sie manchmal "noch etwas komisch", sagt Tara. Ins Schwärmen gerät sie hingegen, wenn der Name Christine Nöstlinger fällt: "Die Frau schreibt so toll", sagt sie. "Jede Geschichte von ihr fasziniert mich." Einer ihrer größten Wünsche ist, sie einmal persönlich kennenzulernen.

Auch Bücher von Michael Ende liebt sie: "Er hat tolle Ideen, und ich mag, wie er sich ausdrückt." Natürlich verschlang sie auch alle Bände der Harry-Potter-Serie: "Sie sind spannend, und wenn eine Figur stirbt, ist man richtig traurig."

Nicht zu vergessen die Bücher über die Mädchenbande "Die wilden Hühner" von Cornelia Funke: "Ich wollte selbst immer eine Bande haben, und die Mädchen machen lauter total spannende Sachen."

Am liebsten lese sie abends vor dem Einschlafen: "Auch wenn ich einmal länger wach bleibe, schimpft die Mama eigentlich nicht." Gefalle ihr ein Buch, lese sie es in den Ferien manchmal in einer einzigen Nacht vom Anfang bis zum Ende.

An ihren Kritiken wiederum schreibt sie mitunter einen ganzen Tag lang: "Besonders, wenn es ein wunderschönes Buch ist, und ich es anderen wirklich empfehlen möchte." Eine böse Rezensentin sei sie aber nicht: "Ich habe noch nie eine wirklich strenge Kritik geschrieben", sagt sie und lacht.

Bleibt bei so viel Lesen noch Zeit für andere Hobbys? "Ja, ich spiele Landhockey, und ich schreibe sehr gerne", schildert Tara. In "Tausenden Notizbüchern" habe sie bereits Ideen für Romane notiert. Wie ihr Vorbild Christine Nöstlinger möchte sie einmal selbst Autorin werden: "Immerhin stamme ich wie sie ursprünglich auch aus Hernals."

Ihre Mutter und Bettina Wagner machen ihr jedenfalls Mut: "Wenn dein erstes Buch erscheint, machen wir hier die Buchpräsentation", verspricht Wagner. Und der KURIER wird in diesem Fall natürlich auch berichten.

Internet: shop.seeseiten.at

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