Österreichs Arbeitslosigkeit ist ein Wiener Problem
405.470 Menschen waren im Mai in Österreich arbeitslos oder in Schulung. Der Löwenanteil davon in Wien. 37,7 Prozent der Menschen, die keine Arbeit haben, sind Wiener. Rechnet man die Wiener Zahlen aus dem Mai aus der Österreich-Gesamtstatistik raus, beträgt der Anstieg der arbeitslosen oder in Schulung befindlichen Menschen nur noch 0,7 Prozent. In Wien betrug der Anstieg 5,7 Prozent. In den Monaten März und April wären die Arbeitslosenzahlen sogar rückläufig gewesen (siehe Grafik weiter unten).
Für Wiens Wirtschaftskammer-Präsident Walter Ruck ein Alarmsignal. Er fordert ein dringendes Umdenken und verweist auf Deutschland. Dort sinke etwa in Berlin dank Reformen die Arbeitslosigkeit: Ruck: "Deutschland und Berlin machen vor, dass auch in Krisenzeiten mit richtigen Maßnahmen die Wirtschaft in Fahrt kommt."
Auch der Arbeitsmarktexperte des Instituts für Höhere Studien (IHS), Helmut Hofer, bestätigt den Trend. "Die Beschäftigung in Wien wächst zwar, aber auch der Zuzug." Allerdings habe Wien ein spezielles Problem mit Langzeitarbeitslosen "Diese bekommen nicht die neu geschaffenen Jobs, sondern Pendler aus Niederösterreich oder Osteuropa."
Kampf um Flächen
Ein weiteres Problem für Wien sei die Anzahl der Betriebsflächen. Erst am Dienstag stellten Bürgermeister Häupl und Wohnbaustadtrat Ludwig (beide SPÖ) eine Wohnbauoffensive vor, durch die temporär auch auf Betriebsflächen gebaut werden darf. Für Wirtschaftskammer-Präsident Ruck ein gefährliches Vorhaben. Wien habe in den vergangenen 15 Jahren 40 Prozent seiner Betriebsflächen eingebüßt, in etwa 460 Hektar. "Diese Entwicklung ist dramatisch. Wir verstehen, dass es Wohnfläche braucht, aber die Menschen, die sich bei uns ansiedeln, müssen auch irgendwo arbeiten", sagt Ruck.
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Wirtschaftsstadträtin Renate Brauner (SPÖ) verweist auf das Regierungsübereinkommen, in dem steht, dass es in den kommenden Jahren ausreichend Flächen für Betriebe geben muss. "Und dafür kämpfe ich", sagt Brauner. Aber es sei nicht wegzudiskutieren, dass der Platz in der Stadt im Vergleich zur grünen Wiese ein knappes Gut ist. Für Hofer wäre ein Weg mehr Kooperationen mit den angrenzenden Bundesländern Niederösterreich und Burgenland zu suchen. Er sieht bei den Wienern zudem eine vergleichsweise geringe Mobilitätsbereitschaft. "Es gibt das Beispiel von der steirischen Feinkostverkäuferin, die nach Wien pendelt – umgekehrt ist mir kein Fall bekannt. Hier müsste man Mobilitätsanreize setzen."
Ausbildung
In Wien selbst müsse die Ausbildung für bildungsferne Schichten verbessert werden, da in Wien künftig die meisten Stellen im Hochtechnologiebereich entstehen. Hofer: "Die Gefahr ist, dass es dann kaum mehr Arbeitsplätze für einfache Hilfsarbeiter gibt."Das sieht auch Brauner so: "Wien ist daher das einzige Bundesland dass sich mit dem WAFF eine Ausbildungseinrichtung leistet."
Gefruchtet hat das bis jetzt noch nicht wirklich.
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