Wien: ÖBB-Lok entgleiste, Zug evakuiert

Wien: ÖBB-Lok entgleiste, Zug evakuiert
Keine Verletzten. Strecke Hauptbahnhof-Meidling seit dem Abend wieder offen.

„Es hat sich angefühlt, als hätte jemand die Notbremse gezogen“, erzählt ein Passagier des EC 159. Doch es war mehr als eine starke Bremsung. Donnerstagnachmittag entgleiste beim Wiener Hauptbahnhof ein Eurocity mit Ziel Zagreb. Die Lokomotive war kurz nach 16 Uhr in Fahrtrichtung Wien-Meidling 300 Meter nach der Abfahrt am Hauptbahnhof aus den Gleisen gesprungen.

Zug entgleist, keine Verletzten

Der Strom fiel aus. Mitarbeiter des Zuges seien durch die Garnituren gegangen und hätten die Fahrgäste informiert, schildert der Mann die Situation. Dann hieß es warten bis die Evakuierung beginnen konnte. 150 Fahrgäste mussten in Sicherheit gebracht werden. Sie gingen zu Fuß über die Gleise auf die Straße – und dann zurück zum Bahnhof.

Verspätungen und Zugausfälle

Inzwischen war die Berufsrettung Wien alarmiert worden. Sie war mit drei Katastrophenzügen angerückt. Es konnte aber schnell Entwarnung gegeben werden: Niemand war verletzt.

Die Fernverkehrsverbindung war allerdings unterbrochen. Der S-Bahnverkehr blieb aufrecht. Im Abendverkehr bildeten sich auf dem Hauptbahnhof trotzdem schnell große Menschenansammlungen.

Am Donnerstagabend haben die ÖBB die Strecke zwischen Hauptbahnhof und Meidling wieder freigegeben. "Der Betrieb zwischen Meidling und Hauptbahnhof ist seit 19.30 Uhr wieder eingeschränkt aufgenommen", sagte ÖBB-Sprecher Bernhard Rieder am Abend zur APA. Verletzt wurde niemand.

Allerdings fahren alle ICEs und Railjets nach und aus Westen von bzw. zum Wiener Westbahnhof. Die Railjet Express verkehrten von und bis Hauptbahnhof. Züge aus und in Richtung Süden wurden jedoch weiter über die Pottendorfer Linie geführt, daher blieben sie in Meidling nicht stehen. Die Nightjetzüge sollten alle durchgeführt werden, Verspätungen seien aber möglich, sagte Rieder.

Wien: ÖBB-Lok entgleiste, Zug evakuiert

21 Verletzte

Vor fast einem Jahr  – am 22. Dezember 2017 – hatte der Zusammenstoß zweier Züge bei Kritzendorf in NÖ 21 Verletzte gefordert. Nun liegt  ein Zwischenbericht der Sicherheitsuntersuchungsstelle des Bundes vor. Demnach dürfte sich eine der beiden Garnituren kurz vor dem Unfall in Bewegung gesetzt haben, obwohl ein Schutzsignal ein Fahrverbot angezeigt hatte, berichtet der ORF NÖ.

Die Staatsanwaltschaft Korneuburg ermittelt wegen fahrlässiger Gemeingefährdung. Die Unfallanalyse und das Gutachten eines Sachverständigen aus dem Bereich Eisenbahn seien noch ausständig, sagte Sprecherin Doris Demler.  Zudem wird der Vorfall mit anderen Unfällen verglichen. Auch Sicherheitseinrichtungen werden noch überprüft. Als erste Maßnahme wurde ein Signal bei Kritzendorf versetzt.

Mehrere Wagen waren entgleist, zwei stürzten um. Vier Personen wurden dabei schwer, 17 leicht verletzt. Der Schaden an den Fahrzeugen und der Infrastruktur betrug dem Zwischenbericht zufolge mehr als 10,5 Millionen Euro.

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