Umstrittene Verbindungsbahn in Wien verzögert sich zumindest um ein Jahr

Ein Zug fährt auf der Verbindungsbahn
Der Baubeginn für die Modernisierung der S-Bahn zwischen Hütteldorf und Meidling erfolgt frühestens 2025.

Das Vorhaben "Verbindungsbahn neu" ist seit Jahren das umstrittenste Bahnprojekt Wiens. Die ÖBB wollen den S-Bahn-Abschnitt zwischen Hütteldorf und Meidling modernisieren, um auf der S80 zwischen Hütteldorf und Aspern im 15-Minuten-Takt fahren zu können.

Dazu soll unter anderem im durch Hietzing führenden Abschnitt eine Hochtrasse errichtet werden, damit nicht ständig Autos vor geschlossenen Schranken warten müssen. Dagegen laufen jedoch mehrere Bürgerinitiativen, die Bezirksgruppen von ÖVP und Neos sowie die Radlobby Sturm. Sie kritisieren, dass durch die Hochtrasse der Bezirk zerschnitten würde und es viel zu wenige Querungsmöglichkeiten für Radlerinnen und Radler sowie Fußgängerinnen und Fußgänger gebe.

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Jetzt steht fest, dass sich das Projekt um zumindest ein weiteres Jahr verzögert. Mit den Arbeiten kann frühestens 2025 begonnen werden, die Fertigstellung frühestens 2029 erfolgen.

Das sagte ÖBB-Infrastruktur-Vorständin Judith Engel zum KURIER. Der Grund für die Verzögerung liegt in einem Einspruch gegen den positiven Bescheid der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP), der im März 2022 erteilt wurde.

Weitere Planung von Gerichtsentscheid abhängig

Um, wie bisher geplant, 2024 mit den Arbeiten beginnen zu können, müsste bereits eine Entscheidung vorliegen, so Engel. Der Fall liegt jedoch nach wie vor beim Bundesverwaltungsgericht (BVwG) und wann dieses entscheidet, sei derzeit nicht abzusehen. "Demzufolge werden wir auch erst dann unsere Bau- und Ablaufplanung neu aufsetzen."

Kartengrafik der Verbindungsbahn

Das ist nicht die erste Verzögerung des Projekts. Ursprünglich war die Bauzeit von 2023 bis 2027 veranschlagt gewesen, wurde jedoch bereits im vergangenen Jahr wegen der Befürchtung eines Einspruchs gegen die UVP um ein Jahr verschoben.

Schranken werden lange Zeit geschlossen sein

Die Gegnerinnen und Gegner des Projekts fordern eine Trasse in Tieflage. Die ist aber laut den ÖBB technisch nicht möglich. Zudem argumentiert die Bahn, dass die derzeit sechs Schranken entlang der Strecke bereits jetzt mit dem Halbstundentakt rund 15 bis 20 Minuten pro Stunde geschlossen sind. Mit einem 15-Minuten-Takt würde sich diese Zeit laut ÖBB auf 30 bis 40 Minuten pro Stunde erhöhen.

Visualisierung der neuen Hochtrasse der Verbindungsbahn

So stellen sich die ÖBB die neue Verbindungsbahn vor

Bereits 2020 hatten die ÖBB die Pläne aufgrund der Proteste gegen das Projekt abgeändert. Anstatt der ursprünglich geplanten, weitgehend geschlossenen Hochtrasse soll die S80 künftig auf einer - auf freier Strecke durchlässigen - Stelzenbrücke fahren (siehe Visualisierung oben).

Den Gegnerinnen und Gegnern des Projekts genügte das aber nicht. "Die künstliche Trennung des Bezirks bleibt leider auf einem inakzeptabel hohen Niveau. Das muss sich unbedingt ändern", sagte die kürzlich zurückgetretene ÖVP-Bezirksvorsteherin Silke Kobald damals.

Außer der umstrittenen Hochtrasse beinhaltet das Projekt "Verbindungsbahn neu" zwei neue Haltestellen (Hietzinger Hauptstraße und Stranzenbergbrücke) sowie die Modernisierung der Haltestelle Speising. Die ÖBB haben 317 Millionen Euro für das Projekt veranschlagt.

Das ausführliche Interview mit ÖBB-Infrastruktur-Vorständin Judith Engel lesen Sie ab Sonntag, 5 Uhr, unter diesem Link.

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