"Obdachlose brauchen unsere Hilfe"
Herr Kreuzer stellt sein Gulasch auf ein schmales Fensterbrett in der Gruft. Reis und Erdäpfel sind schon aus, aber Brot ist noch da. "Das geht schon", sagt Herr Kreuzer. Seit zwei Jahren war der 65-Jährige nicht mehr in der Gruft der Caritas in der Barnabitengasse in Wien-Mariahilf, diese Woche hat er erstmals wieder in der Notschlafstelle genächtigt. Wenn er nicht dort ist, schläft er auf einer öffentlichen Toilette in Neuwaldegg. "Aber bei dem Sauwetter", sagt Herr Kreuzer, kommt er lieber in die Gruft.
Dort kann er sich aufwärmen, schlafen, essen, duschen, Kleidung waschen, sich jeden Mittwoch im sogenannten Louisebus ärztlich versorgen lassen. Kurz: Es kümmert sich jemand um ihn.
Leerer Magen
60 Obdachlose können in den Stockbetten der Notschlafstelle der Gruft nächtigen. "Wir sind jeden Abend voll belegt", sagt Susi Peter, leitende Sozialarbeiterin der Gruft. Und es werden immer mehr, die nach einem warmen Schlafplatz suchen: Bis Ende November wurden in der Gruft 19.482 Nächtigungen gezählt. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2014 waren es 20.080.
Gleichzeitig steigt auch die Zahl jener Menschen, die zum Essen ins Tageszentrum der Gruft kommen. Im Vorjahr wurden insgesamt 117.945 Mahlzeiten ausgeteilt, heuer waren es bis Ende November bereits 105.594. Täglich kommen rund 200 Menschen zum Essen. Um 8 Uhr Früh sperrt die Notschlafstelle zu – dann gibt es Frühstück im Tageszentrum. Ab 12 Uhr wird das Mittagsessen ausgeteilt.
Immer wieder wird die Gruft von Firmen und Privaten unterstützt. Über die Kardinal-König-Patenschaft etwa wurden seit 2005 mehr als 400.000 Euro gesammelt.
Vergangenen Mittwochmittag standen die Obdachlosen an die Fenster gelehnt, das Gulasch aufs Fensterbrett gestellt – so viel war los in der Gruft. Die Schlange vor der Essensausgabe reichte vom Speisesaal bis zum Wäscheraum. "Bei uns ist eigentlich immer viel los", sagt Susi Peter. Aber jetzt im Winter eben noch ein bisschen mehr. "Einmal am Tag braucht man etwas Warmes zu essen", sagt sie.
Die Sozialarbeiterin kennt den Namen und die Geschichte von so gut wie jedem Obdachlosen in der Gruft. Und auch "die Susi" kennt jeder. "Die Susi ist ein Denkmal", sagt Herr Kreuzer. "Man müsst’ sie eigentlich glorifizieren."
Essen oder heizen
Viele, die in die Gruft kommen, stünden außerdem vor der Entscheidung: "Essen oder heizen", sagt Susi Peter und erzählt von einer Frau, die eine Strom-Nachzahlung zu begleichen hat. Nach Abzug von Miete und laufenden Kosten blieben der Frau 150 Euro monatlich zum Leben. "Da gehen sich keine drei Mahlzeiten täglich aus", sagt Peter.
Spenden:
Gruft Winterpaket
50 Euro für einen winterfesten Schlafsack und eine warme Mahlzeit. Spendenkonto:
AT16 3100 0004 0405 0050
BIC: RZBAATWW
Kennwort: Gruft Winterpaket
Das Caritas-Kältetelefon ist erreichbar unter: 01/4804553
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