Neustifter Kirtag: Fesche Dirndln, stramme Buam und a bissl Regen

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Wo die Großstadt vergessen wird und Tradition, Tracht und viel Trara zu Hause sind.

Zusammenfassung

  • Neustifter Kirtag lockt trotz Regenmassen mit Dirndl, Lederhosen und ausgelassener Stimmung auf die Straßen.
  • Polit-Prominenz mischt sich unters feiernde Volk, doch im Mittelpunkt stehen Tracht, Musik und das bunte Treiben.
  • Zwischen Schlagermusik, Wein und Hauerkrone verwandelt sich Neustift für ein paar Tage in ein traditionelles Dorf mit Festlaune.

Von Johanna Worel

Das alljährliche Neustifter Chaos nimmt seit Donnerstagnachmittag seinen Lauf. Es ist Neustifter Kirtag und alle gehen hin. Zwischen bunten Dirndln, karierten Hemden und Lebkuchenherzen fließt der Spritzer wie Wasser – und auch beim Bier gibts kein Halten.

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Von links nach rechts: Ingrid Korosec (ÖVP), Markus Figl (ÖVP), Barbara Novak (SPÖ) und Harald Zierfuß (ÖVP).

Trotz des bescheidenen Wetters schiebt sich die Menge über die Neustifterstraße. Überall „fesche Dirndln und stramme Buam“, wie es Finanzstadträtin Barbara Novak (SPÖ) in ihrer Eröffnungsrede zusammenfasst.

ÖVP-Chef Markus Figl und Döblings Bezirksvorsteher Daniel Resch (ÖVP)

ÖVP-Chef Markus Figl und Döblings Bezirksvorsteher Daniel Resch (ÖVP)

Polit-High-Society

Neben Novak lassen sich auch  andere Politiker das Bad in der Menge nicht nehmen:  FPÖ-Wien-Chef Dominik Nepp, Staatssekretär im Bundeskanzleramt Alexander Pröll (ÖVP) oder der Wiener ÖVP-Chef Markus Figl. Kurz gesagt: die halbe Polit-High-Society in der Dirndl- und Lederhosen-Kulisse. Doch trotz prominenter Gäste, türkiser Lebkuchenherzen und blauer Luftballons bleibt die Politik am Kirtag Nebensache.

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Die Schlange vor dem Schreiberhaus ist lang. 

Wiener-Modenschau

Wirklich wichtig ist wie jedes Jahr das Treiben auf der Neustifterstraße – sehen und gesehen werden. Wer da nicht mindestens einmal im Wolff oder Schreiberhaus vorbeischaut, gilt fast schon als unentschuldigt. Man prostet sich zu und man wirft ein „Servas“ quer über die Gasse. Die Straße wird zu einem Laufsteg für sündhafte teure Tostmann-Dirndl und karierte Polo-Ralph-Lauren-Hemden.  

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Ob rot oder blau, ein Trachtenhemd muss kariert sein. 

Auch wenn sich die Besucher diesmal durch ein Meer aus Regenschirmen kämpfen mussten und die Madln ihre kunstvollen Frisuren notfalls mit Dirndlschürzen oder Westen vor dem Nieselregen retteten, bleibt die Bühne fürs Schaulaufen groß genug. Laute Schlagermusik, guter Wein und der feierliche Umzug der Hauerkrone sorgten trotzdem für ausgelassene Stimmung.

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Trotz des schlechten Wetters lassen sich die Besucher die Laune nicht verderben. 

Schlager gegen den Regen

Zwischen Schank und Langosstand tanzt, trinkt und schunkelt die Schickeria in ihrer Tracht. Vor den Bühnen grölt man Schlager gegen den Regen an, als würd die Sonne davon schneller rauskommen. 

Die Hauerkrone zieht während der vier Tage von Heurigen zu Heurigen, stets begleitet von Blasmusik und einem Gefolge in Tracht, das die Neustifterstraße für ein paar Stunden in ein Dorf im Dorf verwandelt. Wer hier durchspaziert, landet unweigerlich mitten in einer Szenerie, in der Tradition und Feierlust Hand in Hand gehen.

Und wer zwischendurch glaubt, er sei noch immer in Wien, irrt: Für ein paar Tage fühlt sich Neustift an wie ein eigenes kleines Universum – wo man sich trifft, plaudert, anstößt und vergisst, dass gleich ums Eck schon wieder der Großstadtalltag wartet.

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