Neustart für Imam-Lehrgang in Liesing
Heute, Montag, startet in Wien-Liesing erneut die Ausbildung islamischer Seelsorger. Aber nicht in der "Imam Hatip"-Schule, die vergangenen Sommer vom Stadtschulrat angezeigt worden war und in der Folge geschlossen wurde - sondern im Rahmen eines theologischen Lehrgangs am selben Standort. Wie der verantwortliche Fachverein der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGÖ) mitteilt, hat der Stadtschulrat nun schriftlich bestätigt, dass der Lehrgang mit drei Klassen und rund 80 Teilnehmern nicht dem Privatschulgesetz unterliegt.
Das war ja das Problem: In der Imam-Hatip-Einrichtung wurden bis Mitte vergangenen Jahres nicht nur theologische Inhalte vermittelt - was die Behörden als interne Sache der IGGÖ erachtet hätten. Sondern zwecks Steigerung der Attraktivität eben auch weltliche Fächer, wie zum Beispiel Mathematik. Für einen Schulbetrieb lag aber keine Genehmigung vor, weshalb das Bildungsministerium und in weiterer Folge der Wiener Stadtschulrat einen Verstoß gegen das Privatschulgesetz orteten. Mit September 2017 stellten die Betreiber den Betrieb vorübergehend ein.
Kein Einfluss aus der Türkei
In der Folge bemühte sich der Fachverein um eine gesetzeskonforme Lösung. Die dürfte es nun geben. In Absprache mit dem Stadtschulrat seien die Lehrpläne angepasst worden, berichtet Vereinsobmann Mesut Koca. "Wir möchten ausdrücklich festhalten, dass in unserem Lehrgang nunmehr ausschließlich religiöse Inhalte vermittelt werden", erklärt er. Mathematik und andere weltliche Fächer würden der Vergangenheit angehören. Am ehesten sei der Lehrgang mit einem Priesterseminar vergleichbar. Ein Stadtschulrat-Sprecher hat die Einrichtung eines theologischen Lehrgangs bestätigt.
Man komme "der jahrelangen Forderung nach, Seelsorger nicht aus dem Ausland zu importieren, sondern sie im Inland auszubilden", sagt Koca. Nach der Evaluierung unterliege die Einrichtung nun "ausschließlich der Aufsicht der IGGÖ", die den Absolventen die Zeugnisse verleihen werde. Der Lehrgang verstehe sich auch als "Vorbereitung für die theologisch-wissenschaftliche Heranbildung des geistlichen Nachwuchses islamischer Religionsgesellschaften" an der Universität Wien. Dies habe man dem Kultusamt gemeldet.
Von der Bezeichnung "Imam Hatip" distanzieren sich die Betreiber im Zusammenhang mit dem neu aufgestellten Angebot übrigens ganz bewusst. Es gebe keinerlei Einfluss aus der Türkei, heißt es aus dem Fachverein.
Kontrollen angekündigt
Zweifel an dieser Darstellung äußerte die FPÖ. „Es sind alle handelnden Personen gleich geblieben, die auf Internetplattformen nach wie vor als Arbeitgeber Imam Hatip angegeben haben“, sagt Dominik Nepp, designierter Vizebürgermeister. Für eine Überprüfung eines möglichen türkischen Einflusses sei das Kultusamt zuständig, sagt Arno Langmeier, Direktor des Stadtschulrats. Der Stadtschulrat werde aber den rein theologischen Fokus überprüfen. „Wir werden unangekündigt kontrollieren, ob das der Realität entspricht“, sagt Langmeier. Welche religiösen Inhalte wiederum vermittelt werden, liege im Zuständigkeitsbereich der IGGÖ.
Die IGGÖ sei in die Curriculums-Erstellung involviert gewesen, sagt Schuraratspräsident (Ratgebergremium, Anm.) Ümit Vural. Die Unterrichts-Inhalte entsprechen daher der Lehre der IGGÖ. Es sei in ihrem Interesse, dass sich Teile der Glaubensgemeinschaft um den Nachwuchs sorgen. Zudem wolle man bei unangekündigten Kontrollen überprüfen, ob der Lehrplan eingehalten wird.
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