Das Wort „Bier“ ist in roter und schnörkeliger Schrift in den Räumlichkeiten der Gebietsbetreuung in Rudolfsheim-Fünfhaus (15., Sechshauser Straße 23) angebracht. Damit wird aber nicht auf einen Getränkeverkauf hingewiesen.
Der Schriftzug ist vielmehr Teil einer Ausstellung, die historische Fassadenbeschriftungen, die das Wienerstadtbild präg(t)en, zeigt. Zu sehen sind sieben Schriftzüge, die bisher in den Bezirken 6, 12 und 15 angebracht waren.
Das „Bier“ könnten Meidlinger etwa noch von seinem alten Standort in der Vivenotgasse 43 kennen. Ausgestellt sind unter anderem auch die Schriftzüge vom ehemaligen Haushaltswarengeschäft „Slama“ (vormals auf der Mariahilfer Straße 71) oder von „Uhren“ Kruzik, (früher auf der Mariahilfer Straße 215).
Zu verdanken ist diese Zusammenschau dem Verein Stadtschrift, der sich der Dokumentation, Bewahrung und Sammlung alter Werbeschriften verschrieben hat.
Weniger Betriebe
Zwar hätten in Wien viele Schriften aus den 1950ern- und 60ern überlebt, aber da viele Kleinbetriebe zunehmend von Handelsketten verdrängt würden, wird beim Verein befürchtet, dass „die typografische DNA Wiens bald nicht mehr existieren wird“.
Darum wurde bereits vor mehr als zehn Jahren der Verein gegründet – im April 2012. Seit damals sorgt er dafür, dass die Stadt eigene kleine Wahrzeichen in den Grätzeln bekommt (siehe Infobox).
Leopoldstadt
Auf einer Mauer am Ludwig-Hirsch-Platz im Karmeliterviertel sind zwölf Schriftzüge angebracht
Mariahilf
An einer Fassade an der Ecke Mollardgasse/Hofmühlgasse sind nur Frauennamen zu sehen. Zusätzlich hat der Verein einen Schauraum in der Liniengasse 2a. Besichtigungstermine kann man sich unter mail@stadtschrift.at ausmachen
Rudolfsheim
Der neueste Ausstellungsraum befindet sich in der Sechshauser Straße 23. Öffnungszeiten:
Mo., Mi., Fr. von 14 bis 18 Uhr, Di. von 9 bis 13 Uhr, Do. von 9 bis 18 Uhr
Liesing
Beim Kurt-Peters-Weg im Carré Atzgersdorf gibt es eine Mauer mit neun Schriftzügen
Auf der freien Feuermauer am Ludwig-Hirsch-Platz in der Leopoldstadt gibt es etwa seit Juli 2020 mehrere Schriftzüge untereinander zu sehen. Darunter auch der „Elektro“-Schriftzug, der der erste gerettete Schriftzug des Vereins war und „bis heute eines unserer absoluten Lieblingsobjekte“, wie es dort heißt.
Der Schriftzug wurde 1964 angefertigt und zierte die Hasnerstraße im 16. Bezirk – die Demontage dauerte damals ganze zwei Tage. Die Vereinsmitglieder schrieben das der fehlenden Routine und den festgerosteten Schrauben zu.
Dass die Initiative in der Bevölkerung gut ankommt, zeigte sich bereits im Jahr 2018. Dank 130 Unterstützerinnen und Unterstützern konnte ein besonderes Projekt ins Leben gerufen werden. An der Ecke Hofmühlgasse/Mollardgasse in Mariahilf finden sich an einem Gebäude ausschließlich Schriftzüge mit Frauennamen – so etwa von der Parfümerie Mona, von Kosmetik Yasmine oder Nähzubehör Mariandl.
Hinweise einschicken
Das Team der Gebietsbetreuung-Stadterneuerung, das den neuen Schauraum organisiert hat, unterstützt das Projekt ebenfalls seit Langem – und hat selbst auch einige Hinweise auf alte Schriftzüge geliefert. Wenn man auch welche hat, kann man diese an mail@stadtschrift.at schicken.
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