Einladung in die Wohnung
„Das Ganze ist im April 2019 passiert. Er hat mich zu einem Bier in seine Wohnung eingeladen, erst haben wir uns normal unterhalten“, schildert er. Dann plötzlich habe er ihn geküsst. „Ich habe ihn weggedrückt. Gesagt, dass ich Frau und Kinder habe.“ Er habe an ein Missverständnis geglaubt. „Aber dann wurde ich auf den Boden gestoßen, er wollte auf mich drauf.“
„Anfangs habe ich mir selbst die Schuld gegeben. Ich war drei Tage fertig“, erzählt er. Zwei Wochen später habe sich der ÖVP-Politiker bei ihm gemeldet. „Er wollte mir einreden, dass der Kuss einvernehmlich war. Aber ich habe ihm klar gesagt, dass er mich bedrängt hat.“ Daraufhin habe er zur Antwort bekommen: „Du bist überhaupt nicht mein Beuteschema. Ich steh’ auf viel Jüngere.“
Die Vorwürfe, die die beiden JVP-Mitglieder geäußert haben – und von denen sie auch in der Verhandlung nicht abrückten – klingen ähnlich. Einer schilderte, bei einer Schwulenparty ein
Getränk vom Politiker bekommen zu haben. „Dann fehlt mir die Erinnerung. Aufgewacht bin ich in seinem Bett.“
„Beide Angeklagten haben damals eine Sachverhaltsdarstellung eingebracht. Darauf ist eine umfangreiche Gegendarstellung des Politikers erfolgt – und die beiden Männer wurden angeklagt“, sagt Rechtsanwalt Sascha Flatz, der einen der jungen Männer vertritt.
Der Politiker selbst kam im Zuge der Verhandlung noch nicht zu Wort. Sein Anwalt allerdings tat die geäußerten Vorwürfe als falsch ab: „Alles erstunken und erlogen!“ Chats würden das belegen.
Einer der Angeklagten JVP-Funktionäre erklärte das vor dem Richter so: „Ich habe das lange für mich selbst runter gespielt, hatte weiterhin mit ihm Kontakt. Er war hierarchisch meilenweit über mir. Und da bin ich jetzt – auf der Anklagebank.“
Die Wiener ÖVP jedenfalls sieht aktuell keinen Handlungsbedarf und will keine Stellungnahme abgeben – in Hinblick auf das laufende Verfahren.
Kommentare