Neue Leitung für Wiens Spitäler
Jetzt ist es amtlich: Wie der KURIER bereits in der Vorwoche berichtete, findet an der Spitze des Wiener Krankenanstaltenverbunds (KAV) die nächste größere Personalrochade statt. AKH-Direktor Herwig Wetzlinger stößt zum Führungsteam des Spitalsträgers und übernimmt ab sofort die Agenden für Finanzen, Technik und Infrastruktur. Das bestätigte am Montag das Büro von Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ). Damit ist Wetzlinger auch für die krisengeschüttelte Baustelle Krankenhaus Nord zuständig.
Neue Leiterin des Führungsteams ist Evelyn Kölldorfer-Leitgeb, bisher Direktorin für Organisationsentwicklung und Personal. Für die medizinischen Agenden bleibt Michael Binder zuständig.
Kölldorfer-Leitgeb und Wetzlinger übernehmen die Aufgaben von Thomas Balazs, der seine bisherige Funktion als stv. Generaldirektor verliert. Er war bis dato der oberste Chef im KAV, weil der Posten des Generaldirektors nach dem Abgang von Udo Janßen seit März vakant ist.
Irritationen
Diese Personalentscheidung und vor allem der Zeitpunkt sorgt KAV-intern für Irritationen. Denn Balazs wäre ohnehin nur mehr bis Ende März 2018 im KAV geblieben, weil sein Vertrag nicht mehr verlängert wurde. De facto hätte seine Arbeitszeit sogar schon am 21. Dezember geendet, weil er noch Resturlaub abzubauen hat. „Das ist ein sehr unüblicher Vorgang. Warum hat man nicht diese paar Wochen zugewartet, um Kölldorfer und Wetzlinger seine Aufgaben zu übergeben?“, ist aus KAV-Kreisen zu hören. Dem Vernehmen nach habe Balazs seine Funktion nicht freiwillig jetzt schon abgegeben. Unklarheit herrscht beim Personal auch darüber, wer bis zum endgültigen Auslaufen von Balazs’ Vertrag nun im KAV Entscheidungen trifft.
„Ich habe meine Funktion zurückgelegt und bin nicht enthoben worden“, betont Balazs gegenüber dem
KURIER. Mit der jetzigen Entscheidung gehe man vielmehr den Weg einer „geord-neten Übergabe. Wenn es dafür hilfreich ist, lege ich lieber jetzt meine Funktion zurück, als bis zum letztmöglichen Zeitpunkt zu warten“, sagt Balazs. Bis Ende des Jahres werde er noch im Haus sein, um für die Übergabe zu sorgen, danach werde er nur noch tageweise präsent sein – um etwa die technische Inbetriebnahme des
Krankenhaus Nord zu begleiten. Sämtliche Entscheidungsbefugnisse liegen aber ab sofort beim neuen Führungstrio.
Auf Wetzlinger wartet eine enorme Fülle an Aufgaben, denn er bleibt weiterhin auch AKH-Direktor. „Die Themen sind aber nicht so unterschiedlich. Dass die jetzige Lösung nicht dauerhaft sein kann, ist aber auch klar“, sagt er zum KURIER. Ein fixes neues Führungsteam soll im Sommer oder Herbst 2018 ausgeschrieben werden. Vorher muss noch das Gesetz ausgearbeitet werden, mit dem der KAV in eine Anstalt öffentlichen Rechts umgewandelt wird. Die Umstrukturierung soll Anfang 2019 in Kraft treten.
Wetzlinger will sich jedenfalls rasch einarbeiten – auch in die Baustelle Krankenhaus Nord, mit ihren massiven Termin- und Kostenüberschreitungen. „Ich habe aber Erfahrungen mit Großprojekten“, betont er. An seiner früheren Wirkungsstätte
Klagenfurt hat er den Neubau des dortigen Klinikums abgewickelt.
Josef Gebhard
Kommentare