Heroin für die Mittelschicht
Arbeitszeiten von 12 bis 20 Uhr, Handy und Wohnung werden vom Dienstgeber zur Verfügung gestellt und die Beschäftigung ist – je nach Erfolg und Kundenstamm – auf drei bis vier Wochen befristet. Ein gepflegtes Äußeres und hohe Kontaktfreudigkeit werden vorausgesetzt.
So ähnlich könnte am Balkan eine Jobanzeige als Drogendealer in Wien lauten. Das Muster trifft auf jene 18 Männer aus Serbien und Montenegro zu, die kürzlich von den Suchtgift-Ermittlern der Außenstelle Wien-Mitte des Landeskriminalamts und von der Polizei in ihren Heimatländern festgenommen wurden. In Bunkerwohnungen in Favoriten und Hernals wurden mehrere Kilo Heroin, Speed und Streckmittel sichergestellt.
Puzzle ohne Rand
Die Arbeit der Suchtgiftermittler sei wie ein "Puzzlespiel ohne Randstücke", sagt Martin Roudny, der bei der jüngsten Operation in leitender Funktion tätig war. "Die Straßenverkäufer und Bunkerhalter werden laufend ausgetauscht. Nehmen wir sie fest, sind sofort neue da."
Karlsplatz-Klischee
Derzeit seien mehrere serbische Tätergruppen in Wien aktiv. Sie seien aufgestellt wie Kleinunternehmen, hätten eine strenge Arbeitsteilung, erklärt Ermittler Rudolf Stelzer. Mit dieser Professionalität sichere man sich den Erfolg bei einer neuen Klientel: der Mittelschicht.
"Der typische Heroinkonsument ist nicht mehr der Junkie vom Karlsplatz. Das sind Menschen, die oft ganz normal im Berufsleben stehen, studieren, eine Familie haben", sagt Stelzer.
Während Cannabis, das mengenmäßig an oberster Stelle steht, großteils bereits in Österreich und den Nachbarländern produziert wird, kommt Heroin von Afghanistan einen weiten Weg über die Balkanroute nach Europa. Dort werden nach Schätzungen bis zu 1,3 Millionen Süchtige bedient.
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