Neue Häuser für neue Wähler

Im Wahlkampf vereint: Häupl präsentiert flankiert von seinen Kontrahenten Ludwig und Nevrivy die Seestadt-Ausbaupläne.
Mit Ausbaustufe 2 geht die SPÖ in der umkämpften Donaustadt auf Stimmenfang.

Wenn Michael Häupl seine traditionelle Dienstag-Pressekonferenz vom Rathaus in die ferne Seestadt Aspern am Wiener Stadtrand verlegt, mag das auch dem aktuellen Wahlkampf geschuldet sein. Denn zuletzt musste sich der Bürgermeister wiederholt aus den eigenen Reihen den Vorwurf gefallen lassen, dass Rot-Grün zu wenig für die Bevölkerung außerhalb des Gürtels unternimmt.

Und so präsentierte Häupl am Dienstag im Restaurant ÖEINS die Details zur nächsten Ausbaustufe der Seestadt: Knapp 1000 Wohnungen sollen im künftigen Quartier "Am Seebogen" bis 2020 entstehen, der Großteil davon geförderte Wohnungen, die Wien dringend benötigt. Darunter auch 210 Gemeindewohnungen.

Das Pikante daran: Häupl saß ausgerechnet mit zwei Genossen am Podium, die an der Spitze seiner parteiinternen Kritiker stehen: Wohnbaustadtrat Michael Ludwig, Chef der mächtigen Bezirkspartei im benachbarten Flächenbezirk Floridsdorf, der im Jänner sehr zu dessen Missfallen Häupl als Parteichef beerben will. Weiters – quasi als Hausherr – der Donaustädter Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy, der in den vergangenen Monaten wiederholt mit scharfer Kritik am Kurs der rot-grünen Rathaus-Regierung aufgefallen war.

Zumindest an diesem Vormittag schienen die internen Gräben aber vorläufig zugeschüttet. Wartet doch auf die Genossen – egal von welchem Flügel – in diesem Wahlkampf gerade in den bevölkerungsstarken Flächenbezirken wie der Donaustadt besonders viel Überzeugungsarbeit, um zu einen passablen SPÖ-Gesamtergebnis beizutragen. Bei der Wien-Wahl 2015 verlor die SPÖ im 22. Bezirk mit seinen knapp 185.000 Einwohnern fast acht Prozent und lag mit 41 Prozent nur mehr hauchdünn vor der FPÖ.

Blaue Seestadt

Schlimmer noch das Ergebnis ausgerechnet im rot-grünen Hoffnungsgebiet Seestadt Aspern. Trotz der laut Studien hohen Zufriedenheit der dort lebenden Menschen, die Ludwig am Dienstag einmal mehr zitierte, wählten bei der Wien-Wahl 2015 dort 36 Prozent die FPÖ und nur 34 Prozent die SPÖ.

"Zum Zeitpunkt der Wahl lebten viele der Bewohner erst zwei bis drei Monate in der Seestadt. Ihr bisheriges Wahlverhalten haben sie mitgenommen", lautet Ludwigs Erklärung für das damalige Debakel. Er geht davon aus, dass die Seestädter ihre Affinität zu Blau verlieren, je länger sie dort wohnen. Immerhin: Bei der Präsidentschaftswahl konnte Alexander van der Bellen den blauen Kandidaten Norbert Hofer in der Seestadt schlagen.

"Reden wir 2020 weiter", gibt sich auch Häupl optimistisch und verweist auf die nächste Gemeinderatswahl in Wien. Dann sind die 1000 neuen Wohnungen vielleicht schon bezogen. Der Bürgermeister wird aber nicht mehr Michael Häupl heißen.

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