Neue Begegnungszonen: Bezirke nur mäßig interessiert
Es ist ein ambitioniertes Ziel, das sich Rot-Grün im Regierungsprogramm gesetzt hat: Alle 23 Bezirke sollen zusätzliche verkehrsberuhigte Zonen erhalten, zum Beispiel Begegnungszonen. Konkret genannt werden in dem Papier unter anderem die Innere Stadt, Wieden, aber auch die alten Ortskerne der Donaustadt. Zuletzt hatte die zuständige grüne Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou betont, dass sie in dieser Legislaturperiode vor allem in die Außenbezirke investieren wolle.
Nur: Die Begeisterung der Bezirke für derartige Projekte ist überschaubar. Beispiel Landstraße: Hier haben die Grünen im Sommer Pläne für eine Begegnungszone in der Landstraßer Hauptstraße präsentiert. "Solange ich Bezirksvorsteher bin, wird es das nicht geben", stellt Bezirkschef Erich Hohenberger (SPÖ) klar. Wegen der Buslinie 74A sei eine Begegnungszone hier undenkbar. Er sieht aktuell auch keine anderen Möglichkeiten: "Wir müssen nicht mit Gewalt etwas einführen, wenn der Bedarf nicht gegeben ist."
Eine Absage kommt auch aus der schwarz regierten City: "Begegnungszonen sind kein Allheilmittel für sämtliche Verkehrsprobleme", sagt Bezirkschef Markus Figl. "Die Wiener Linien sagen uns, dass die Citybusse nicht in Begegnungszonen fahren werden. Aber die Busse sind essenziell für einen Gutteil unserer Bewohner."
Andere Prioritäten Für Simmerings FPÖ-Bezirksvorsteher Paul Stadler gebe es wichtigere Investitionen, etwa in das Kanalnetz, den Wohnbau oder in Schulsanierungen. "Das ist zehn Mal wichtiger als Verkehrsberuhigungsmaßnahmen." Die von Hauptstraßen geprägten Hauptplätze (Simmeringer Platz, Enkplatz) würden sich jedenfalls nicht für eine Umgestaltung eignen. "Die Verkehrsberuhigung der Bezirkszentren ist zu wenig, auch die Wohnbevölkerung muss entlastet werden", sagt der Donaustädter Bezirkschef Ernst Nevrivy (SPÖ). Priorität hat für ihn daher zunächst der Bau der Stadtstraße. "Wir müssen uns anschauen, welche Verkehrsverlagerungen sie bringt, dann kann man zusätzliche Maßnahmen überlegen."
Deutlich leichter könnte sich die grüne Planungsstadträtin Maria Vassilakou im mittlerweile ebenfalls grün regierten 18. Bezirk tun: Ihre Parteikollegin Silvia Nossek will eine fußgängerfreundlichere Währinger Straße mit breiteren Gehsteigen. Konkrete Pläne gibt es aber auch hier noch nicht. Anrainer und Geschäftsleute sollen aber laut Nossek auf alle Fälle bei der Umgestaltung beteiligt werden.
Schleifmühlgasse
Eher vage sind derzeit auch die Pläne im 4. Bezirk, der explizit im Regierungsprogramm genannt wird. Hier gab es im Wahlkampf einen Vorstoß der Bezirksgrünen für die Errichtung einer Begegnungszone auf Teilen der Favoritenstraße. Die anderen Parteien können dieser Idee nichts abgewinnen. "Es handelt sich um eine Durchzugsstraße, man kann hier den Verkehr nicht unterbinden", sagt Bezirksvorsteher Leopold Plasch (SPÖ).
Denkbar wäre für ihn hingegen eine Umgestaltung der Schleifmühlgasse – als Verlängerung der gleichnamigen Brücke, die bereits eine Begegnungszone ist. "Aber es wird sicher keine Begegnungszone geben, ohne die Bürger, aber auch die Geschäftsleute einzubinden. Wir werden sicher die Lehren aus dem Umbau der Mariahilfer Straße ziehen."
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