Denn die drei prächtigsten – Neptunbrunnen, Römische Ruine und Obeliskenbrunnen – sind täglich nur noch vier Stunden (von 11 bis 15 Uhr) in Betrieb. Zum Vergleich: Der Schlosspark hat im Juli mehr als zehn Stunden länger (von 6.30 bis 21 Uhr) geöffnet. (Ab 1. August nur noch bis 20h!)
Schönbrunn-Besucher und KURIER-Leser Ernst Holzmann haben schon mehrmals ratlose Touristengruppen vor den trockenen Brunnen beobachtet. Werden dann um 11 Uhr die Schleusen geöffnet, folge das große „Ahh!“ und „Ohh!“. Eilfertig werden Handys gezückt, denn ein Selfie mit sprudelndem Wasser ist doch ungleich schöner.
„In der Stadt werden zur Kühlung überall die Verneblungsgeräte betrieben, der Hochstrahlbrunnen am Schwarzenbergplatz ist im Dauerbetrieb. Nur in Schönbrunn kühlt die kaiserliche Verordnung“, ätzt Holzmann über das Kurzprogramm bei den Prachtbrunnen.
Klima- statt Hitzeschutz
In der Tat ist es paradox, dass in Wien allerorten mit feinem Sprühnebel gegen die Hitze angekämpft wird, während in Schönbrunn just dann, wenn die Tageshöchsttemperaturen erst anstehen, die Brunnen schon wieder abgeschaltet werden. Erst recht paradox klingt die Erklärung vom Schloss Schönbrunn, für das ausgerechnet (erhoffte) Klimaschutzmaßnahmen Vorrang vor Hitzelinderung der Besucher haben.
„Nachhaltigkeit und der bewusste Umgang mit Ressourcen“ würden „einen großen Stellenwert“ haben, heißt es in einer Stellungnahme der „Schönbrunn Group“. „Das betrifft im Fall der Brunnen die Ressourcen Strom und Wasser.“ Für hitzegeplagte Gäste gäbe es im gesamten Parkareal ohnedies „genügend schattige Plätze und Sitzmöglichkeiten“.
Kein Hochquellwasser
Erst auf Nachfrage des KURIER wird eingeräumt, dass für die Brunnen gar kein wertvolles Hochquellwasser verwendet wird, sondern Grundwasser aus eigenen Brunnen; der Wasserverlust für den Neptunbrunnen durch Wind und Sonne wird mit rund 7800 Litern pro Tag angegeben. Bleibt der Stromverbrauch für die Pumpen: Auch der ist mit 83 kW/h im Vergleich zum Schloss eher eine kaum messbare Größe. Eines sei im denkmalgeschützten Areal jedenfalls nicht möglich: Mit PV-Anlagen und Sonnenstrom die Brunnen-Klimabilanz gen Null zu stellen.
Für Schönbrunn-Gast Holzmann bleibt die Erklärung jedoch „mehr als fadenscheinig“: „Eine derart weltbekannte Parkanlage mit trockenen Prachtbrunnen ist ein Armutszeugnis.“
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