Weniger Blech zwischen den Wienzeilen: So soll der neue Naschmarkt aussehen

Weniger Blech zwischen den Wienzeilen: So soll der neue Naschmarkt aussehen
Vom Autofriedhof zur Park- und Genusslandschaft: Der Architekturwettbewerb ist entschieden. Nach langwierigen Diskussionen soll bereits im kommenden Jahr mit den Umbauarbeiten begonnen werden.
Von Uwe Mauch

„Was lange dauert, wird endlich gut.“ Die langwierigen Diskussionen in den vergangenen Monaten rund um die Neugestaltung des Naschmarkts wollte auch Planungsstadträtin Ulli Sima erst gar nicht unerwähnt lassen. Bei der Präsentation des Siegerprojekts am Montag überwogen jedoch Eitel und Wonne.

Weniger Blech zwischen den Wienzeilen: So soll der neue Naschmarkt aussehen

Das alles soll neu werden:

Parklandschaft: Westlich der Kettenbrücke, dort, wo sich im Sommer 2023 der Asphalt und das Blech der parkenden Autos noch auf bis zu 70 Grad Celsius erhitzt hatten, soll es künftig einen schattigen Beserlpark geben. Für Sabine Dessovic, die mit ihrem Büro D/D Landschaftsplanung bereits den Praterstern umgestaltet hat und jetzt den Masterplan für den Naschmarkt mitrealisieren darf, ein realer Traum: „Grünraum und Flohmarkt werden sich die großzügige Fläche teilen.“ Mit 65 neu gepflanzten Bäumen, Rasenflächen, Wasserspiel, Gräsern und Stauden soll die innerstädtische Hitzeinsel gekühlt und auch vom Autoverkehr auf beiden Wienzeilen abgeschottet werden.

Markthalle: Auf dem Landparteienplatz (das ist der Platz gegenüber der U4-Station Kettenbrückengasse) soll der Bauernmarkt erhalten bleiben. „Hier ist aber eine ganzjährig nutzbare Markthalle mit einem Dachgarten geplant“, verrät Mark Neuner vom Architekturbüro „Mostlikely“, der die Jury mit seinen Konzepten für den Naschmarkt ebenso überzeugt hat. Diese Lösung soll dem Markt von Westen her „ein anziehendes Entrée“ verleihen und damit „einen würdigen zweiten architektonischen Abschluss“. Architekt Neuner verspricht: „Regionale Produkte sollen unter einem Dach angeboten werden, mit einer Fassade, die sich leicht öffnen und schließen lässt.“

Lebens(mittel)qualität: Das Beste kommt oft zum Schluss. So soll der Naschmarkt als solcher in Zukunft besser strukturiert sein und dadurch „mehr Lebensqualität sowie Lebensmittelqualität bieten“. Fix ist im Siegerprojekt die Umsetzung eines begrünten und frei begehbaren Dachgartens. Noch ist das alles nur auf den Visualisierungen der Architekturbüros zu sehen: Blühende Sträucher mit Felsennelke, Habichtskraut und einem Rundum-Blick auf den historischen Markt. Unter dem Slogan „Blühender Naschmarkt“ und mit einer eigenen Marktküche wird auch auf Wissensvermittlung gesetzt, so Wettbewerbssieger Mark Neuner: „Eine Vision ist, dass in Zukunft jedes Schulkind in Wien eine Exkursion zum Naschmarkt macht, um über die Herkunft und Zubereitung der Lebensmittel vom Feld bis zum Teller zu erfahren.“

Für Stadträtin Ulli Sima ist es „ein Privileg, einen derart zentralen Platz transformieren zu können“. Über die Kosten der Transformation war am Montag noch nichts Konkretes zu erfahren. Für den Bezirksvorsteher des 6. Bezirks, Markus Rumelhart (SPÖ), ist der geplante Baustart Herbst 2024 „sportlich, aber möglich, sofern es keine Verzögerungen mehr gibt“.

Rumelhart wünscht sich, dass die Radroute durch das Wiental ins Zentrum im Zuge der Marktumgestaltung bald attraktiver wird: „Am besten durch eine ehestmögliche Verbindung zum Radweg auf der Linken Wienzeile.“

Schmankerl: Die Farbgebung soll sich auch an den Farben des Majolika-Hauses von Otto Wagner orientieren. Der Planer und Visionär wollte zu seiner Zeit (1841–1918) die Wienzeile als Prachtboulevard bis Schönbrunn ziehen.

Weniger Blech zwischen den Wienzeilen: So soll der neue Naschmarkt aussehen

„Park statt Parkplatz“

In der jüngeren Vergangenheit gelang es dann Anrainern und Anrainerinnen am Wien-Fluss, Schlimmes zu verhindern. So wurde eine geplante Stadtautobahn, quasi eine A1 bis zum Karlsplatz, in den 1970er-Jahren nicht gebaut. Und auch der Flohmarkt wurde am Ende nicht geschleift.

In dieser Tradition sieht sich offensichtlich auch Peter Kraus. Zum Siegerprojekt meinte der Vorsitzende der Wiener Grünen spontan: „Die 21.000 Unterschriften unserer Petition ,Park statt Parkplatz‘ zeigen Wirkung. Zum Glück sind damit die Betonpläne von Stadträtin Ulli Sima endgültig vom Tisch.“

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