Nach dem Wahldebakel, das die Türkisen im 13. Bezirk bei der Bezirksvertretungswahl am 27. April eingefahren haben, ist der Unmut nämlich auch innerhalb der Partei gewachsen. Wie der KURIER berichtete, hat die ÖVP in ihrer Hochburg mehr als 16 Prozentpunkte verloren. Also deutlich mehr als im Wien-Schnitt, der bei einem Minus von rund neun Prozentpunkten liegt.
Der Gipfel erreicht
Für den aktuellen Bezirksvorsteher hat das nun Konsequenzen. Denn der Gipfel des türkisen Unmuts offenbarte sich in der gestrigen Parteivorstandssitzung: Ebert wurde abgesägt.
Insgesamt drei Bezirksräte sollen ihm den Rücken gekehrt und sich für seine Konkurrentin Johanna Sperker entschieden haben. Sie soll nun zur neuen Bezirksvorsteherin werden.
Eine lange Vorgeschichte
Mit Sperker verbindet Ebert eine lange Vorgeschichte: Erst vor knapp eineinhalb Jahren kam es zwischen den beiden zum Streit. Johanna Sperker war bereits designierte Bezirksvorsteherin und sollte in dieser Funktion auf Silke Kobald folgen, die inmitten ihrer Amtszeit den Hut nahm.
Dazu kam es aber nicht. Ein Teil des Bezirksklubs wünsche sich Ebert an die Spitze. Sperker blieb daraufhin nur der Posten als Bezirksparteichefin und Klubobfrau.
Eineinhalb Jahre später ist die Situation nun genau umgekehrt: Der Bezirksvorstand sprach sich am Donnerstagabend mehrheitlich (die Rede ist von 23 zu 16 Stimmen) für Sperker aus, dieses Mal geht Ebert leer aus. Letzterer wollte diesen Umstand vor der Vorstandssitzung noch nicht glauben und gab sich kämpferisch. Am Freitag nach der Sitzung allerdings musste er sein Scheitern eingestehen: „Das ist nicht gut ausgegangen, ich habe das unterschätzt.“ Es sei „eine persönliche Enttäuschung.“
Ob er weiter Bezirksrat bleiben will, konnte Ebert noch nicht beantworten. Sofort hinschmeißen wolle er aber nicht: „Das ist nicht meine Art“, sagt er.
Vorsichtige Freude
So etwas wie vorsichtige Freude herrschte dagegen auf der Seite von Johanna Sperker. „Ich danke den Gremien der Hietzinger Volkspartei für die Nominierung“, schreibt sie in einem Statement. Jetzt gehe es für sie darum, „das verlorene Vertrauen der Hietzingerinnen und Hietzinger wieder zurückzugewinnen“.
Freude dürfte bei ihr aber nicht nur über ihre eigene Nominierung herrschen: Mit Thomas Gerstbach wurde auch just jener Mann vom Bezirksparteivorstand für den Posten des stellvertretenden Bezirksvorstehers nominiert, der bereits vor eineinhalb Jahren mit ihr an der Spitze der Partei hätte stehen sollen.
Freude dürfte bei ihr aber nicht nur über ihre eigene Nominierung herrschen: Mit Thomas Gerstbach wurde auch just jener Mann vom Bezirksparteivorstand für den Posten des stellvertretenden Bezirksvorstehers nominiert, der bereits vor eineinhalb Jahren mit ihr an der Spitze der Partei hätte stehen sollen.
Späte Genugtuung?
Eine späte Genugtuung für Sperker? Nicht ganz unwahrscheinlich. Ist die Beziehung zwischen Sperker und ihrer eigenen Partei schließlich länger schon nicht die einfachste.
Schon vor dem Streit vor eineinhalb Jahren gab es Wirbel – und zwar im Jahr 2020 nach der Gemeinderatswahl: Weil die Wiener ÖVP ihre Kandidatenlisten nach dem Reißverschlussprinzip erstellt, setzte man Sperker hinter Markus Wölbitsch – einst Landesgeschäftsführer, Stadtrat und dann Klubobmann – als Frau auf den zweiten Platz der Liste im Gemeinderatswahlkreis Hietzing.
Nach dem großen Wahlerfolg der ÖVP wäre Sperker damals, vor fünf Jahren, dann auch ein Mandat im Gemeinderat zugestanden. Angenommen hat sie es aber nicht – sie trat überraschend für den Listendritten Michael Gorlitzer zur Seite. Weshalb, das wurde öffentlich nie kommuniziert. Ganz freiwillig, erzählt man sich in der Partei, war der Schritt aber wohl nicht.
Angelobung am 4. Mai
Nun aber scheint Sperkers Zeit gekommen. Im Zuge der konstituierenden Bezirksvertretungssitzung am 4. Juni soll sie zur Bezirksvorsteherin angelobt werden. Dass ihr der eigene Klub im Bezirksparlament noch in den Rücken fällt, ist unwahrscheinlich.
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