Nach tödlichem Rottweilerbiss: Frau will wegziehen

Lydia W. versteckt sich.
Vor einem Jahr ging die Wienerin Lydia W. alkoholisiert mit ihrem Hund Gassi, dieser tötete ein 17 Monate altes Kind. Wegen eines Fotos droht ihr nun eine hohe Strafe.

Lydia W. sitzt in ihrer dunklen Wohnung. Die Jalousien sind heruntergezogen. Um die Terrasse ist eine dichte Hecke gepflanzt. Niemand soll durchsehen können. Lydia W. verlässt kaum noch ihre Wohnung.

Vor rund einem Jahr ging die 49-jährige Lydia W. mit ihrem Rottweiler Gassi. Frau W. hatte 1,44 Promille. Der Hund riss sich in der Ziegelhofstraße in Wien-Donaustadt los, verbiss sich in den 17 Monate alten Waris; der Bub starb zwei Wochen später im Krankenhaus.

Frau W. wurde wegen grob fahrlässiger Tötung (nicht rechtskräftig) zu 18 Monaten Haft, davon ein halbes Jahr unbedingt, verurteilt. Außerdem wurde die Frau mit einem lebenslangen Hundehalte-Verbot belegt; ihr Rottweiler Joey wurde eingeschläfert. Doch vor wenigen Tagen tauchte in der Gratiszeitung Heute ein Foto auf, auf dem sie mit einem Hund spazieren geht. Und das ausgerechnet am Jahrestag der Tragödie.

„Tier hatte Durchfall“

Lydia W. sitzt in ihrer Wohnung. Auch ihr Bekannter - er stellt sich als Josef vor (ihm gehört der Hund vom Foto) - ist hier. „Ich wusste wirklich nicht, dass der Hund nicht einmal allein mit ihr in der Wohnung sein kann“, beteuert der Mann.

Der Vorfall sei eine Verkettung unglücklicher Umstände gewesen. „Ich war mit meinem Hund zu Besuch. Da habe ich einen Anruf bekommen, ich musste dringend weg. Deshalb blieb der Hund bei Frau W.“ Und Lydia W. erklärt: „Das Tier hatte Durchfall. Ich wollte nur schnell mit ihm rausgehen.“

Bis zu 20.000 Euro Strafe

Minuten später war bereits die Polizei vor Ort. Frau W., aber auch ihrem Bekannten droht nun eine saftige Geldstrafe bis zu 20.000 Euro. Die zuständige Tierschutzstadträtin Ulli Sima (SPÖ) hatte bereits angekündigt, dass die Behörde „mit voller Härte durchgreifen wird.“

„Mein Hund wird nie wieder herkommen“, verspricht Herr Josef. „Und dass das ausgerechnet ein Jahr nach der Attacke war, ist natürlich besonders tragisch. Wir wollen nichts schönreden. Das ist alles keine Rechtfertigung. Aber das hier ist eine Hetzjagd gegen Frau W.

Wohnungssuche

Die Frau will aus dem Grätzel wegziehen. Kein Wunder – die Eltern des kleinen Waris leben gleich nebenan. Ein Aufeinandertreffen mit ihnen will Lydia W. auf alle Fälle vermeiden.

„Ich leere meinen Mist nachts aus, damit mich niemand sieht. Die Post holen mir Freunde aus dem Kastl. Zum Einkaufen fahre ich extra weg.“ Sie höre zu Hause nur leise Musik, um nicht aufzufallen. Frau W. beteuert: „Ich kann das niemals gutmachen. Der Tod von Waris wird mich mein ganzes Leben verfolgen.“

Lydia W. hat nach dem Vorfall auch ihren Job bei den Wiener Linien verloren. Noch wehrt sie sich juristisch dagegen. „Ich habe versucht, einen neuen Job zu finden. Aber ich bin 49. Wissen Sie, wie schwer das ist? Meistens kommt nicht einmal eine Antwort.“

Und dann sei da auch noch die Angst vor einer unbedingten Haftstrafe.

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