Der junge Mann will davon nichts wissen, wie er im KURIER-Gespräch betont: "Ja, wir haben geschrien. Auch ich wurde laut, als der andere Autolenker sich nicht beruhigen wollte, habe ich ihm gesagt, er solle aufpassen und normal mit mir reden. Ein anderer würde sich das nicht bieten lassen." Was sonst noch gesagt wurde, ist unklar, jedenfalls dürfte sich das Pärchen, ein 52-jähriger Mann und seine 43-jährige Begleitung, bedroht gefühlt und die Polizei alarmiert haben.
Zur Verwunderung des Spitzensportlers: "Wer mich kennt, weiß, dass ich ein total entspannter Typ bin."
Vorwurf gegen dienstführenden Beamten
Relativ entspannt verhielten sich die zwei Männer laut eigenen Angaben dann auch nach dem Streit. Sie gingen zu einer italienischen Restaurantkette, um zu essen - offenbar in dem Glauben, dass die Situation erledigt wäre.
Dort wurden sie allerdings von der Polizei überrascht. Laut dem Anwalt des Kampfsportlers, Stefan Prochaska, standen plötzlich zehn bis 15 Beamten vor seinem Mandanten. Speziell der dienstführenden Beamte soll forsch gewesen sein. Als sich herausstellte, dass der 30-Jährige selbst Polizist ist bzw. werden will, sollen die Worte gefallen sein, dass man "Leute, wie ihn, nicht bei der Polizei brauche".
Dazu muss man wissen, dass der Jungpolizist als Österreicher mit Migrationshintergrund und bisheriger Musterlaufbahn durchaus als Aushängeschild bei der Polizei gilt bzw. galt. Nicht nur ist er Kampfsport-Weltmeister, er engagiert sich auch im Bereich Deradikalisierung und arbeitet mit Jugendlichen.
Totschläger
Die Wiener Polizei bestätigt den Einsatz, eine genau Anzahl der einsatzbeteiligten Beamten konnte man nicht nennen. Es sei jedoch durchaus denkbar, dass beim Verdacht der Drohung mehrere Polizisten angerückt seien.
Wie es mit der Polizeikarriere des Mannes weitergeht, ist ungewiss. Denn die Vorwürfe enden nicht bei der gefährlichen Drohung. Wie die "Krone" schreibt, soll im Auto des Beschuldigten ein Totschläger, also eine verbotene Waffe, gefunden worden sein. Sein Begleiter habe eine kleine Menge Kokain eingesteckt gehabt und schließlich sei es auch noch zur Anstiftung zum Amtsmissbrauch gekommen.
Sowohl der 30-Jährige als auch sein Anwalt beteuern, dass es sich so nicht abgespielt habe. Der Totschläger, der im Kofferraum unter eine Ablage gefunden worden sein dürfte, gehöre nicht dem Jungpolizisten, ebenso wenig die Drogen. Diese seien bei dem 40-jährigen Beifahrer entdeckt worden.
"Hält vor Staatsanwaltschaft nie"
"Wenn das Anstiftung zum Amtsmissbrauch ist, dann haben wir bei jeder zweiten Verkehrskontrolle einen Anstiftungsversuch. Mein Mandant hat im Zuge des Einsatzes lediglich gefragt, ob man es nicht bei einer Abmahnung belassen könne. Als Polizist wisse er, dass das möglich sei." Der 30-jährige bestätigt das: "Ich sage normalerweise bei Kontrollen nie, dass ich Polizist bin, speziell mit meinem Hintergrund kommt das nicht immer gut an. Aber ich wollte die Situation bremsen." Prochaska ist überzeugt, dass der Vorwurf bezüglich des Missbrauchs der Amtsgewalt vor der Staatsanwaltschaft nicht halten wird.
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Kritisiert wird von dem Leistungssportler und seinem Verteidiger außerdem die Berichterstattung in dem Fall: "Dass mein Führerschein weg ist, stimmt so nicht. Der Amtsarzt meinte, ich sei übermüdet und solle besser nicht mehr fahren. Am nächsten Tag konnte ich den Führerschein schon wieder holen." Die Pressestelle der Wiener Polizei bestätigt eine temporäre Abnahme.
Anwalt plant Anzeige
Anwalt Prochaska denkt nun sogar über eine Anzeige im Namen seines Klienten nach: "Wir haben noch keinen Akt bekommen, es gab bisher keine Einvernahme. Wie kann es sein, dass der interne Ablauf an die Medien gespielt wird?" Zusätzlich verärgert ist der Jurist, da man seine Anwaltskollegin kurz nach dem Zwischenfall bei einer Befragung in der Polizeiinspektion Tempelgasse nicht gleich zu seinem Mandanten gelassen habe. "So etwas ist mir in Österreich noch nicht untergekommen."
Was den bisherigen Vorzeigepolizisten jetzt erwartet, entscheiden Justiz und Disziplinarkommission. Der junge Mann ist Vertragsbediensteter, sprich nicht pragmatisiert. Sollten sich die Vorwürfe als wahr herausstellen, könnte das für seine weitere Laufbahn ernsthafte Konsequenzen haben.
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Laut eigener Aussage nimmt der 30-Jährige vorerst weiter an seiner Ausbildung teil. Seitens Polizei heißt es, dass der Sachverhalt an die Staatsanwaltschaft Wien zur rechtlichen Beurteilung weitergeleitet wurde. Eine Vernehmung stehe demnach noch aus. Der Betroffene befinde sich derzeit nicht im exekutiven Außendienst, sondern noch in Ausbildung.
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