KAV

Schwierige Suche nach neuem Spitäler-Chef

Muss gehen: KAV-Chef Udo Janßen
Stadträtin zog die Reißleine und setzte Direktor Janßen ab. Ärzte wollen nun Experten aus den eigenen Reihen als Nachfolger.

Das Ende war kurz und schmerzlos: Nur drei Minuten ließ sich Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) Montagfrüh in einer eilig einberufenen Pressekonferenz Zeit, um das Ende des umstrittensten Managers in der Wiener Stadtverwaltung zu verlautbaren. Udo Janßen, erst seit 2014 Generaldirektor des Wiener Krankenanstaltenverbunds (KAV), ist seit Montag vom Dienst freigestellt. Jetzt verhandelt die Stadt die Auflösung seines Vertrages, der noch bis 2019 laufen würde.

Schon seit Monaten war klar, dass seine Tage als oberster Wiener Spitalsboss gezählt waren. Das deutete auch Bürgermeister Michael Häupl an. Zu groß sind die Missstände, die sich in Janßens Wirkungsbereich angehäuft hatten. Angefangen vom Krankenhaus Nord bis hin zu den Dauerquerelen mit den Ärzten, die sich immer wieder über seinen autoritären Führungsstil beklagt hatten.

Frauenberger formuliert es so: Um den KAV fit für das 21. Jahrhundert zu machen, brauche es "gegenseitiges Vertrauen, und dieses Vertrauen ist verloren gegangen". Ein Bild, das sich bei ihren jüngsten Besuchen in den KAV-Spitälern vervollständigt habe, wie ihr Büro ergänzt.

Die Stadträtin und der Bürgermeister konnten nicht mehr länger zögern. Diese Woche steht die SPÖ-Klubklausur an, Ende April der Landesparteitag. Beide Veranstaltungen sind überschattet vom seit Monaten tobenden SPÖ-internen Richtungsstreit. Gerade an den Missständen im Wiener Gesundheitswesen hatten die Kritiker aus den eigenen Reihen wiederholt Anstoß genommen. Erste Konsequenz war der Rückzug von Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely im Jänner, die seinerzeit Janßen gegen den Willen Häupls durchgesetzt haben soll. Jetzt ist auch Janßen selbst Geschichte.

Nachlassverwalter

Seine Agenden übernehmen interimistisch seine bisherigen Stellvertreter Thomas Balazs und Evelyn Kölldorfer-Leitgeb. Die ärztlichen Agenden übernimmt Michael Binder, Leiter des Health Care Managements.

Dass aus diesem Kreis Janßens Nachfolger rekrutiert wird, gilt laut Rathaus- und KAV-Kreisen aber als unwahrscheinlich. Vor allem Balazs wird hinter vorgehaltener Hand Mitverantwortung für die Verzögerung und die Kostenüberschreitung beim Bau des Krankenhaus Nord vorgeworfen. Außerdem ist er wie Kölldorfer-Leitgeb kein Arzt. Einen Nichtmediziner an der Spitze des KAV können sich die streitbare Ärztekammer, aber auch die Personalvertretung vor Ort nur schwer vorstellen. "Es benötigt einen erfahrenen Arzt aus dem KAV", sagt etwa Ärzte-Personalvertreter Wolfgang Weismüller. Er sei jedenfalls "glücklich, dass nach Wehsely jetzt auch Janßen weg ist. Ich hoffe, dass damit die gesundheitspolitische Unvernunft in Wien ein Ende gefunden hat."

Interne Lösung

Ähnlich sieht das Heinrich Schneider, von der für den KAV zuständigen Hauptgruppe II der Gewerkschaft: "Wir brauchen jemanden, der sich im KAV auskennt, keinen ,Wunderwuzzi‘ von außen. Der neue Generaldirektor muss den Teamgeist wiederbeleben."

Immer wieder als möglicher Kandidat wird Christian Sebesta genannt, derzeit Primar im Donauspital. In Sachen Erfahrung und Führungskultur werden ihm aus Ärztekreisen Vorschusslorbeeren gestreut. Schon 2014 hatte er sich als Generaldirektor beworben und galt als Häupls Wunschkandidat. Letztlich hatte sich aber Wehsely mit ihrem Favoriten Janßen durchgesetzt.

Bis die Entscheidung fällt, werden noch einige Monate vergehen. Vor der nötigen Ausschreibung will Frauenberger noch die zukünftige Organisationsform des KAV klären, kündigte sie am Montag an. Dies soll bis zum Sommer erledigt sein. Wie berichtet, arbeitet die Stadt an einer Ausgliederung des KAV, damit er Personal- und Finanzhoheit erhält und so effizienter agieren kann.

Es ist sich gerade noch ausgegangen: Rechtzeitig vor der SPÖ-Klubklausur und dem Landesparteitag verpassen Bürgermeister Michael Häupl und Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger den zuletzt aufmüpfigen Genossen eine Beruhigungspille und treffen eine längst überfällige Personalentscheidung. Nach einer Serie von Pannen und Missständen muss der glücklos agierende Direktor der Gemeindespitäler (KAV), Udo Janßen, seine Koffer packen.

Allzuviel dürfen sich Häupl und Frauenberger aber von ihrer Notfall-Therapie nicht erwarten. Die Probleme im KAV sind zu groß und zu vielschichtig, als dass sie allein mit dem Rauswurf des unbeliebten Managers aus Deutschland beseitigt wären. Und schwieriger als Janßen rauszuwerfen, wird es sein, einen passenden Nachfolger zu finden. Er sollte ein Arzt sein, um unter den KAV-Medizinern Anerkennung zu finden, stellte die streitbare Ärztekammer gleich klar. Er sollte sich im Dickicht des größten Spitalsträgers Österreichs auskennen, gleichzeitig aber nicht in die zahllosen internen Missstände verstrickt sein.

Michael Häupl wird also noch beweisen müssen, dass seine Beruhigungspille mehr als nur ein Placebo ist.

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