Heftige Kritik: Ärztekammer entschuldigt sich für Krebs-Plakat

Dieses Plakat erregte die Gemüter.
Nach Kritik um Sujet mit krebskranker Frau: "Das kann man so lesen, es war nicht so gemeint", sagt Ärztekammer-Präsident Szekeres. "Würde es wahrscheinlich nicht mehr machen."

Nachdem die Ärztekammer ihre heftig kritisierte Kampagne ("Du kämpfst mit Krebs. Dein Arzt kämpft mit bürokratischen Hürden der Krankenkasse") zuletzt noch verteidigt hat, räumte Präsident Thomas Szekeres am Dienstag Fehler ein. "Ich entschuldige mich bei jedem Patienten, der sich durch das Bild, das affichiert wurde, gekränkt fühlt", sagte er in einer Pressekonferenz.

Dies beziehe sich aber nicht auf die Sozialversicherung, betont der Chef der Wiener und österreichischen Ärztekammer. Er attestierte dieser eine künstliche Aufregung. Zur Kritik der Krebshilfe und der Patientenanwaltschaft in Wien meinte Szekeres, er nehme diese zur Kenntnis.

Tatsächlich könne der Text des Plakats missverstanden werden, nämlich in der Hinsicht, dass die Kammer die Krankheit per se mit den administrativen Aufgaben der Ärzte vergleiche. "Das kann man so lesen, es war nicht so gemeint." Tatsächlich sei es darum gegangen, dass todkranke Patienten Spezialnahrung oder Schmerzmedikamente nicht genehmigt bekämen.

"Ich würde es wahrscheinlich so nicht mehr machen"

Sich selbst nahm er aus der Verantwortung nicht aus. Er habe die Sujets vor dem Start der Kampagne gekannt. "Ja, wenn Sie so wollen, habe ich Mitschuld, dass diese Plakate hängen", sagte Szekeres: "Ich würde es wahrscheinlich so nicht mehr machen."

Abnehmen oder überkleben könne man die Plakate nicht mehr. Sie blieben aber ohnehin nur noch zwei Tage lang affichiert.

Eigentlicher Anlass für die Pressekonferenz war die Präsentation von Ärzten auf den Listen der Parteien für die Nationalratswahl. Man wolle möglichst viele Ärzte ins Parlament bekommen, weil es Fachleute brauche, die aufgrund ihrer Systemkenntnis das Gesundheitssystem weiterentwickeln können, so Szekeres. Für das Einbringen ihrer Expertise plädierten dann - stellvertretend für die 40 antretenden Mediziner - Brigitte Povysil (FPÖ), Miriam Leitner (SPÖ), Karlheinz Kornhäusl (ÖVP), Anton Pruntsch (NEOS) und Günter Ranftl (Grüne).

"Provokation gegen Ignoranz"

Am Sonntag hatte die Wiener Ärztekammer ihre heftig kritisierte Kampagne ("Du kämpfst mit Krebs. Dein Arzt kämpft mit bürokratischen Hürden der Krankenkasse") noch verteidigt. Die Kampagne sei eine "Provokation gegen Ignoranz". Statt Empörung über die Kampagne erwarte man von den Krankenversicherungen den Abbau bürokratischer Schikanen gegenüber Patienten und Ärzten, so Szekeres vor zwei Tagen.

"Wir bedauern, dass sich viele Menschen durch die Plakate mit einer krebskranken Patientin verletzt fühlen. Dies war und ist nicht unsere Absicht, aber hoffentlich ist dies eine Möglichkeit, die verantwortlichen Krankenversicherungen, die sich jetzt empören, zu konkreten Handlungen für ihre Patienten zu bewegen", wie Szekeres in einer Aussendung mitteilte. Er forderte u.a. die Abschaffung der Chefarztbewilligung für Krebs- und Schmerzmedikamente sowie für Computer- und Magnetresonanztomografien und Kassenverträge für Onkologen, Nuklearmediziner und Strahlentherapeuten.

Auf Twitter sahen einige User das Plakat als „verstörend“ an und implizierten, dass kranke Menschen instrumentalisiert würden:

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