Der rätselhafte Tod eines Waffentechnikers
Meine Nahen und Lieben! Verzeiht mir, dass ich mich aus Dummheit und Naivität so in die Enge hab treiben lassen! Verzeiht mir!“
Das waren die letzten Worte des Wieners Bernhard Wirthig, geschrieben auf einem Blatt Papier eines Pekinger Hotels. Dort wurde der 26-jährige Waffentechniker am 18. Mai 2008 leblos aufgefunden. Mit aufgeschnittenen Arterien.
Doch die Hintergründe sind es, die den Vater nicht zur Ruhe kommen lassen. Denn: Sein Sohn war für die Firma Sch. in China – und die stellt unter anderem einen kleinen, unbemannten Hubschrauber her, der auch für militärische Zwecke eingesetzt werden kann. Die Lieferungen an China erregten internationale Aufmerksamkeit wegen des Verdachts auf Umgehung des EU-Waffenembargos – was Firmenchef Georg Sch. im Vorjahr dementierte. Dieser Umstand führte auch dazu, dass der Bundesverfassungsschutz mit den Ermittlungen im Todesfall betraut wurde.
Kontrolle
Danach soll sich der 26-Jährige auffällig verhalten haben. Er trug trotz großer Hitze Fleece-Jacken, weil ihm kalt war. Er schlug Essenseinladungen aus, und er soll sich vor der Rückreise gefürchtet haben. „Hier kann man nur verlieren“, sagte er in einem Telefonat mit einem Freund. Die chinesische Geschäftspartnerin Xu Liu gab in dem Zusammenhang zu Protokoll (das dem KURIER vorliegt): „Die Arbeit, die Herr Bernhard in China durchführte, hatte mit Schmuggel zu tun.“
„Mein Sohn war ein sehr korrekter Mensch. Er hat nichts über seine Arbeit erzählt, das fiel alles unter Geheimhaltung“, sagt Vater Herbert Wirthig. Aber er ist überzeugt, dass sein Tod im Zusammenhang mit dem Job steht. Die betroffene Firma reagierte trotz zweier KURIER-Anfragen nicht.
„Einen Tag vor der Abreise hat er sich noch einen Flachbild-Fernseher für die Fußball-EM gekauft und sogar eine Versicherung über mehrere Jahre dafür abgeschlossen“, sagt Herbert Wirthig. Ein Freund beschreibt ihn so: Er sei lebensbejahend und zielstrebig gewesen.
Vater Herbert Wirthig fordert Aufklärung – parlamentarische Anfragen der FPÖ an mehrere Ministerien brachten bisher allerdings kein Licht ins Dunkel.
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