Doppelmord-Alarm um Mutter und Tochter: Vater dringend tatverdächtig
Keine 48 Stunden sind vergangen, als es am Freitagmorgen in Wien erneut zu einem Mordalarm kam.
Nachdem am Mittwochnachmittag zunächst ein Mann offenbar zum Opfer der Balkan-Mafia geworden war, schlug die Mutter einer 51-Jährigen am Freitag bei der Polizei Alarm, da sie sich Sorgen um ihre Tochter machte.
Die Polizisten zögerten nicht und fuhren um 7 Uhr morgens nach Wien-Erdberg und verschafften sich Zutritt zur genannten Adresse. Dort machten die Beamten dann einen grausigen Fund: Sie stießen auf zwei leblose Personen. Es handelte sich um die 51-jährige Juristin und ihre 13-jährige Tochter.
Jede Hilfe kam zu spät
Bei beiden Frauen konnte jedoch nur mehr der Tod festgestellt werden. "Wir wurden um 7.20 Uhr alarmiert. Als wir vor Ort eintrafen, waren beide Personen schon tot", erklärte ein Sprecher der Rettung im KURIER-Gespräch.
Aufgrund der vorliegenden Verletzungen - offenbar dürfte es sich um eine Tat mit stumpfer Gewalteinwirkung gehandelt haben - muss von einem Tötungsdelikt ausgegangen werden, hieß es von der Polizei. "Wir gehen von einem Doppelmord aus", sagte ein Polizeisprecher auf KURIER-Anfrage. Die Toten waren offenbar im Vorraum der Wohnung entdeckt worden.
Die Frauen dürften aber wohl erschlagen bzw. erdrosselt worden sein.
Angst und Schock bei Nachbarn
Während die Polizei zu Details schweigt, zeigten sich Nachbarn der Ermordeten bei einem KURIER-Lokalaugenschein schockiert. Nadine, die auch im Haus wohnt, kennt die Familie gut – sie hat vor rund sechs Jahren regelmäßig auf die Tochter aufgepasst. „Immer, wenn ich das Mädchen im Gang gesehen hab, hab ich mir gedacht, was sie für eine coole junge Frau ist. Und dass ihre Zukunft sicher super wird.“ Umso geschockter sei sie gewesen, als sie die Nachricht vom Tod der 13-Jährigen und ihrer Mutter gehört habe.
Das Mädchen sei ein sehr freundliches, offenes und kommunikatives Kind gewesen, das sich leicht für Dinge begeistern konnte. „Vater und Tochter sind auch oft zusammen laufen gegangen. Ich hab immer das Gefühl gehabt, Tochter und Mutter fühlen sich wohl, auch die Beziehung zwischen den Eheleuten war unauffällig“, erzählt Nadine. Das seien aber nur Beobachtungen von außen gewesen, betont die junge Frau.
Das Verhältnis der Hausgemeinschaft dürfte grundsätzlich ein gutes gewesen sein: „Ich kenne die Familie recht gut, wir haben alle ein gutes Verhältnis zueinander im Haus. Wir nehmen auch oft die Pakete füreinander entgegen, man grüßt sich auch immer, wenn man im Stiegenhaus trifft. Das ist so eine nette und höfliche Familie, auch was die Beziehung der Ehepartner betrifft wäre mir nie etwas aufgefallen. Wir sind sehr schockiert über das, was passiert ist“, erzählte eine andere Nachbarin, die ihren Namen aber nicht in der Zeitung lesen wollte.
Krisensitzung in Schule
Die 13-Jährige ging in der Nähe der Wohnung auch zur Schule. Dort saß der Schock am Freitag tief, am Nachmittag lief eine Krisensitzung. Aus der Schule hieß es, man müsse die Ereignisse erst selber verarbeiten.
Das Landeskriminalamt Wien, spezialisiert auf den Bereich Leib und Leben, übernahm die Ermittlungen in dem Fall. Details zum möglichen Täter werden vorerst mit Vorsicht preisgegeben. "Die Ermittlungen erstrecken sich auf den familiären Umkreis der Opfer", hieß es seitens der Polizei.
Der Täter dürfte aber nachwievor auf der Flucht sein. Ob der Ehemann der Frau und Vater der 13-Jährigen zum Kreis der Verdächtigen zählt, ist unklar. Er soll jedenfalls mit den beiden bis zum Schluss in der Wohnung gelebt haben. Einen Kontakt zu ihm konnte die Polizei nicht herstellen.
Mit einem Obduktionsergebnis der beiden Toten wird am Samstagvormittag gerechnet.
Drei Frauen heuer bereits getötet
Es handelt sich um die zweite und dritte Tötung von Frauen in diesem Jahr in Österreich. Am 25. Jänner hatte ein 78-Jähriger in Zell am Ziller im Tiroler Zillertal in der gemeinsamen Wohnung seine stark pflegebedürftige, 72-jährige Frau erstickt und anschließend Suizid verübt. Die beiden Toten wurden von der Tochter, die im selben Haus wohnt, aufgefunden.
Hilfe für Betroffene
In Österreich finden Frauen, die Gewalt erleben, u. a. Hilfe und Informationen bei der Frauen-Helpline unter: 0800-222-555, www.frauenhelpline.at; beim Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) unter www.aoef.at; der Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie/Gewaltschutzzentrum Wien: www.interventionsstelle-wien.at und beim 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien: 01-71719 sowie beim Frauenhaus-Notruf unter 057722 und den Österreichischen Gewaltschutzzentren: 0800/700-217; Polizei-Notruf: 133
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