Frau E. ist mit ihrer Situation nicht alleine. 28 Prozent der alleinlebenden Frauen in Pension sind laut Caritas armutsgefährdet. Sie haben im Schnitt rund 920 Euro brutto weniger im Monat als Männer. „Das liegt daran, dass Frauen über ihren gesamten Lebenslauf benachteiligt sind. Frauen übernehmen etwa den Großteil der Care-Arbeit“, sagt Anna Parr, Generalsekretärin der Caritas Österreich.
Alleinerzieherinnen besonders betroffen
Wie der KURIER vor wenigen Tagen berichtete, zeigt sich das unter anderem auch bei den 855 Klienten in den Sozialberatungsstellen in Eisenstadt, Neusiedl, Oberwart und Güssing. Zwei Drittel der Ersthilfesuchenden sind Frauen, viele davon Alleinerzieherinnen. Geld für das Alter zurückzulegen, ist keine Option, wenn es schon im Jetzt nicht reicht.
Anfang des Jahres gaben laut Statistik Austria 32 Prozent der Alleinerzieherinnen an, Schwierigkeiten zu haben, mit ihrem Einkommen auszukommen. Frau E. hat einige Jahre im Ausland gearbeitet, als Lehrerin. Allerdings nur wenige Stunden, sie hatte schließlich auch Kinder. Nach Österreich sei sie zurückgekommen, um ihre kranke Mutter zu pflegen.
Nach ihrem Tod habe sie psychologisch betreut werden müssen. „Ich war nicht mehr in der Lage, ins Berufsleben zurückzukehren“, erzählt sie. Einkaufen geht die Pensionistin in den Sozialmarkt, Kleidung kauft sie bei Humana. Dank des Kulturpasses kann sie gratis in Museen oder ins Kino gehen.
Mit dem Mobilpass kann sie um 18 Euro im Monat die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen. „Mit dem kann man auch in der Volkshochschule günstigere Kurse besuchen“, hat Frau E. herausgefunden. Sie hat einen Französischkurs absolviert, um 7 Euro. Der reguläre Preis wäre 60 Euro gewesen und damit für sie keinesfalls leistbar.
Einsamkeit verhindern
Mit all diesen Aktivitäten entgeht sie einer großen Gefahr, die mit Armut oft einhergeht: der Einsamkeit. Wenige finanzielle Möglichkeiten, Ausgrenzung, Scham, all das führt dazu, dass sich armutsbetroffene Menschen oft zurückziehen und dadurch auch die psychische Last alleine tragen müssen.
Diese Last, die spürt Frau E. auch. Es gibt viele Unterstützungsmöglichkeiten, aber diese zu finden und sich auch darum zu kümmern, sei mit sehr viel Druck verbunden. Oder auch mit Herausforderungen.
Notwendige Dokumente auszufüllen, sei etwa oft gar nicht so einfach, wenn man nicht computerfit ist – oder man, wie Frau E., aus finanziellen Gründen gar keinen Computer hat. Bekannte um Hilfe zu bitten, ist mit einer großen Schwelle verbunden, schließlich muss man da offenlegen, wie es finanziell wirklich aussieht.
Unvorhergesehene Ausgaben
Wenn unvorhersehbare Ausgaben, kaputte Elektrogeräte oder steigende Energierechnungen hinzukommen, sei es ohne Einrichtungen wie der Sozialberatung gar nicht mehr zu schaffen.
Von all diesen Sorgen wäre Frau E. gerne befreit. Nicht einmal für sich. „Ich habe mittlerweile Freunde, die an Krebs erkrankt sind. Meine Energie würde ich lieber darauf verwenden, für sie da zu sein.“
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