Millionenpoker um neue Casinos
Wien und NÖ werden schön langsam zur Glücksspiel-Oase: In der Hauptstadt sollen 2015 zwei zusätzliche Casinos gebaut werden und Niederösterreich wird ein eines, zusätzlich zum Casino Baden, bekommen.
Bevor jedoch die neuen Spielstätten gebaut werden, entwickelt sich der Kampf um die – vom Staat vergebenen – Casino-Lizenzen zum Zocker-Krimi. Weder die Casinos Austria noch der Gumpoldskirchner Glücksspiel-Konzern Novomatic wollen sich in die Karten schauen lassen – Pokerface ist angesagt. Auch Manfred Semelka, Sprecher des zuständigen Finanzministeriums schweigt: "Kein Kommentar zu einem laufenden Verfahren."
Der Zuschlag hätte diese Woche erteilt werden sollen. Doch das Lizenzverfahren wurde verlängert. Das Ministerium räumt den Konzessions-Werbern ein, sich zu ihren eigenen Vorhaben sowie den Konkurrenzprojekten ein weiteres Mal zu äußern. Branchenvertreter hoffen, dass die Konzessionen vor der letzten Nationalratssitzung vor dem Sommer am 10. Juli vergeben werden. Um diese Standorte dreht sich der Millionenpoker:
Wiener Prater: Casinos Austria und Novomatik bemühen sich um die Wiener Nord-Konzession. Während die Casinos einen Spielertempel in der Nähe des Riesenrades errichten wollen, setzt Novomatic auf einen Bau an der Prater Hauptallee. Der Konzern betreibt bereits ein Prater-Casino mit 430 Spielautomaten. Mit dem zweiten Standort wären es dann beinahe doppelt so viele. Riesenrad-Eigentümer Peter Petritsch denkt auch an die städtebauliche Komponente: "Alles was Gäste in den Prater bringt, ist zu begrüßen. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass ein Gebäude neben dem Riesenrad genehmigt wird. Im übrigen gibt es am Riesenradplatz genug räumliche Kapazitäten."
Gleichzeitig suchte der ehemalige Monopolist, die Casinos Austria, auch für den Standort Längenfeldgasse im 15. Bezirk an. Das Gebäude an der Linken Wienzeile gehört der Bundesimmobiliengesellschaft BIG und könnte statt einem Gymnasium zu einem Spieler-Palast werden.
Novomatic will neben dem Wurstel- auch im Böhmischen Prater weiter zocken lassen. Dabei soll das Casino "Monte Laa" zusätzlich 220 Automaten bekommen. Dagegen läuft jedoch die VP-Favoriten Sturm.
In der Wiener City wollen zwei weitere Konsortien mitmischen. Das Hotel Intercontinental (Century Casinos) und das Palais Schwarzenberg (Automatenkonzern Gauselmann) kämpfen um je eine Konzession.
Die einzige Konzession für Niederösterreich wird zwischen Krems (Casinos Austria) und Bruck an der Leitha (Novomatic) vergeben. Die Grünen lehnen ein "Klein-Las-Vegas in Carnuntum" aber vehement ab.
Es war ein innerparteilicher Coup am Landesparteitag der SPÖ in Wien: Die Sektion 8 (Wien-Alsergrund) überzeugte vor drei Jahren eine Mehrheit der Genossen, das kleine Glücksspiel zu verbannen. Zur Erklärung: Das Glücksspielgesetz gibt dem Bund zwar das Monopol zur Vergabe von Glücksspiel-Lizenzen, den Ländern räumt es aber ein, das sogenannte Automaten- oder kleine Glücksspiel selbst zu regeln. In Wien war sich die rot-grüne Stadtregierung einig, die Automaten mit Ende dieses Jahres aus der Bundeshauptstadt zu verbannen.
Oder doch nicht? Bürgermeister Michael Häupl ließ kurz Zweifel am Fahrplan aufkommen. Einem Bericht zufolge kokettierte das Stadtoberhaupt damit, größere Spielsalons auf landesgesetzlicher Basis doch noch zu erlauben. Das Dementi seines Sprechers erfolgte sofort – der Beschluss werde nicht aufgeweicht. Es handle sich um „ein Missverständnis“. Ein dezidiertes Verbot kommt aber nicht. Rot-Grün entschied sich dafür, kein neues Landesgesetz zu beschließen. Für neue Automaten fehlt damit die Gesetzesgrundlage – alte laufen aus. Die Stadt verdiente bisher an den Automaten: Die Landesabgabe besserte das Budget um 55 Millionen Euro (0,5 Prozent) auf.
Ablaufdatum
Läuft alles nach Plan, ist die Stadt ab 1. Jänner 2015 automatenfrei (mit Ausnahme der Casinos). Dagegen könnte es Widerstand von Automatenbetreibern geben. Wie der Automatenverband gegenüber dem KURIER erklärt, gibt es eine derzeit nicht überschaubare Anzahl an Lizenzen, die noch mehrere Jahre – bis 2019 – laufen würden. „Wird mir der Betrieb verboten, ist das ein Vertragsbruch“, sagt ein Betreiber, der anonym bleiben will. Im Büro der zuständigen Stadträtin Ulli Sima betont man die klare Rechtslage: „Im Glücksspielgesetz ist geregelt, dass mit Ende 2014 alle Landeslizenzen auslaufen“, erklärt Sprecher Nikolai Moser.
Glücksspiele werden sich in der Bundeshauptstadt zukünftig auf wenige Orte konzentrieren. Derzeit läuft die Vergabe von drei Lizenzen für Großcasinos (rund 1500 Automaten) durch den Bund (Anm. in Wien gibt es derzeit nur ein Großcasino in der Kärntner Straße). Mehrere Bewerber rittern um die Lizenzen (siehe oben).
In Salzburg, Tirol und Vorarlberg ist das kleine Glücksspiel verboten. Oberösterreich und das Burgenland haben es hingegen liberalisiert, in Kärnten, der Steiermark und Niederösterreich ist es erlaubt.
Casinos kennen keine Krise. Der Spielpalast der Casinos Austria auf der Kärntner Straße in Wien wird umgebaut. Direktor Reinhard Deiring spricht von mehr als soliden Umsätzen am City-Standort: „Wir freuen uns, verstärkt internationale Gäste begrüßen zu dürfen. Spieler aus Russland, Asien und dem Arabischen Raum setzten bei uns immer häufiger auf ihr Glück.“
Der Anteil an ausländischen Spielern beträgt auf der Kärntner Straße 55 Prozent. Vor sechs Jahren lag er noch bei 40 Prozent. Ausländisches Publikum sieht den Casino-Besuch als Erlebnis-Event. „Daher wird das Haus um einen siebenstelligen Euro-Betrag modernisiert“, erklärt Deiring.
Vor allem der Restaurantbereich und die Küche werden von Grund auf umgestaltet. Zwei Salons für gesamt 65 Gäste laden in den Farben Rot und Grau zur entspannten Kulinarik. Die Möbel sollen Lounge-Charakter vermitteln. Vergoldete Spiegelrahmen erinnern an den Palais-Stil. Venezianische, matte Glasleuchten aus Murano geben den Räumen ruhige Helligkeit. Für den Umbau verantwortlich zeichnet Architekt Michael Manzenreiter. Er sorgte bereits für die Neugestaltung des Opernballs mit dem Red Carpet und der Pink Bar.
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