Mieter kämpfen für Denkmalschutz und gegen ihre Kündigungen

Stephan Eibel, Gaelle Knibbeler, Walther Götlinger, Winfried Freund „lieben ihr Haus“ in der Schwertgasse
Der Dach-Ausbau des Hauses "Zu den sieben Schwertern" ist vom Tisch. Ins Erdgeschoß zog ein Edel-Bordell.

Fast hätte es ein Happy End gegeben. Aber eben nur fast.

Seit 2011 kämpfen Bewohner des Hauses "Zu den sieben Schwertern" in der Schwertgasse 3 im ersten Bezirk gegen einen geplanten Dachausbau. Denn das denkmal- und ensemblegeschützte Haus stammt aus dem Barock, wie auch auf einer Hinweistafel der Stadt, die an dem Haus angebracht ist, zu lesen ist. Seit Kurzem liegt nun auch ein Gutachten aus dem Kulturministerium vor – und das gibt den Mietern Recht. "Der beantragten Bewilligung für die Veränderung" könne nicht stattgegeben werden. Dem "originalen Dachstuhl als wesentlicher und integraler Bestandteil des Denkmals" komme "besondere Bedeutung" zu.

"Das ist die Rache"

Doch seit die Mieter für den Erhalt ihres denkmalgeschützten Hauses kämpfen, wurden zwei von ihnen auch gekündigt – und das gleich mehrfach. Einer der Mieter wohnt seit seiner Geburt im Jahre 1947 in dem Haus – mittlerweile im Dachgeschoß. Das erste Kündigungsschreiben erreichte ihn 2011 – die Kündigung wurde später zurückgezogen. Die zweite kam im Oktober 2012, die dritte im Dezember 2015. Grund: "Unleidliches Verhalten" des Mieters – obwohl dieser noch bis Anfang der 2000er-Jahre "Hausvertrauensmann" war.

Mieter kämpfen für Denkmalschutz und gegen ihre Kündigungen
Schwertgasse 3

Der zweite Mieter, der ebenfalls gekündigt wurde, wohnt seit 43 Jahren im Haus in der Schwertgasse – ebenfalls im Dachgeschoß. Er erhielt das erste Kündigungsschreiben im Jänner 2016, das zweite Anfang des Monats – inklusive Räumungsklage. Der Grund: Der Mieter bewohne seine Wohnung gar nicht.

"Das ist jetzt die Rache dafür, dass wir den Dachausbau verhindert haben", sagen einige Mieter. Den Mietern liegt viel an "ihrem" Haus – viele, erzählen sie, hätten die Wohnungen einst in "Kategorie D – unbrauchbar" übernommen. Ohne Bad, teilweise mit WC. Sie hätten nicht nur ihre eigenen Wohnungen auf Kategorie A renoviert, sondern oft auch 16-fache des Richtmietzinses bezahlt – und zwar freiwillig, um die Instandhaltungsarbeiten an dem Barockjuwel zu finanzieren. Seit einigen Monaten befindet sich im Erdgeschoß des Hauses auch ein ein Bordell. "Das ist eine übliche Methode, um Mieter zu provozieren", sagen die Parteien aus der Schwertgasse. "Aber da sind sie bei uns falsch. Uns stört das nicht wahnsinnig."

Laut Polizei Wien ist das "gehobene Bordell korrekt angemeldet und erfüllt alle Auflagen."

Eigentümer des Hauses ist Ex-Palmers-Vorstand Rudolf Humer (Humer Privatstiftung). Aus seinem Büro heißt es, das Bordell sei als „Massage-Studio“ vorgestellt worden, betrieben von einer Humanenergetikerin. Die gekündigten Mieter würden „seit Jahren massiven Terror gegen andere Mieter und die Hausinhabung“ ausüben. Ein Mieter hätte sich „widerrechtlich zusätzliche Flächen angeeignet“, ein anderer hätte seine Wohnung verbotenerweise untervermietet. Ein Mieter würde für seine 150-Quadratmeter-Wohnung "nicht einmal 1 €/m²" zahlen.

Aktuell wohnen laut Mietern neun Parteien im Haus. Drei Wohnungen werden auf der Online-Buchungsplattform booking.com vermietet. Laut Humer Privatstiftung sei das das "gute Recht der Mieterin, da sie über alle Genehmigungen verfügt." Die Wohnungen würden an sie zu einem "ortsüblichen Hauptmietzins" vermietet. Vier weitere Wohnungen stehen leer – sie werden laut Eigentümer saniert.

Eigentümer des Hauses ist Ex-Palmers-Vorstand Rudolf Humer (Humer Privatstiftung). Aus seinem Büro heißt es, das Bordell sei als „Massage-Studio“ vorgestellt worden, betrieben von einer Humanenergetikerin. Die gekündigten Mieter würden „seit Jahren massiven Terror gegen andere Mieter und die Hausinhabung“ ausüben. Ein Mieter hätte sich „widerrechtlich zusätzliche Flächen angeeignet“, ein anderer hätte seine Wohnung verbotenerweise untervermietet. Aktuell wohnen laut Mietern neun Parteien im Haus. Drei Wohnungen werden auf der Online-Buchungsplattform booking.com vermietet – vier weitere Wohnungen stehen leer – sie werden laut Eigentümer saniert.

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