Dort angekommen, versucht sich der Bürgermeister gemeinsam mit den Führungsstäben der Einsatzkräfte einen Überblick über die Lage zu verschaffen. Ludwig: „Gegen 20.30 Uhr war klar, dass es sich um einen Terroranschlag handelt. Man hat auch schon gewusst, dass es Verletzte und Tote gibt. Es war zu dieser Zeit aber noch nicht klar, ob es ein Einzeltäter ist oder ob es sich um Gruppen handelt, die an verschiedenen Stellen tätig sind.“
Chaotische Minuten
Die folgenden Minuten bezeichnet Michael Ludwig rückblickend als „Chaos-Situation“. Es sei befürchtet worden, dass die Schüsse beim Schwedenplatz nur eine Ablenkung für einen weiteren, noch größeren Anschlag in einem anderen Stadtteil gewesen sein könnten. „Die Telefonate, die in der Einsatzzentrale eingetroffen sind, haben solche Befürchtungen bestärkt“, schildert der Bürgermeister.
Inmitten der hektischen und unsicheren Lage mussten Entscheidungen von großer Tragweite getroffen werden – etwa, ob die Öffis in Wien weiter fahren sollten oder nicht.
Öffis weiterfahren lassen oder nicht?
Es galt abzuwägen, ob man einen Anschlag in einem voll besetzten U-Bahn- oder Straßenwagenwaggon riskiert, oder Tausenden Menschen die Möglichkeit nimmt, mit den Wiener Linien der Gefahrenzone in der Innenstadt zu entkommen.
Michael Ludwig entschied sich dafür, den öffentlichen Verkehr aufrecht zu erhalten: „Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu sagen "Bitte fahrt weiter", das ist eine große Verantwortung, die man in dieser Situation spürt“.
Den Einsatz der Wiener Linien-Bediensteten in der Terrornacht wertet Ludwig als „ein Beispiel dafür, dass das Miteinander in der Stadt Wien gut funktioniert. Dass Menschen dazu bereit sind, sich einzusetzen, auch wenn sie die eigene Gesundheit und das eigene Leben gefährden, um Menschen in Sicherheit zu bringen.“
Die Geschlossenheit innerhalb der Wiener Bevölkerung nach dem Terroranschlag, über Religions- und Parteigrenzen hinweg, sieht Ludwig als Zeichen dafür, dass sich die Stadt „von einem solchen Terroranschlag nicht in die Knie zwingen lässt. Terror erreicht bei uns nichts“.
Was den Sicherheitsapparat betrifft, habe es aber sehr wohl Lehren und Konsequenzen gegeben, räumt der Wiener Bürgermeister ein. Präventivmaßnahmen gegen Terror müssten auch laufend an neue Bedrohungen angepasst werden.
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