Mehr Zugpendler dank Parkpickerl

Mehr Zugpendler dank Parkpickerl
Vassilakou kündigt eine Verlängerung der S-Bahnen an. Dichtere Frequenzen seien allerdings kaum möglich.

Die Ausweitung des Parkpickerls in Wien hat eine Reihe von Pendlern aus dem Umland auf Züge umsteigen lassen. Dies belegt eine Studie des Verkehrsclub Österreich (VCÖ). Im Vergleich zum Oktober 2011 seien nun auf der A2 (Südostautobahn) knapp 5.700 Autos weniger pro Werktag unterwegs. Auf der A1 (Westautobahn) zählte man 672 und auf der A23 (Südosttangente) gut 900 Pkw weniger.

Wiens grüne Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou kündigte nun einen Ausbau im städtischen S-Bahn-Netz an. Die Verhandlungen mit den ÖBB über den neuen "Verkehrsdienstevertrag" sind im Finale. Dieser werde "vieles an Verbesserungen" beinhalten. "Es geht hier um Verlängerungen von Linien auf dem bestehenden Schienennetz", sagte Vassilakou in einem Interview mit der APA.

Auf Details wollte sich die Ressortchefin noch nicht einlassen. Hier müsse man noch warten, "bis alles fixiert ist". Die ÖBB wollen die neuen Fahrpläne für Wien, Niederösterreich und das Burgenland am kommenden Montag der Öffentlichkeit präsentieren. Dichtere Frequenzen dürften sich in der Bundeshauptstadt allerdings in Grenzen halten. "Da innerhalb Wiens die Stammstrecke bereits überlastet ist, gibt es kaum noch Potenziale für Taktverdichtungen", gab Vassilakou zu bedenken.

Anrainer verstellen Pendler-Garagen

Für Pendler will die Verkehrsstadträtin auch Kapazitäten in Parkgaragen bei Öffi-Stationen freischaufeln. Diese würden derzeit oft von Anrainern verstellt, da diese "draufgekommen sind, dass der Monatspreis für einen Abstellplatz in einer P&R-Anlage wesentlich günstiger ist als alles andere, was in der Stadt angeboten wird. Das hat die P&R-Anlagen von jenem Zweck entfremdet, für den sie errichtet wurden."

Man arbeite hier gerade an einer Lösung. Außerdem will die Stadt "kurzfristig Areale ausfindig machen, die Pendler für das Abstellen von Autos nutzen können" und die mittelfristig auch mit Parkdecks überbaut werden könnten.

Experten arbeiten an neuem Modell

Neuigkeiten soll es bald auch in Bezug auf ein neues Parkraumbewirtschaftungsmodell geben. Dieses wird derzeit von Experten erarbeitet, die Wiener sollen im Frühjahr bei der Volksbefragung darüber abstimmen. Vassilakou rechnet mit einer "ersten Rohfassung" noch im heurigen Jahr: "Wir haben noch zwei Sitzungen zu bestreiten, dann werden wir mit den Inhalten durch sein."

Ob es beim künftigen Pickerl oder Parkschein auf eine Preisstaffelung - also je näher zum Zentrum, desto teurer - hinauslaufe, wollte die Ressortchefin nicht bestätigen. Nur soviel: "Zonenmodelle sind sehr wohl Thema. Ideen dazu sind von mehreren Seiten eingebracht worden - von den Grünen, der SPÖ, dem ÖAMTC und den Verkehrsexperten." Sie wolle aber nichts vorwegnehmen.

Handlungsbedarf im 13., 18. und 19. Bezirk

Nach wie vor akuten Handlungsbedarf ortet Vassilakou indes in jenen ÖVP-geführten Bezirken entlang des West-Gürtels, die noch kein Parkpickerl haben. "Meine Haltung hat sich nicht geändert: Ich meine, dass wir die entstandene Verdrängung am Besten in den Griff kriegen, wen wir die Bewirtschaftung auf den 18. und auf Teile des 13. und 19. Bezirks ausweiten." Das geht freilich nur mit Zustimmung der Bezirke.

Die drei Bezirkschefs haben für den Freitag ein Treffen mit Vassilakou vereinbart. Dort sollen Argumente ausgetauscht werden. Besonders unter Druck steht Währing, wo sich Vorsteher Karl Homole (V) weiter gegen ein Pickerl wehrt - wenn auch nicht mehr ganz so vehement. Er kann sich mittlerweile vorstellen, unter Umständen eine weitere Anrainerbefragung durchzuführen.

Theoretisch könnten SPÖ und Grüne bereits Mitte Dezember im Bezirksparlament dank gemeinsamer Mandatsmehrheit die Einführung von Parkgebühren beschließen und Homole so überstimmen. Ob sie für eine derartige Vorgangsweise plädiere, wollte Vassilakou nicht kommentieren. "Das Allerletzte, was ich tue, ist, mich in irgendwelche Bezirkskompetenzen einzumischen. " Die aktuelle Situation im 18. Bezirk verlange nach der Einführung des Pickerls - jedoch: "Ob man sich dem anschließt oder nicht, muss jeder Bezirksrat für sich entscheiden."

Pickerl für ausgeweitete Zonen ab sofort

Mit Jahresbeginn 2013 werden die seit Oktober bestehenden flächendeckenden Kurzparkzonen in Penzing, Ottakring und Hernals bekanntlich erneut - und zwar teils bis an den Wienerwald - ausgeweitet. Anrainer können ab sofort ein Parkpickerl, also die Ausnahmegenehmigung für eine dauerhafte Abstellmöglichkeit, beantragen. Die Bestellung ist im Internet oder persönlich im jeweiligen Bezirksamt möglich.

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