Mehr Raum für obdachlose Frauen

Mehr Raum für obdachlose Frauen
Anteil wohnungsloser Frauen nimmt zu / Neues Quartier „Obdach Favorita“ eröffnet

Janinas Geschichte ist typisch.

Typisch dafür, wie eine Frau in die Obdach- oder Wohnungslosigkeit gerät.

Ein dreiviertel Jahr war die 37-jährige Deutsche mit ihrem Freund aus Österreich zusammen, dann wollten beide in Wien zusammenziehen. Janina kündigte ihre Wohnung in Deutschland  und zog nach Wien. Doch kurz nach dem Einzug hat sie ihr Freund hinausgeschmissen.

„Ohne Geld, ohne Arbeit, ohne Wohnung, ohne alles“, sagt Janina. Seit Montag lebt sie im „Obdach Favorita“. Die Unterkunft für  wohnungslose Frauen, Familien und Flüchtlinge  in der Laxenburger Straße wurde am Donnerstag eröffnet.

Mehr Raum für obdachlose Frauen

Im einstigen Arbeiterwohnhaus und späteren „Hotel Favorita“ ist Platz für 360 Personen, derzeit leben etwas mehr als 300 dort. 125 Plätze sind von Familien belegt, 163 von anerkannten Flüchtlingen und 21 von obdachlosen Frauen (demnächst wird auf 28 aufgestockt).

„Die Bewohnerinnen und Bewohner mögen unterschiedlicher Herkunft sein, aber ihr Ziel ist dasselbe: Wieder auf eigenen Beinen stehen zu können“, sagt Anita Bauer, Geschäftsführerin des Fonds Soziales Wien (FSW).

Mehr Raum für obdachlose Frauen

Stadtrat Peter Hacker (SPÖ), Obdach Wien-Chefin Doris Czamay und FSW-Geschäftsführerin Anita Bauer

Lange hat  sich Wien in der Betreuung von Obdachlosen vor allem um  Männer gekümmert: „Vor 10, 15 Jahren lag der Männeranteil in unseren Einrichtungen bei 80 Prozent.  Und dann haben wir uns gefragt: Warum kommen die Frauen nicht zu uns?“, sagt der zuständige Stadtrat Peter Hacker (SPÖ). Die Antwort: Es fehlten frauenspezifische Angebote.

Mittlerweile hat sich das Angebot verbessert und der Frauenanteil in den Betreuungseinrichtungen für Obdach- und Wohnungslose des FSW auf knapp ein Drittel erhöht (wie die folgende Grafik zeigt) – laut Hacker ein „gutes Zeichen“. „Das heißt, wir erreichen jetzt mehr Frauen“, sagt FSW-Chefin Bauer.

Mehr Raum für obdachlose Frauen

Obdach- und Wohnungslosigkeit zeigt sich bei Frauen anders als bei Männern. Oft ist sie mit einer Gewalterfahrung oder Zweckpartnerschaft verbunden: Etwa wenn Frauen, die gemeinsam mit ihren Partnern wohnen, nicht in den Mietverträgen eingetragen sind. Im Falle einer Trennung sind sie es dann, die gehen müssen.

Wer nicht (länger) bei Freunden oder Familie unterkommt, geht mitunter die nächste Partnerschaft ein,  um ein Dach über dem Kopf zu bekommen. „Das ist etwas, das sich häufig wiederholt“, sagt Gabriele Mechovsky von Obdach Favorita. Sie leitete vor ihrer Tätigkeit im „Favorita“ das Tageszentrum „Ester“ für obdachlose Frauen.

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Die Familienwohnung im "Favorita" besteht aus einem Schlafzimmer, eigenem Bad und eigener kleiner Küche

Die 21 Frauen-Plätze im „Favorita“ liegen in einem eigenen Stockwerk, das nur für die Frauen zugänglich ist. Bis zu drei Monate können Bewohnerinnen dort leben.  In der Zeit wird mit Sozialarbeitern und Sozialarbeiterinnen abgeklärt, was die Bewohnerinnen brauchen, um wieder selbstständig wohnen zu können.  

Janina aus Deutschland  hat nächste Woche einen Termin bei der Sozial- und Rückkehrberatung. „Ich werde zurück nach Deutschland gehen“, sagt sie. Bis sie dort einen neue Wohnung gefunden hat, will sie bei einem Freund unterkommen. 

Infos & Spenden

Obdach Favorita

Die Unterkunft (10., Laxenburger Straße 8-10) bietet Platz für wohnungslose Frauen, Familien und anerkannte Flüchtlinge.
Im Haus befindet sich auch die „Bike Kitchen“, eine Fahrradwerkstatt, in der Menschen mit Fluchterfahrung Räder reparieren und sich so auf den Arbeitsmarkt vorbereiten sollen.

Obdach Ester

Auch das Tageszentrum „Ester“ (6., Esterhazygasse 18) bietet obdachlosen Frauen Raum. Männer haben dort keinen Zutritt.

Spendenkonto: Obdach Wien gemeinnützige GmbH: IBAN: AT18 2011 1296 5118 1000

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In der "Bike Kitchen" von Obdach Favorita

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